Das sind treue Freunde,
zeigen dir ihr Mitgefühl,
schenken dir ihr Vertrauen,
mimen nicht auf stur und kühl.
Pferde sind enorm ästhetisch,
edel, sauber, treu und klar.
Schenkst du ihnen Pfleg‘ und Liebe,
dann vertraun sie ganz und gar.
Pferde haben sanfte Seelen,
die doch sehr zerbrechlich sind.
Sie sind Wächter und Gefährte,
manchmal aber auch ein Kind.
(Norbert van Tiggelen)
… Ein blinder Wüstenscheich suchte lange Zeit vergebens nach der idealen arabischen Stute. Stets war er unzufrieden, wenn sein Sohn ihm die Pferde schilderte, die er sich angesehen hatte. Dann, eines Tages, kam sein Sohn zu ihm und stimmte begeistert folgenden Lobgesang an:…
„Der Ausdruck in ihren Augen gleicht der einer liebenden Frau; der Gang dem eines schönen Weibes; ihre Brust ist wie die eines Löwen; ihre Flanke wie die einer Gazelle. Sie ist die Trinkerin des Windes; sie trottet wie ein Wolf und galoppiert wie ein Fuchs; ihr Fell ist wie ein Spiegel, ihr Haar so dicht wie Federn auf Adlers Schwingen; ihr Huf ist so hart wie ein Stein, von dem man Feuer schlagen kann; sie ist sanft wie ein Lamm, aber wie ein Panther im Zorn wenn sie geschlagen oder gereizt wird. Ihre Nüstern sind geöffnet wie Blütenblätter einer Rose. Ihre Schultern verwandeln sich in Flügel, wenn sie rennt. Ihre Beine sind stark wie die eines wilden Straußes und bemuskelt wie jene des Kamels. Ihre Augenwimpern sind lang wie Gerstenähren und die Ohren wie die zweier Halbedelsteine eines Speerkopfes!“
Daraufhin sprach der blinde Scheich: „Mein Sohn, das ist das Pferd, nachdem ich so lange gesucht habe.“…
… des Jahres wurde am Freitag abend im Bayerischen Landgestüt Schwaiganger geboren. Da musste ich natürlich zuhause am Samstag, als ich davon erfuhr, sofort alles stehen und liegen lassen, und mich gen Süden begeben…
… Das zierliche, noch namenlose Pferdemädel ist der erste Nachwuchs der jungen braunen Stute Gwendolin. Eigentlich hätte es erst in etwa einer Woche das Licht der Welt erblicken sollen. Aber Gwendolin hatte wohl ihre eigene Ansicht bezüglich dieses Termins, und hat heimlich, ohne jegliche Hilfe, ihr Kleines abgefohlt…
… Das neugeborene winzige Pferdchen ist noch ein wenig wackelig und scheu, aber wohl geraten. Und in seiner Schönheit und Unschuld hat es meine Welt wieder gerade gerückt, die während der vergangenen Tage schmerzhafte Schlagseite erlitten hatte…
… „Mama, was frisst du da? Schmeckt das denn?“…
… „Ich hab‘ zwar a bisserl Angst, aber neugierig bin ich schon auch. Zum Glück kann ich mich hinter meiner Mama verstecken.“…
… „Ich weiß nicht – du riechst aber so gar nicht nach Pferd.“…
… „Könnt ich jetzt vielleicht endlich einmal a bisserl mei Ruah habn?“…
… Fast alle Bilder habe ich von der ersten Hälfte des Zugs gemacht. Danach lässt die Qualität der Wägen und Masken nach meinem Empfinden stets sehr stark nach. Die Musik aus den turmhohen Lautsprechern auf den Wägen ist schmerzvoll überlaut, und etliche Gaudiwurm-TeilnehmerInnen scheinen deutlich sichtbar recht fleißig mit alkoholischen Getränken „vorgeglüht“ zu haben. Deshalb habe ich mich nach einem Stünderl Zuschauen und Knipsen gepflegt zurückgezogen… 😉
