Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Von Klais zum Schmalensee…

… Während der vergangenen Woche trübte oftmals zäher Nebel die große Stadt und auch das südlich gelegene Blaue Land. Obwohl ich solchen Tagen durchaus etwas abgewinnen kann – ich habe keinerlei Problem damit, mich mit einigen guten Büchern, einem vollen Kühlschrank und genügend Vorräten im Küchenregal eine Weile lang einzuigeln – verspürte ich dennoch oft die Sehnsucht nach frischer Luft und Bewegung unter freiem Himmel…

… Als sich nach einigen Tagen das Auflösen der großen, schweren Nebelbänke ankündigte, machte ich mich im WWW nach einer geeigneten Tour kundig, um mir endlich mal wieder ordentlich die Beine vertreten zu können. Nach geflissentlichem Nachdenken entschied ich mich für die Strecke zwischen dem kleinen Flecken Klais und Mittenwald. Das müsste zu bewältigen sein, dachte ich mir. Ausflüge muss ich ja seit langem schon so planen, dass das an guten Tagen zu Fuß machbare Pensum von ca. sechs Kilometern nicht überschritten wird, und ich am Ende der Strecke Zugang zu öffentlichem Nahverkehr habe…

… Wohlgemut und beschwingt schritt ich also am Samstag Nachmittag aus, nachdem ich den Regionalzug am Bahnhof von Klais – dem höchstgelegenen in Bayern – verlassen hatte. Die ersten paar hundert Meter der Tour legte ich auf einer uralten Römerstraße zurück, deren Ursprung sogar noch weiter in der Vergangenheit liegt, denn auch die Kelten haben vor etwa dreitausend Jahren bereits lebhaften Handel mit den Regionen jenseits des Brenners betrieben…

… Das teilweise recht rutschige Gestein und die tiefen, tückischen Fahrtrillen der Via Raetia kosteten viel Kraft, erleichtert legte ich eine kleine Atempause ein, als nach dem Überschreiten einer kleinen Anhöhe im dichten Wald die uralte Straße in einen Sandweg mündete. Gemächlich schritt ich weiter, querte nach einer Weile die Bundesstraße nach Mittenwald sowie die eingleisige Bahnstrecke, und wandte mich den für diese Gegend so charakteristischen Buckelwiesen zu. Leider war der Wanderweg 408 Richtung Mittenwald laut Hinweisschild gesperrt, und die Umleitung machte eine sehr, sehr weite und lange Kehre durch die gewellte Landschaft. Zum Glück erfuhr ich in einem Gespräch mit einer Einheimischen, dass man über einen Feldweg die Tour abkürzen könne. So stiefelte ich ihrem Rat folgend weiter, misstrauisch vom Hofhund eines nahen Bauerngütls beobachtet…

… Es ging stetig bergan, aus der sandigen Fahrspur wurde mit der Zeit ein bisweilen recht holpriger Pfad, der durch die Buckelwiesen schnitt, vorbei an vielen, teilweise recht baufälligen Heuschobern und Stadeln. Ich geriet zweimal ins Stolpern, konnte aber zum Glück dank der Wanderstöcke einen drohenden Sturz vermeiden. Schafe und Pferde grasten friedlich, die Sonne schickte sich an, hinter hochaufragenden Berggipfeln zur Ruhe zu gehen, und über den Zacken, Graten und Schroffen des himmelhohen Karwendelmassivs vor mir stieg der Vollmond auf…

… Als ich den kleinen, sehr idyllisch gelegenen Schmalensee erreicht hatte, der etwa eineinhalb Kilometer vom Mittenwalder Bahnhof entfernt liegt, war mir klar, dass meine Tour dort ein Ende haben würde. Der Sonnenuntergang ließ die Berge ringsum rotgolden erglühen, der Einbruch der Dunkelheit würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, und im Finstern wollte ich nicht weiter marschieren. So folgte ich erleichtert dem Wegweiser zu einer nahe gelegenen Bushaltestelle und vertrieb mir die recht kurze Wartezeit damit, fasziniert einen riesigen Graureiher zu beobachten, der über dem See seine Kreise zog. Ein knappes halbes Stünderl später saß ich warm und geborgen im Regionalbus, und nahm mir fest vor, in Bälde noch einmal diese schöne Gegend zu durchwandern…

 


25 Antworten zu “Von Klais zum Schmalensee…”

  1. Das war doch wieder eine wunderschöne Tour. Schöne Bilder und die Erkenntnis diese schöne Gegend nochmal zu besuchen. Wie gerne würde ich auch mal wieder Bayern besuchen. Aber vereinsamen muß ich hier auch nicht. *Lach*

    • Das Alpenglühen war schon sehr erhebend…
      Ich war heilfroh, dass sich diese Bushaltestelle so nahe am See befindet. Ansonsten hätte ich mir wohl ein Taxi rufen müssen – aber auch das wäre besser gewesen als im Finstern weiter zu laufen. 😉
      Liebe Grüße!

  2. Abgesehen davon, dass du Super-Fotos machst, bin ich von deinen Wanderungen begeistert. Machst du sie generell alleine oder hast du Begleitung? Ich mache meine Fotowalks immer allein, habe ja hier in HH keinen, der mitmacht. Aber es stört mich auch nicht, so kann ich, ohne Kompromisse machen zu müssen selbstständig entscheiden, wann und wo ich hingehe. Schön wäre ja, wenn man sich später dann über seine Aktivitäten austauschen könnte, bin aber auch so zufrieden. Man kann eben nicht alles haben …

    • Danke, liebe Rose. 🙂 Ich bin generell alleine unterwegs. Mich stört das auch meistens nicht, mir geht’s wie dir, ich schätze die Unabhängigkeit schon sehr, und die Freiheit, Entscheidungen ganz spontan umkrempeln zu können. Manchmal wünsche ich mir aber schon eine Begleitung, die so ähnlich tickt wie ich. 😉

        • So ist es, liebe Rose. Ich bin früher öfters mit Menschen unterwegs gewesen, die mit dem Fotografieren überhaupt nichts am Hut hatten, solche Touren hatten für mich dann stets einen recht bitteren Beigeschmack.

  3. Wunderschön. Ich merke immer mehr, die Berge fehlen uns hier. ***lol*** Danke dir, für diese wieder wunderschönen Bilder, und die Mühen die du dir immer wieder machst, und diese wirklich schöne Gegend zu zeigen. LG Michael

    • Ich danke dir, lieber Michael. 🙂
      Da aufgrund der Plattentektonik die Alpen pro Jahr fortwährend ein ganz kleines bisserl nordwärts wandern, wird es nur einige Milliönchen Jahre dauern, und dann wird es in deiner Heimat auch hochragende Berge geben. 😉
      Liebe Grüße!

      • Dann wandern die Leute hier ja auch weiter nordwärts, und man kann sich mit denen in Skandinavien rumärgern. ***lol*** OMG, wenn wir hier Alpen oder einen Meeranschluß hätten. Ich möchte gar nicht wissen was hier einige unserer Pappenheimer längst daraus gemacht hätten. 😉 LG Michael

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