Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Der missglückte Ausflug…

… von Franz Josef Strauß und Bundeskanzler Helmut Kohl…

… Auf der Suche nach einer kleinen Geschichte, die ich heute Abend in der Sendung Donnerschwatz bei Radio Home of Rock erzählen wollte, bin ich über diese feine Anekdote gestolpert:… 😀

Bundeskanzler Kohl und F. J. Strauß hatten nie ein unkompliziertes Verhältnis zueinander. Es war stets ein bisschen so wie „sie küssten und sie schlugen sich“. Nach einer längeren Phase voll herber Auseinandersetzungen beschlossen sie, einmal in Ruhe reinen Tisch zu machen.

„Woaßt was,“, sagte Strauß, „da kummst ganz inkognito zu mia nach München, i hoi di vom Flughafen ab, und dann fahrn ma auf an Spaziergang und a Brotzeit in die Berg‘, bloß mia zwoa, ganz alloa.“

Gesagt, getan. Nachdem Kohl in München Riem gelandet war, wuchtete er seine beachtliche Statur in den bereitstehenden Jeep mit Strauß am Steuer. Man fuhr los.

Kam aber auf der Autobahn gen Süden nicht weit. Auf einmal machte es ganz sonderbar „Tack, tack, tack…“ – und das Fahrzeug blieb auf dem Seitenstreifen stehen.

„Die Saubuam, de greislichen!“, schimpfte Strauß mit hochrotem Kopf, „ham‘s wieda amoi as Auftankn vergessn!“

Auch der Reservekanister im Kofferraum war leer. Bebend vor Wut griff Strauß danach und wandte sich zum Gehen.

„Du bleibst da, Helmut, ich marschier‘ zur nächsten Tankstelle.“

Die vorbei brausenden Autofahrer staunten nicht schlecht – der Typ da, der an der Motorhaube eines Geländewagens auf dem Seitenstreifen lehnte, sah aus wie der Kohl! Unfassbar, diese Ähnlichkeit! Und nur ein Weilchen später sahen sie einen großen, fülligen Mann übellaunig einen Kanister schwenkend dahin stelzen, der dem F. J. Strauß wie aus dem Gesicht geschnitten war!

Ein Vorbeifahrender blieb stehen, stieg aus und näherte sich dem Jeep neugierig. Kohl begrüßte ihn nickend und bellte barsch: „Ja, genau! Ich bin‘s, der Bundeskanzler! Und schätzungsweise eineinhalb Kilometer weiter vorne, da geht der bayerische Ministerpräsident, der Strauß! Den gabeln Sie jetzt auf, fahren mit ihm zur nächsten Tankstelle, und bringen ihn wieder hierher zurück, Sie erweisen damit Ihrem Vaterland einen großen Dienst!“

Leider setzte der eifrige Bürger vor lauter Aufregung den F. J. Strauß nach kurzer Einkehr in einer nahen Tanke an der Gegenfahrbahn wieder ab. Auf dem Mittelstreifen befand sich eine etwa einen Meter hohe Mauer – schier unüberwindlich für den CSU-Vorsitzenden in seiner wuchtigen Leibesfülle. So musste Kohl unter Lebensgefahr quer über die Autobahn marschieren, um Strauß beim Klettern behilflich zu sein.

Den Beiden waren an jenem Nachmittag wohl sämtliche Heilige äußerst gewogen gewesen, sie überstanden dieses Abenteuer unbeschadet. Ob sie sich dann noch gründlich ausgesprochen haben, ist leider nicht überliefert…

… Erzählt von Theo Waigel während eines BR-Sonntagsstammtisches vor einigen Wochen im Bayerischen Fernsehen… 😉


9 Antworten zu “Der missglückte Ausflug…”

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