… ging’s nach den Damischen Rittern und der Münchner Vorstadthochzeit 1905 beim Gaudiwurm zu, beim Vorbeiparadieren dieser hinreissend farbenfrohen, exotischen und phantasievollen Gruppe. Ich weiß leider nicht, wie sich diese Mädels-Formation nennt und woher sie stammt – aber sie anzusehen stimmt mich immer noch fröhlich…
… Im Jahr 1908 erfand Karl Arnold, ein „zuagroasta“ (eingewanderter) Karikaturist, ein gar außergewöhnliches Künstlerfest, einen Kostümball mit festgesetztem Thema: Die Parodie einer ehrbaren Vorstadthochzeit. Entstanden ist eine Festivität mit herausragendem Niveau. Am weißgedeckten Tisch sitzen die Braut, aus einem sogenannten „Glasscherbenviertel“ (ärmliches, verrufenes Wohngebiet) stammend, der Bräutigam, die Verwandtschaft, und in einem Kinderwagen befindet sich der bereits gezeugte Nachwuchs. Alter Tradition der Prinzregentenzeit folgend gibt es den Einzug des Veteranen- und Gesangsvereins, sowie die Parade der „Jungfrauen“ samt haarsträubend falscher Gesangseinlage. Es geht zu wie im richtigen Leben – die Festgäste lassen in ihrem Bestreben, sich möglichst fürnehm zu gerieren, kein Fettnäpfchen aus, es gibt rührselige Ansprachen, es wird geschmust, parliert, gesoffen, gefressen und gestritten. Volkssänger kommentieren das Geschehen mit satirischen Gstanzln (Scherzreime), natürlich dürfen auch gesalzene Seitenhiebe auf das aktuelle politische Geschehen keinesfalls fehlen. Und auf der Bühne wird ein kurzes, skurriles Theaterstück dargeboten, in welchem der Märchenkönig, Ludwig I., Ludwig Ganghofer und andere Größen der bayerischen Kultur und Geschichte auftreten…
… In den wilden Zwanzigern geriet die Vorstadthochzeit allmählich in Vergessenheit. Erst Ende der fünfziger Jahre erweckte ein Komitee den originellen und schrägen Kostümball wieder zum Leben. Seitdem gehören viele hoch angesehene Münchner KünstlerInnen zum Verein Münchner Vorstadthochzeit anno 1905 e. V. Der Ball findet allerdings nicht während des Karnevals statt, sondern wird im holden Frühling im Münchner Hofbräuhaus zelebriert. Kostüme in der Mode aus der „guadn oidn Zeit“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind Pflicht: Leutnants in himmelblauen bayerischen Uniformen, Coleurstudenten, Lebemänner, Maler, Literatenbohemiens, Vorstadttypen und atemberaubend korsettierte Damen. Man trifft viele TV-Schauspieler, prominente Glasscherbenviertler, Hoflieferanten, Gaukler und Lebenskünstler, eine Kapelle mit dem herrlichen Namen Kaiserschmarrn spielt auf, eine der besten Hochzeitsladerinnen Bayerns arrangiert das Geschehen an der Tafel und auf der Bühne, ein Tanzmeister ordnet das Gewimmel auf dem Parkett…
… Im Gefolge der Damischen Ritter zogen die DarstellerInnen der Münchner Vorstadthochzeit anno 1905 im Münchner Faschingszug, dem Gaudiwurm, durch die Münchner Innenstadt…
… von München sind eine etwas ungewöhnliche „Faschingsgesellschaft“. (Damisch lässt sich am besten mit etwas albern, leicht töricht oder schwindelig übersetzen 😉 )…
… Entstanden ist dieser Verein im Jahr 1928, als sich im Münchner Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz achtundzwanzig g’standene alteingesessene Mannsbilder zum ersten Mal trafen. Sie waren Mitglieder der BSZ – Bürger-Sänger-Zunft – und hatten sich allesamt eine Abmahnung eingehandelt, wegen „über Gebühr lustigen Benehmens“ während der Proben. Dabei hatten sie doch nichts anderes im Sinn gehabt, als fröhlich frischen Wind in die Zunft zu bringen und alte Zöpfe abzuschneiden…
