… Seit langem schon schlagen die Obermuftis der “Christlich Sozialen” Union – Söder, Dobrindt und Seehofer – nicht nur in Bayern Töne an, die mitunter erschreckend an die Reden der NSDAP-Oberen während des Dritten Reichs erinnern. Durch das Fixieren ihrer politischen Beiträge beinahe ausschließlich auf den Fokus Flüchtlinge gaukeln sie vielen MitbürgernInnen im Lande vor, dass dies das wichtigste und brennendste Thema sei, obwohl das in der Realität in keinster Weise der Fall ist. Und sie schüren noch dazu fleißig durch ihre gefährlichen, verhetzenden und populistischen Äußerungen das Zunehmen nicht nur verbaler Gewalt, die Verrohung von Sprache und Benehmen und das Erstarken von Verschwörungstheorien…
… Mehr als 130 Organisationen, von Flüchtlingshelfern über Trachtenvereine und Gewerkschaften bis hin zu Sozialen Vereinigungen, Bürgerinitiativen und politischen Parteien befanden, dass es allerhöchste Zeit ist, gegen das schon sehr offenkundig nicht mehr vernunftgesteuerte, unanständige und unmenschliche Gebaren der “Christlich Sozialen” Führungsspitzen auf die Straßen zu gehen. So rief man für den Sonntag, 22. Juli, zu einer Großdemonstration auf, die sich zuerst über mehrere Stationen, an welchen jene Punkte angesprochen wurden, die die meisten BürgerInnen in Wahrheit in Unruhe versetzen – zu niedriger Mindestlohn, zu teure Mieten, zunehmende Anzahl alte Menschen, die von ihren Renten nicht mehr leben können, Aushöhlung und Abbau des Sozialstaates, Verhöhnung des Rechtsstaats durch das sogenannte Polizeiaufgabengesetz – quer durch die Münchner Innenstadt zog. Auf dem Königsplatz fand dann die große Abschlusskundgebung statt, die mehr als drei Stunden dauerte, und während der viele namhafte KünstlerInnen wie Hannes Ringlstetter, Urban Priol, Luise Kinseher, Willy Astor, Georg Schramm, Claus von Wagner und Max Uthoff, sowie die Musikgruppen Django 3000, Dreiviertelblut, Hochzeitskapelle, Whiskey Foundation, G. Rag & die Landlergeschwister, Roger Reckless & David P., sowie Dicht & Ergreifend auftraten. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hielt eine hervorragende Rede, der Kapitän des in Malta festgehaltenen Schiffes Lifeline, Claus-Peter Reisch, schilderte auf beklemmende Weise den Alltag seiner Rettungsmissionen, und mit welchen Schikanen man nichts unversucht lassen würde, das Bewahren von in Seenot geratenen Flüchtlingen vor dem Ertrinken zu unterbinden…
… Die Münchner Polizei gab an, es wären ca. 25.000 DemonstrantenInnen gewesen. Da scheint den Herrschaften ein Rechenfehler unterlaufen zu sein. Es gab zwei große Gruppen, die erste, die am Goetheplatz gestartet war, zählte laut Polizei trotz heftigem Regen ca. 18.000 TeilnehmerInnen, die zweite, die sich am Gewerkschaftshaus in der Schwanthalerstraße gebildet hatte, ebenfalls nach Polizeiangaben ca. 15.000, allein das ergibt ja bereits 33.000 Personen! Beide trafen am Königsplatz zusammen, zudem strömten aus allen Richtungen stundenlang Menschen herbei, die zuvor an den Demo-Zügen nicht teilgenommen hatten. Zwei junge Männer, die mit mir einen schönen Platz hoch auf den Stufen der Glyptothek gefunden hatten, kamen mithilfe einer Smartphone-App auf eine Teilnehmerzahl von ca. 40.000, was mir als weitaus realistischer erscheint. Das war ein Menschenmeer auf dem Königsplatz – ein gänsehautmäßiger Eindruck, überwältigend, wunderschön, und Mut machend, eine Veranstaltung, die ich ganz bestimmt nie vergessen werde…
… Abschließend möchte ich noch die beispielhafte Disziplin und Friedfertigkeit der DemonstrationsteilnehmerInnen hervorheben: Laut Auskunft der Polizei gab es zwischen 13:00 Uhr und 18:00 Uhr lediglich acht vorübergehende Festnahmen wegen Sachbeschädigungen – die Delinquenten hatten mutwillig jene Plakate zerstört, die in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von der “CS”U entlang der Demo-Strecke aufgestellt worden waren, und in deren kurzem Text ausgerechnet diese Partei zum politischen Anstand aufgerufen hatte – denkwürdige Manifeste dafür, dass hierzulande der politische Anstand mit dem menschlichen so gut wie nichts mehr gemeinsam hat, und man bei den Unchristlich-Unsozialen jeglichen Bezug zur Realität verloren hat…