Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

„Was bringt’s dir?“…

Wenn mich etwas interessiert oder gar begeistert, kann ich – obwohl ansonsten recht schweigsam – ausgesprochen mitteilsam sein. So auch nach der amerikanischen Wahlnacht im Spätherbst 2017, die ich voller Eifer, Begeisterung, und zunehmendem Entsetzen im Maximilianeum bis in die Morgenstunden mitverfolgt hatte. Einige Tage später saß ich im Kreise meiner Arbeitskollegen und ließ mich über den Wandel in der internationalen und amerikanischen Politik aus, der durch D. Trump ausgelöst werden könnte. Da musterte mich ein mir gegenüber sitzender Kollege aus seinen mädchenhaft dicht bewimperten, haselnußbraunen Augen und würgte meinen Monolog mit dem Einwurf ab: “Ja, und was bringt’s dir?” Völlig aus dem Konzept geraten und unfähig, auch nur ein weiteres Wort zu äußern, saß ich wie vom Donner gerührt da.

Auf dem Heimweg wurde ich sehr nachdenklich, ja, geradezu grüblerisch. Was bringt mir diese leidenschaftliche Neigung, welche sich bereits in meiner frühen Kindheit gezeigt hatte, meine Wissbegierde mit einer breit gefächerten Vielfalt an Themen zu stillen? Was habe ich davon?

Ungemein viel, so lautet nun die Antwort, nämlich Freude! Ich liebe es, zu lernen, in vielerlei Hinsicht. Erfahre ich Neues, Wissenswertes, kann ich dieses Hochgefühl sogar körperlich wahrnehmen, es kribbelt auf meiner Kopfhaut, es prickelt in meinen Augen und Ohren, ich habe dann den Eindruck, daß diese größer, immer größer, immer größer werden, um nur ja kein Detail zu verpassen! Ja, es geht mir vor allem um dieses Entzücken, dieses Wohlbefinden. Ich lerne nicht dazu, um mit meiner – immer noch ausgesprochen unzulänglichen – Bildung zu prahlen, mit einer gewissen Eloquenz anzugeben und zu blenden. Ich habe auch nicht die geringste Intention, meine angesammelten Wissensschätze in klingende Münze zu verwandeln.

Was bringt’s dir? Außer viel Freude auch noch ein ausgefülltes Leben. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals gelangweilt in einer Tüte Kartoffelchips herum stochernd, eine Flasche Bier in der Hand auf dem Sofa geflegelt zu haben, um mich mit primitiver Schmalspurkost aus der Glotze überfluten zu lassen. Das gibt mir nichts. Das ist mir zu platt, zu hohl. Da hätte ich das Gefühl, mein Dasein zu vergeuden. Mir wurde – von welcher Instanz auch immer – die Verantwortung zugeteilt, aus dieser einen Existenz das Beste zu machen. Dazu gehört in jedem Fall, die mir so großzügig geschenkten Anlagen und Fähigkeiten nicht verkümmern zu lassen. Das bringt mit sich, daß ich mich verpflichtet fühle, stets an meinem Selbst-Bewußtsein zu arbeiten, und vor allem – nebst meinem Herzen das Wichtigste – meine Handvoll grauer Zellen in Schwung zu halten.

“Man lernt nie vergebens”, diesen uralten Spruch schreibe ich mir gerne auf die Fahnen. Solch eine Einstellung macht natürlich auch in gewissem Sinne einsam. Ich kann bei den stundenlangen Diskussionen über eine der unzähligen Kochsendungen nicht mithalten. Auch zu “DSDS”, „Germany’s Next Top Model“, „Dschungelcamp“, „Bauer sucht Frau“ oder eine der mittlerweile sämtliche Fernsehkanäle förmlich überschwemmenden Antiquitäten- und Flohmarkt-Ramsch-Sendungen habe ich mangels Interesse nichts zu sagen. Als eine Arbeitskollegin mich fragte: „Zeichnest du dir die heutige Folge ‚Dschungelcamp‘ auch auf?”, verneinte ich achselzuckend. Worauf sie pikiert die Augenbrauen hoch zog: “Aber das muss man doch sehen!” Nein, danke. Ein gutes Buch, eine schöne Reisereportage, ein interessantes Wissenschaftsmagazin im Fernsehen, eine messerscharfe Polit-Sendung, oder niveauvolles Kabarett haben mir weitaus mehr zu bieten. Und natürlich die ungezählten Blogs hier im Internet mit einer schier nicht zu bewältigenden Fülle an Interessantem, Bewegendem, Wissenswertem.