… Schon bald trafen sich diese „Revoluzzer“ regelmäßig im Turm des Löwenbräukellers. Sie nannten sich Turmfalken und versprachen, stets wie Pech und Schwefel zusammen zu halten. Künstler wie der Schriftsteller Michl Ehbauer („Die Bayerische Weltg’schicht“), der Zeichner Emil Tieck, der Volksschauspieler Hans Fitz, sowie die Mundartdichter und Turmschreiber Sepp Kiefer und Peps Steidle zählten zu ihren prominentesten Mitgliedern…
… Die Verwandlung der Turmfalken in die Damischen Ritter begab sich während der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts: Dem Wirt des Löwenbräukellers waren die Organisatoren zweier Faschingsbälle abgesprungen. In seiner Not wandte er sich an die Turmfalken. Nach vielen Stunden des intensiven Grübelns ward eine zündende Idee geboren: Die Leut‘ hatten kein Geld für Kostüme. Aber als Ritter kann sich eigentlich jeder verkleiden: Einen Kartoffelsack als Kettenhemd, der Suppentopf wird zum Helm umfunktioniert, der Kochlöffel zum Schwert, und das Nudelholz zum Morgenstern, und die Damen konnten die Kellen von Schöpflöffeln als Brustpanzer verwenden. Das war die Geburtsstunde der mittlerweile legendären Damischen Ritterfeste…
… Die großen Faschingsbälle der Damischen Ritter gehören inzwischen leider der Vergangenheit an – mit Ausnahme des Kinderballs. Seit 2005 gibt es allerdings einen Faschingszug. Es fing ganz klein an, mit einer Runde der Ritterschar und ihrer Damen um den Stiglmaierplatz. Mittlerweile ist der Zug der Damischen Ritter ein beachtlich großes Spektakel, ein „Gaudi-Wurm“ mit vielen hundert Teilnehmern und mehr als fünfzig Schauwägen, das sich quer durch die Münchner Innenstadt zieht…
… Am Sonntag Nachmittag erschallte wieder einmal der höchst kriegerische Ruf der Damischen Ritter durch die Fußgängezone: „Oh, mei, oh, mei, oh, mei!“ 😉 …
… Oberhaupt der Damischen Ritter ist Herzog Kasimir. Hoch auf seinem stolzen Ross wacht er über die vielköpfige Schar seiner Untertanen und grüßt huldvoll und majestätisch nach allen Seiten…
… Vom Nudelseiher über Kinderspielzeug und ausgestopften Viechern bis zum antiken Teekessel – bei der Gestaltung der Rüstung ist erlaubt, was gefällt, je damischer, desto besser… 😉
… auch im Nymphenburger Schlossteich schlagen zur Zeit die Wellen hoch. Die Balz der Wasservögel hat begonnen, und genau wie bei uns Menschlein wird heftig und heissblütig um Reviergrenzen gerangelt und Liebeshändel ausgetragen. Allerdings in der Regel ohne großes Blutvergehen, da sind die Viecher um einiges klüger und besonnener als wir…
… Am beeindruckendsten finde ich stets die Balz der stolzen, wunderschönen Schwäne…
… Der hier ist ganz eindeutig „auf Krawall gebürstet“…
… Das Wasser scheint zu kochen, wenn die großen Wasservögel aufeinander losgehen…
… Manchmal bleibt nur mehr die Flucht…
… Auch bei den Teichrallen gerät das Blut in Wallung…
… Sobald die Luft wieder rein ist, und die erhitzten Gemüter sich abgekühlt haben, kehrt der so schmählich vertriebene Schwanerich wieder zurück…
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