Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Das Skifahren…

… hat wahrlich nicht immer zu meinen Lieblingssportarten gehört. Obwohl ich natürlich auch wie alle Kinder in meinem Heimatdorf im Tal in den hohen Bergen schon von der ersten Schulklasse an im Winter einmal wöchentlich von acht Uhr morgens bis ein Uhr mittags Ski-Unterricht hatte. Direkt hinter dem uralten ehemaligen Schulhaus, in dem wir lange Jahre wohnten, gab es eine kleine Abfahrt mit zwei durch eine flache Bodenwelle getrennten Steilhängen. Dort verausgabte ich mich zusammen mit meinen Spezln ab und an – es gab keinen Lift, und wir mussten unsere Brettln immer erst zum Startpunkt hochschleppen, bevor wir uns in die recht überschaubare Tiefe stürzen konnten, und verbissen und schier unermüdlich versuchten, unserem großen damaligen Idol, dem Franzosen Jean-Claude Killy, nachzueifern… 😉

… Aber weitaus lieber hatte ich Rodeln und Gleitschuh fahren. Gleitschuhe sind flache, glatte Metallplatten, die unter die Winterschuhe geschnallt wurden. Hinten befinden sich einige scharfe Zacken, mit denen man bremsen kann – und sich bei einem Sturz auch ganz schön böse verletzen (ich habe grad bei Tante Guggel nachgesehen: Gleitschuhe gibt es immer noch, ich dachte, die wären inzwischen völlig aus der Mode gekommen)…

… Nördlich des Ortskerns schneidet der Krennbichl eine gleichmäßig schräge Kerbe in den Hügelrücken, der den unteren Teil des Dorfs vom oberen trennt, eine etwa dreihundert Meter lange, schmale, stetig ansteigende Straße, die in meiner Kindheit noch nicht asphaltiert gewesen ist, und vom Winterdienst häufig sträflichst vernachlässigt wurde. Auf dieser herrlichen, glatten Schnee- und Eispiste lieferten wir uns leidenschaftliche, halsbrecherische Rennen mit unseren Schlitten oder auf den Gleitschuhen. Das liebte ich! Davon konnte ich nie genug kriegen! Beim Skifahren hatte ich häufig Angst, bei diesen rasanten Aktionen so gut wie nie. – Einmal, ich mochte so elf, zwölf Jahre alt gewesen sein, durfte ich sogar als Vorläuferin durch die enge Röhre der international bekannten Kunsteisrodelbahn am Königssee sausen – darauf bin ich immer noch stolz… 😉

… Der furchtbarste Tag jedes Winters war für mich aus mehrerlei Gründen der sogenannte Ski-Jugendtag. Ich hasste dieses schulische Sportereignis aus tiefster Seele, und war höchst froh, dass ich nach meinem Wechsel zur Katholischen Mädchenrealschule in Bad Reichenhall ein für allemal davon verschont geblieben bin. Gut, an der Realschule gab es Geräteturnen, was mir nach kurzem schon auch ungemein zuwider war – aber in meinen Augen gab es seinerzeit nichts Schlimmeres als den Ski-Jugendtag…

… Ich hatte fast zehn Jahre lang überhaupt nichts mehr mit Wintersport am Hut. Als ich in den Zwanzigern war, und in einem angesehenen Wirtshaus meines Heimatortes als Bedienung arbeitete, überredeten mich Kolleginnen zu einem gemeinsamen Nachmittag im kleinen Skigebiet Rossfeld. Ein Stammgast, Salvei genannt, der im Winter als Skilehrer arbeitete, lieh mir die Ausrüstung einer seiner Töchter. Nachdem ich eine geraume Weile völlig ungelenk und hilflos herumgerutscht war, begann die Sache mir völlig überraschend Spaß zu machen…

… Der Salvei erklärte sich gutmütig dazu bereit, meinen Kolleginnen und mir einmal in der Woche einen Tag lang Unterricht zu erteilen. Er konnte das dermaßen geschickt, einfühlsam und auch humorvoll, dass meine Begeisterung für das Skifahren in diesem Winter ins schier Grenzenlose wuchs. Von da an war ich bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit den Brettln unterwegs – ich hatte mir inzwischen natürlich eine eigene Ausrüstung zugelegt – und alsbald in jedem unserer Skigebiete – Rossfeld, Götschen und Jenner – sozusagen Stammgast…