Was bringt’s dir? Den Spaß an der Freud’ bringt’s! Mich bringt’s, mit Haut und Haaren!



17 Antworten zu “„Was bringt’s dir?“…”

  1. Ein feines Plädoyer für ein schönes, aktives Leben, ausgefüllt mit Freude … war herzerfrischend zu lesen. Danke dafür!
    Liebe Grüße zur Nacht vom Lu

  2. Ich stimme dir da völlig zu . Dieses ewige Sinnen nach Wissen wollen, hat auch kein Verfallsdatum. Es begleiten mich von Kindheit an. Nach dem Motto , wieso, weshalb ,warum, wer nicht frag bleibt dumm. Mich interessiert es auch nicht, welcher Bauer was für eine Frau sucht. An dessen Stelle, läuft heute bei mir im TV Terra X, eine neu Naturdoku von Anderas Kieling.

    • Dieser beständige Wissensdurst ist ein wahrer Jungbrunnen, es bewahrt so wunderbar davor, alt und „verkalkt“ zu werden. 🙂
      Neulich hat das Bayerische Fernsehen viele Dokus von Ernst Arendt und Hans Schweiger wiederholt – ein Hochgenuss, vor allem wegen der wunderbar trockenen, liebenswerten und humorvollen Kommentare.

  3. Bei den ganzen Fernsehsendungen kann ich auch nicht mithalten, wobei ich durchaus auch mal einen Sonntag auf dem Sofa gammeln und mich von mehr oder weniger sinnvollen Sendungen berieseln lassen kann. Ich finde das durchaus erholsam und ich gestehe, dass ich mir gerne Kochanregungen bei diversen Landfrauenkochsendungen hole 🙂 Sonst gucke ich auch eher Monitor und Co, Extra 3 und die Anstalt. Ich habe mich auch schon immer für das Weltgeschehen interessiert und bin auch heute noch sehr regelmäßig auf Demos unterwegs und versuche mich im Rahmen meiner beruflich bedingten knappen Zeit auch etwas ehrenamtlich zu engagieren. Und ich werde auch im Alter nicht leiser oder ruhiger.

  4. Ich finde es großartig, so zu sein! Ich glaube, ich lese so gerne von dir, weil ich so oft bei dir in Worte gefasst (oder im Bild eingefangen) finde, was auch mich bewegt. Und dann freue ich mich. 😁
    Wir sind kürzlich in ein neues Heim gezogen, dort haben wir ein Gästezimmer, das gleichzeitig Heimat unserer Bibliothek ist. Es ist das „Zimmer der 1000 Geschichten“, und erst mal für die Mädchen tabu. Ich hoffe, sie werden sich später heimlich hinaufschleichen, um zu lesen.

    • Ja, ich finde es auch höchst fein, so vielseitig interessiert zu sein. 😀 Ich bedaure jeden Menschen ein bisserl, der das nicht hat…
      Mittlerweile ist meine ganze Wohnung eine Bibliothek, auch wenn ich gelegentlich mal ein wenig „ausmiste“. 😉 Der einzige Raum, in dem sich (noch!) kein Bücherregal befindet, ist das Bad. 😉
      Herzliche Grüße!

    • Ich freue mich sehr über deinen Zuspruch, liebe Christine. Es tut schon sehr gut, wenn man feststellen darf, dass auch andere liebe Menschen so „ticken“. 😉

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