Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Emerenz Meier…

… wurde am 3. Oktober 1874 als fünftes von acht Kindern eines Wirtsleut-/Bauernehepaars in Waldkirchen geboren, einem kleinen Dorf im Bayerischen Wald. Das Leben der Familie war von harter Arbeit und bescheidenen Verhältnissen bestimmt. Das Mädel besuchte die Volksschule der Englischen Fräulein im Ort, und begann bereits sehr früh, sich für die Dichtkunst zu interessieren. Sie verehrte Goethe, Schiller, Heine und Homer und verfasste schon im Kindesalter erste Gedichte, die von ihren Eltern verächtlich als „närrische Verslmacherei“ abgetan wurden…

… Emerenz arbeitete in ihrer Kindheit und Jugend hart als Bedienung, Magd und Hüterin. Nachdem die älteste Schwester 1890 das elterliche Anwesen übernommen hatte, siedelte die Familie nach Oberndorf um, dort hatte der Vater einen Bauernhof erworben. Man bürdete ihr noch mehr Pflichten auf, dennoch fand sie immer wieder Zeit, sich in ihrem „Dichterstüberl“ unterm Dach des Hofes dem Lesen, Schreiben und Studieren zu widmen…

… Dank der Bekanntschaft mit der Frau eines Magistratsbeamten wurden ab 1893 die Erzählungen der jungen Frau regelmäßig in Zeitungen veröffentlicht, ein Feriengast, ein Professor der Literaturgeschichte, stellte im Herbst 1896 vier längere Geschichten zu einem Buch mit dem Titel „Aus dem Bayerischen Wald“ zusammen. Eine enge Freundschaft mit dem Arzt und Schriftsteller Hans Carossa entwickelte sich, Emerenz Meier wurde am Hof in München Prinz Ludwig Ferdinand und seiner Gattin Therese vorgestellt. Bei dieser Audienz erhielt sie zwar vom Prinzenpaar huldvoll eine Börse mit 200 Goldmark überreicht, das sehnlichst erhoffte Stipendium blieb ihr allerdings verwehrt…

… Nach einem kurzen Studienaufenthalt in Würzburg in den Fächern Buchhaltung, Englisch und Französisch zog sie nach Passau. Sie wandelte zwei ihrer Erzählungen in Theaterstücke um, die mit viel Erfolg aufgeführt wurden. Mithilfe eines Brauereibesitzers betrieb sie in der Drei-Flüsse-Stadt einige Jahre lang eine Künstlerkneipe, bevor sie 1906 mit ihrer Mutter dem bereits ausgewanderten Vater und Schwestern nach Amerika folgte, nach Chicago…

… Nur wenig später heiratete sie einen Auswanderer namens Joseph Schmoeller, dem sie 1908 einen Sohn gebar, Joseph Frank. 1910 starb ihr alkoholkranker Mann an Schwindsucht. Emerenz Meier ehelichte kurz danach den Schweden John Lindgren. In bitterer Armut in einer Mansardenwohnung hausend versuchte sie, sich und ihren Mann während der Prohibition durch das heimliche Brauen von Bier finanziell über Wasser zu halten. Sie verfasste ab 1919 viele Briefe, vor allem an ihre Waldkirchner Freundin Auguste Unertl, Gedichte, kleinere Erzählungen, von denen einige in deutschsprachigen Zeitungen in den USA veröffentlicht wurden. In ihrer Lyrik wandte sie sich immer leidenschaftlicher gegen Militarismus und den Kapitalismus. …

… Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie von vielen schweren Krankheiten gezeichnet. In ihrem letzten Brief an Auguste Unertl am 8. Oktober 1927 schrieb sie: „Ich bin nun 53 Jahre alt und möchte den Rest meines Lebens ans Schriftstellern verwenden, meine so lange gewaltsam unterdrückte Leidenschaft.“ Am 28. Februar 1928 starb sie an den Folgen einer Nierenentzündung…

… Emerenz Meiers Stil verkörpert erzählerisches Unbehagen, naturalistische Schärfe, sowie einen volkstümlichen Ton und gesellschaftskritische Untertöne. Viele AutorenInnen schätzen diese Künstlerin als Vorläuferin moderner Interpretationen und Stilarten…

https://regiowiki.pnp.de/wiki/Emerenz_Meier

Foto mit freundlicher Genehmigung von Wikipedia

[Weh über die Führer der Nationen]

 

Weh über die Führer der Nationen,

Die Henker im Frack, die Mörder auf Thronen!

Sie machen Geschichte, sie spinnen Netze,

Mit Hilfe der Presse, der feilen Metze.

 

Wenn faul Republiken und Monarchien,

Nach Freiheit und Aufklärung wird geschrien,

Dann heißt einen schneidigen Krieg erzeugen,

Der Revolution noch schnell vorzubeugen.

 

Dann treiben die Hirten die Herden zur Weide,

Zum Kampffeld hinaus, rum tollt euch im Streite!

Kühlt euer Mütchen, ein Volk am andern,

Uns aber laßt den Herrenpfad wandern!

 

Das tötet und würgt uns und wird getötet,

Die ganze Welt ist von Blut schon gerötet,

Sie kämpfen verzweifelt, Mann gegen Mann,

Hat keiner was dem andern getan.

 

Was hat euch, ihr Völker, mit Blindheit geschlagen,

Wann wird es in euren Gehirnen tagen,

Wann dringt in eure Seelen das Licht

Der echten Freiheit, die liebt, nicht ficht?

 

 Emerenz Meier


7 Antworten zu “Emerenz Meier…”

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