… Mit Ende Zwanzig verschlug es mich nach München. Andere Dinge, berufliche und private Wendungen, die mich sehr beanspruchten, gewannen zusehends mehr Raum in meinem Leben. Das Skifahren trat in den Hintergrund. Etliche Jahre später beschloss ich, meine mittlerweile völlig veralteten Brettl samt Zubehör beim Sperrmüll zu entsorgen. Kurz zuvor verbrachte ich noch einmal einen wahrlich schönen Nachmittag am Jenner, jeden Schwung über die anspruchsvollen Buckelpisten von Herzen genießend…

… Immer wieder kam es mir in den Jahren danach in den Sinn, doch an den freien Tagen mit Zug oder Bus in die Berge zu fahren, Skier auszuleihen und wieder einmal das wundervolle Gefühl des Gleitens über silbrig weiße Pisten erfahren zu dürfen. Aber ich konnte mich nie dazu aufraffen. Und nun ist es zu spät. Aber die Erinnerungen an die vielen traumhaften Wintertage, an „zwoa Brettln, a gführiger Schnee, juhee!“ werden immer lebendig bleiben…

… Diese Bilder sind ungefähr vierzig Jahre alt, aufgenommen habe ich sie in meinem Lieblings-Skigebiet, dem Rossfeld…

… Meine Wenigkeit, als „Skihaserl“. 😉 Meine Güte, was war ich da noch jung!…

… Bei meinem allerletzten Ski-Tag auf dem Jenner hatte ich zum Glück auch die Kamera dabei – diese Fotos sind gute zwanzig Jahre alt…

… In der Senke hinter der in der Bildmitte unten rechts aufragenden Tanne befindet sich eine der gefährlichsten Berg- und Skihütten überhaupt, der Mitterkaser. Von dem werde ich euch demnächst mehr erzählen… 😉


26 Antworten zu “Das Skifahren…”

  1. Ich war mein ganzes Leben lang völlig unsportlich, habe das Rodeln gehasst, konnte nicht Skifahren, nicht schwimmen, nicht gut rennen und nicht weit springen, bin nie über die Geräte im Sportunterricht gekommen. In meinem Heft als Mitteilung für die Eltern musste ich schreiben: „Ich wurde heute geturnt!“, weil mir Klassenkameraden geholfen haben, und bekam auf dem Zeugnis immer mangelhaft. Das einzige was ich gerne gemacht hätte, war Reiten. Aber das konnte ich mir nicht leisten. Und Fussball als Mädchen kam damals noch nicht infrage. Das wäre mein Ding gewesen.

    Aber du hattest wenigstens den netten Menschen, der dir das Skifahren dann doch noch schmackhaft gemacht hat 🙂

    • Im Rennen, Weitspringen und Geräteturnen war ich auch über die Maßen schlecht. Und wenn ich mich recht erinnere, habe ich stets eine Vier in Sport gehabt. Das Reiten hätte ich auch für mein Leben gerne gelernt. Aber das war eben seinerzeit ungemein teuer. Fußball habe ich gespielt, leidenschaftlich gerne, obwohl ich oft ermahnt worden bin, dass man davon Hammerzehen bekommen würde. Die habe ich bis zum heutigen Tage nicht. 😉
      Ja, dem Salvie bin ich auf ewig dankbar, dass er durch seinen guten Ski-Unterricht in mir die Begeisterung für diesen Sport geweckt hat. Und mir auch das nötige Können vermitteln konnte.

  2. Mir hat sich ja das Konzept Berge nie so erschlossen und so mit auch nicht die damit verbundenen Sportarten. Meine Tochter wiederum ist begeistert vom Snowboarden. Gleichzeitig fasziniert mich das Skifahren sehe wohl. Jedenfalls gucke ich es mir gerne an.

    • Berge sind wie Meer – wunderschön, Ehrfurcht gebietend, verführerisch, wohltuend, herausfordernd, erhebend und auch in die Schranken weisend, gesund machend (sofern man sich vorsichtig und richtig verhält 😉 ).
      Oh ja, Skifahren kann faszinierend sein. Ich habe mir gestern Abend den Nachtslalom in Schladming angesehen. 😉

  3. Ein schöneer Rück- und bildlich toller Ausblick! „Kath. Mädchenrealschuhe“? Lol Du Arme! Welcher Orden? Maria-Ward? Die kenne ich zwar nur vom Hörensagen, dafür aber mehr die „Mallersdorfer“. 😉 Michael

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