Es war frostig kalt an jenem Nachmittag, daher überlegte ich lange, bevor ich mich ein Weilchen auf meine Lieblingsbank im Alten Friedhof niederließ. Ich wäre auch nach wenigen Minuten wieder aufgestanden, doch dann brach die Sonne hinter mir durch eine düstere Wolkenbank, und ihre goldenen, sanften Strahlen umschmeichelten wohltuend Nacken und Schultern.
Eine Frau, die ungefähr meines Alters sein mochte, joggte schwer atmend an mir vorbei, kehrte aber nach wenigen Metern um und schritt auf mich zu.
„Genug geschuftet für heute!“, keuchte sie und ließ sich an meiner Seite nieder. In einhelligem Schweigen genossen wir die Sonnenwärme. Ein schon recht betagtes Pärchen spazierte langsamen Schrittes an uns vorüber, sich innig an den Händen haltend.
„Schön, gell, diese Zweisamkeit.“, sprach meine Banknachbarin versonnen. „So etwas hätte ich auch sehr gerne gehabt. Aber leider ist mir die große Liebe niemals wohlgesinnt gewesen.“
„Das ist aber mittlerweile auch alles andere…
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