Auf’s Neue machte ich es mir Freitags am frühen Nachmittag im Bus meiner Lieblings-DB-Regionallinie 9631 bequem, nachdem ich per Zug gen Murnau gegondelt war, und ließ mich von einem der netten Fahrer zu meinem diesmal auserkorenen Ziel Obersöchering chauffieren. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön für die wunderbaren Tipps und Anregungen, ich werde diesen mit Sicherheit nachgehen. Und noch einmal Danke an den Kollegen, der auf der Rückfahrt zum Murnauer Bahnhof jedesmal auf die Bremse drückte, und seinen Bus nur mehr im Schneckentempo über die Landstraße rollen ließ, wenn ich meine Kamera ans Auge hob. Solche sympathische Begebenheiten sind einer der Gründe, warum ich das Blaue Land mittlerweile so sehr ins Herz geschlossen habe…
… Nach meiner Tour nach und durch Eglfing hatte ich beim Passieren Obersöcherings auf dem Turm des Feuerwehrhauses eher schemenhaft die Shilouette eines Storches ausgemacht. Zunächst hatte ich diese für eine jener Holzfiguren gehalten, wie sie mittlerweile hierzulande überall dort zu sehen sind, wo sich freudig erwarteter Nachwuchs eingestellt hat. Zuhause angelangt erfuhr ich dann aber sehr rasch im WWW, dass in dem kleinen Dorf in der Tat seit einigen Jahren ein Storchenpaar während der warmen Jahreszeiten Quartier bezieht und erfolgreich brütet. Neben jenem vom Kloster Benediktbeuren, etwa zwanzig Kilometer weiter östlich gelegen, dürfte der Horst in Obersöchering der südlichste Deutschlands sein. Das musste ich mir unbedingt ansehen!…
… Das Knattern und Tuckern betagter Motoren schreckte mich auf. Da schien eine Art Oldtimer-Rallye im Gange zu sein, ein originelles Gefährt nach dem anderen bog um die Ecke und brauste Richtung Eglfing…
… Ein Jungstorch lungerte noch ein wenig im Nest herum – und entschwand, als ich mich von einem weit entfernt vorüber ziehenden Schwarm geschwätziger Stare ablenken ließ…
… Ich wandte mich gen Kirche, um mich ein wenig im Ort umzusehen. Dabei fielen mir Schwalben auf, die mit halsbrecherischer Geschwindigkeit äußerst geschäftig durch die Stallfenster eines Bauernhofs ein- und ausflogen. Ich lugte vorsichtig hinein und entdeckte nach einigem Suchen ein Nest mit einigen Jungvögeln. Ich verharrte lange in einer recht anstrengenden gekrümmten Haltung mit der Kamera im Anschlag, ehe es mir gelang, einige halbwegs brauchbare Bilder von den fütternden Schwalbeneltern zu machen…
… Die emsigen Schwalben schienen auch das Interesse eines großen Rotmilans geweckt zu haben, der bislang hoch über dem Dorf seine trägen Kreise gezogen hatte. Langsam und lautlos kam er immer tiefer, bis er nur mehr wenige Meter über mir dahin schwebte. Und mich mit seinen scharfen Raubvogelaugen erfasst hatte – aber das entdeckte ich erst nach meiner Heimkehr beim Bearbeiten und Sichten der Fotos…
… Nach einigem Kreisen erregte etwas die Aufmerksamkeit der wunderschönen, Respekt einflößenden Gabelweihe, sie drehte ab, ließ sich knappe zwanzig Meter entfernt in einer irrwitzig anmutenden, rasanten Spiralbewegung auf die leere Straße fallen, ergriff dort etwas Kleines, Braunes mit den messerscharfen Klauen, und war mit wenigen, wuchtigen Flügelschlägen entschwunden…
… Bei so viel “Jagdglück” mit der Kamera ließ es sich leicht verschmerzen, dass mir keine Aufnahme der fliegenden Jungstörche gelungen war. Sehr zufrieden setzte ich mich auf den Rand des Dorfbrunnens und wartete auf den nächsten Bus der DB-Regionallinie 9631…