Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Anekdoten und Erzählungen,…

… die man nicht unbedingt in den Geschichtsbüchern findet, sind das Salz in der Suppe eines/einer jeden guten MuseumsführersIn. Gestern, als ich endlich einmal wieder im wunderschönen Antiquarium, dem größten Renaissance-Saal nördlich der Alpen, meinen Dienst versehen durfte, bin ich am Nachmittag zu meiner großen Freude einer Lieblingsführerin begegnet. Und bei der Gelegenheit habe ich natürlich ganz aufmerksam die Ohren gespitzt…   😉

… Als der bayerische Herzog Wilhelm V., von meiner Lieblingsführerin salopp Willi Fünf genannt, 1568 Renata von Lothringen ehelichte, wurde das mit enorm großem Aufwand drei Wochen lang nicht nur in der Residenz, sondern auch auf dem damaligen Schrannenplatz – heute bekannt als Münchner Marienplatz – gefeiert. Aus den Brunnen sprudelte tagelang Wein, Bier ist damals noch nicht das bayerische Nationalgetränk gewesen, und es wurden insgesamt ca. 500 gebratene Ochsen vertilgt – zum Vergleich: auf dem achtzehntägigen Oktoberfest 2017 waren es grade mal 146 gewesen. Würde man die Hochzeitsfeierlichkeiten von Willi Fünf und seiner Renata in der heutigen Zeit detailgetreu noch einmal veranstalten, würde man die stattliche Summe von 35 Millionen Euro hinblättern müssen! 1597 dankte der an Verschwendungssucht leidende Herzog ab – er hatte unter anderem einem Alchimisten, der ihm versprochen hatte, aus Blei Gold herstellen zu können, ein geradezu irrwitziges Honorar bezahlt – und überließ die Regierungsgeschäfte seinem Sohn Maximilian I., der danach 54 Jahre lang die Geschicke Bayerns lenkte…

… An die Heirat Herzog Wilhelms V. mit Renata von Lothringen erinnert tagtäglich mehrmals das Glockenspiel im Turm des Neuen Münchner Rathauses…

… Im August 1945, nachdem man notdürftig die zerbombte Residenz, von der großenteils nur mehr die Grundmauern standen, vom Schutt und den Trümmern befreit hatte, entschloß sich die Stadtverwaltung, im Grottenhof ein Konzert zu veranstalten, als Zeichen der Hoffnung auf eine von Frieden und Völkerverständigung geprägte Zukunft. Das Bayerische Staatsorchester würde Werke von Schumann aufführen. In den in der Stadt verteilten Flugblättern mit der Einladung stand auch die Bitte geschrieben, man möge die benötigten Sitzgelegenheit selber mitbringen…

… Schon früh am Abend drängelten sich im Grottenhof die Menschen dicht an dicht, sie saßen auf Bierbänken, Klappstühlen, Schemeln, Barhockern etc. Den meisten, die diesem Konzert beiwohnten, ist jener Abend als unvergesslich schön und bewegend in Erinnerung verblieben. Nicht nur wegen der wundervollen musikalischen Darbietung, sondern in der Hauptsache deshalb, weil man sich endlich wieder unbeschwert unter freiem Himmel aufhalten konnte, ohne Angst vor dem nächsten Bombenangriff haben zu müssen…

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