… im wahrsten Sinne des Wortes ist der Weihnachtsmarkt auf Schloss Kaltenberg, etwa 55 km westlich von München gelegen. Das Anwesen wurde im Jahr 1292 durch Rudolf I. erbaut, Herzog von Oberbayern und Pfalzgraf bei Rhein, es wurde in seiner sehr wechselvollen Geschichte mehrmals zerstört und hatte eine erkleckliche Anzahl Besitzer, bevor es im Jahr 1954 an das bayerische Adelsgeschlecht der Wittelsbacher, die über 730 Jahre lang die Geschicke des Landes lenkten, veräußert wurde. Der Hausherr, Prinz Luitpold von Bayern, versteht sich nicht nur auf die Zubereitung eines sehr süffigen Bieres, seit fast vierzig Jahren werden auf dem Schloss auch jeden Sommer farbenprächtige, phantasievolle und spektakuläre Ritterfestspiele veranstaltet…
… Die Gebäude vor dem Schloss sind wie ein mittelalterliches Dorf konzipiert und in der Adventszeit besonders märchenhaft ausgestattet und beleuchtet…
… Märchenhaft ist es in der Tat, was einem auf dem langsamen Bummel über das weitläufige Gelände dann begegnet…
… Eine riesige magische Bohne wächst im Schlosshof in den stürmischen, winterlich-finsteren Abendhimmel…
… Und allerlei aus den Erzählungen der Kindertage vertraute Gestalten mischen sich unter die vielen Schaulustigen: Märchenerzähler, gar nicht böse, sondern sehr witzige Wölfe, Ritter, Knappen und Edelfräulein, der Froschkönig, eine gute Fee, FeuertänzerInnen, und die wunderschöne Schneekönigin…
… Kleine und große Kinder versammeln sich rund ums Lagerfeuer, um sich aufzuwärmen und ein Stockbrot zu rösten…

… Und dann wird es mit einem Male mucksmäuschenstill, und aller Augen richten sich ein wenig bange und staunend zum großen Tor. Himmelhohe befellte Gestalten mit drohenden Hörnern auf den Köpfen und gar gruseligen Masken springen glimmende Fackeln tragend heran, und beginnen einen schauerlichen Tanz rund um ein hochauf loderndes Lagerfeuer. Es sind die Perchten, sie vertreiben – so wie die Krampusse und Buttmandln im Alpenvorland – durch ihr wildes Treiben, Tanzen, Schreien und dem Geläut der Glocken, die sie an den Hüften tragen, in den Los- und Raunächten die bösen Geister, damit das neue Jahr an der Wintersonnenwende am 21. Dezember dann ungehindert ins Land ziehen kann…
… Nach dem Abzug der Perchten ist es einen Moment lang still. Und dann setzt es mit Musik und Tanz, Erzählen, Staunen, Schauen, Genießen und Sichverzaubernlassen wieder ein, das märchenhafte, vorweihnachtliche Geschehen auf Schloss Kaltenberg…