Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Eine sehr lieb gewonnene Erinnerung…

… Vor ziemlich genau dreißig Jahren nahm ich an der Steigenberger Hotelfachschule in Bad Reichenhall am vorbereitenden Kurs zur Restaurantmeister-Prüfung teil, mit Erfolg. Ich vergesse das dummerweise viel zu oft, dass ich es quasi als Quereinsteigerin in der Gastronomie mit viel Fleiß und Selbstdisziplin zur Meisterschaft gebracht, und mich von der ungelernten Stammtischbedienung zur überaus qualifizierten Oberkellnerin, Restaurantleiterin und zweiten Serviceleiterin im Foyerrestaurant der Bayerischen Staatsoper in München hochgelernt und -gearbeitet hab‘, dabei würden sich die Erinnerungen an jene beruflichen Erfolge so wohltuend auf mein Selbstbewusstsein auswirken. 😉

Beim Beantragen einer Erwerbsminderungsrente muss man etliche Dokumente beibringen, unter anderem auch Bescheinigungen beruflicher Fortbildungen, was ich nicht wusste, ich hatte bei meinem Termin vor gut einer Woche im Kaninchenbau der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd eine Kopie des Meisterbriefs dabei, in dem Glauben, das wäre ausreichend.


War es aber nicht. Man bat mich freundlich darum, die Teilnahmebescheinigung der Hotelfachschule nachzureichen. So durchwühlte ich kürzlich erfolglos drei alte Aktenordner (der Leitung der Steigenberger Hotelfachschule gilt meine ewige Dankbarkeit, dass sie mir auf meine Anfrage per Mail binnen weniger Stunden das benötigte Dokument zusandten). Beim Wühlen und Suchen hörte ich die überaus eingängige Musik des Jazzposaunisten Joe Wulf und seinem Septett. Und meine Gedanken wanderten zurück an einen lauen Sommerabend vor beinahe zwanzig Jahren…


… Joe Wulf und seine Mannen – The Gentlemen of Swing – gaben zusammen mit dem wunderbaren Bill Ramsey (der in den Fünfzigern/Sechzigern in Deutschland durch Liedchen wie „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett…“ bekannt wurde, obwohl er ein gnadenlos guter Jazz-Interpret ist) ein Konzert im Brunnenhof der Residenz. Ich hatte Dienst an einem kleinen Getränkebufett und lauschte hingerissen. Nach den großzügigen Zugaben kam der Veranstalter auf mich und meine zwei Kolleginnen zu. Die Jungs hätten noch Lust auf einen kleinen Absacker, die Getränke würden auf Rechnung gehen und wir sollten so lange bleiben wie nötig, für eine großzügige finanzielle Entschädigung unserer Überstunden wäre gesorgt.


Kurz darauf versammelten sich die recht durstigen Bandmitglieder rund um die kleine Theke. Zu ihnen gesellten sich Gitte Henning („Ich will nen Cowboy als Mann!“) und Bibi Johns („Bella Bimba“) – die Reiferen unter uns werden sich bestimmt noch an diese Damen erinnern, die nach ihren Schlagerkarrieren als vorzügliche Jazz-Interpretinnen von sich reden gemacht hatten. 😉


Es war eine herrliche Nacht, voll guter Witze und sprühender Musiker-Anekdoten. Ein samtiger, dunkel anthrazitfarbener Sommerhimmel, durchsetzt mit funkelndem Sternenfeuer, spannte sich über uns, die Schönheit des Brunnenhofs umschloss uns wie eine schützende Hand. Wir lachten, plauderten und tranken bis in die späten Nachtstunden – Bill Ramsey hatte uns auf seine unvergleichlich charmante und warmherzige Art davon überzeugt, dass es niemanden stören würde, wenn wir uns auch das eine oder andere Bierchen zu Gemüte führen würden. 😉


Über den Hofgarten- und Charlottenzimmern der Residenz kündigte sich bereits der erste Schimmer der Morgendämmerung an, als wir hochgestimmt und immer noch so gar nicht müde den Heimweg antraten. Und während ich auf der leeren Ludwigstraße gen Heimstatt radelte, nahm ich mir ganz fest vor, dieses ganz besondere Brunnenhofkonzert nie zu vergessen…


24 Antworten zu “Eine sehr lieb gewonnene Erinnerung…”

    • Vielen Dank, liebe Hedwig.
      Die Ergebnisse der gentechnischen Studie, an der ich teilgenommen habe, stehen fest, meine gesamte genetische Struktur wurde entschlüsselt und Genom für Genom untersucht. Am 31. Januar erfahre ich die Resultate, und ich gehe sehr davon aus, dass man mir die Ursache für den Muskelschwund präsentieren wird. Das dürfte unter Umständen ein Bewilligungsverfahren unterstützen, vielleicht sogar beschleunigen.

        • Das mache ich sofort, nachdem die Ursache zweifelsfrei feststeht, und ich die Aufstockung mit möglichst fundierten schriftlichen Belegen untermauern kann. Bei ersten Mal vor etwa einem Jahr ist sie ja abgelehnt worden, und da die Diagnose Dystrophie mangels klaren Ursprungs bislang immer etwas schwammig formuliert war, habe ich auf einen Widerspruch verzichtet. Aber ab dem 31. Januar wird das hoffentlich anders aussehen. 😉

    • Wie heisst es doch so schön – Von der Wiege bis zur Bahre, Formulare, Formulare… 😉
      Ich habe in den teils bis in meine Schulzeit zurückreichenden Akten sehr viel Interessantes und Inspirierendes gefunden. Von daher bin ich der Sachbearbeiterin der Deutschen Rentenversicherung eigentlich recht dankbar. 😉

      • Das Spielchen kenne ich auch. Ich muß dabei immer an die „guten alten, preußischen Zeiten“ denken. Lach …
        Ich habe aber auch noch alle Unterlagen seit 1964. Meisterbrief, Fortbildungen. Einfach den ganzen Werdegang, was so in einem über 50 jährigem Berufsweg so anfällt.

        • Ich bin in meinen jüngeren Jahren sehr oft umgezogen, und auch nicht unbedingt ein ordentlicher Mensch. 😉 Deshalb ist da an Dokumenten so einiges verschollen. Zum Glück gibt es aber viele liebenswerte und bemühte Menschen, die gerne helfen, Lücken zu schließen. 😉

  1. Du warst ja eine ganz Schlimme! ***lol***
    Wunderbare Erinnerungen. Beneidenswert. Mit deiner Ausbildung und Arbeitsstelle kennst du ja die ganz „speziellen“ Münchner Eigenheiten. 😉 Auch ich wünsche dir viel Erfolg beim Unterfangen „Antrag“. Wobei ich da keine Probleme sehe. LG Michael

    • Jaaa, ich war noch nie „pflegeleicht“, bin ich auch heute noch nicht. Grade neulich habe ich im Gesichtsbuch einen Zwergerlaufstand ausgelöst, weil ich es gewagt habe, zwei Leute zu entfreunden und eine Person zu blockieren. Als ob die FB-„Freundschafts“liste in Stein gemeißelt wäre wie die Zehn Gebote. 😆
      In einer Woche halte ich die Ergebnisse der Genetischen Studie der TU München und des Krankenhauses Rechts der Isar in den Händen. Das dürfte das Fortschreiten des Antrags erleichtern, denke ich mal.
      Liebe Grüße!

      • Gut gemacht, mit FB! Das war der Grund, warum ich vor drei Jahren „raus bin“. Ich überlege aber wirklich mich wieder anzumelden. Du bist schon „richtig“. 🙂 Ach Gott, auch noch eine genetische Studie. Was wollen die denn noch alles? Wünsche dir einen schönen Freitag! LG Michael

        • Zur genetischen Studie hatte ich mich ja schon vor zehn Wochen angemeldet, da das Friedrich Baur Institut für Muskelerkrankung trotz vielfältigster Untersuchungen bei der Forschung nach der Ursache meiner Dystrophie nicht weiter kam. Eine exakte Entschlüsselung meiner kompletten Gen-Struktur war die einzige Möglichkeit, die noch verblieben ist. 😉
          Komm gut ins Wochenende, lieber Michael!

  2. Das ist ja interessant, Margot, da haben wir beide ähnliches erlebt: auch ich habe Gitte Henning mal persönlich kennengelernt, allerdings noch zu ihrer Schlagerzeit, Ende der 1960er Jahre. Ich arbeitete damals in Köln in der Schallplattenfirma EMI Electrola, u.a. mit dem bekannten Label ‚His Masters Voice‘ (der Hund vor dem Grammophon) und hatte regelmäßig mit dem Aufnahmestudio zu tun. Bei einigen – heute noch in der Öffentlichkeit auftretenden Interpreten habe ich den Beginn ihrer Karrieren miterleben dürfen. Waren acht tolle Jahre in dieser Firma.

    • Sie hat damals nicht gesungen, aber sie war im Publikum. Und dann später natürlich noch beim ausgedehnten Absacker von Joe Wulf, The Gentlemen of Swing, Bill Ramsey, Bibi Johns, meinen Kolleginnen und mir. 😉 Eine sehr sympathische und lebensfrohe Persönlichkeit.

  3. Du hast die Stimmung dieser Nacht für mich sehr nachvollziehbar gemacht, ich habe Euch richtig vor mir gesehen. Die Namen der Musiker sind mir auch noch geläufig und Du hast bestimmt sehr viel Interessantes in Deiner Zeit in der Gastronomie erlebt. Erzählst Du uns mehr davon? Liebe Grüße, Trina

    • Oh ja, ich könnte allein über die Jahre in der Bayerischen Staatsoper mindestens ein dickes Buch schreiben. Das waren in der Rückschau die schönsten Jahre meines Lebens…
      Liebe Grüße!

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