Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Bogenhausen (2)…

… Unweit des Friedensengels befindet sich an der Prinzregentenstraße mit ihrer stattlichen Mischung aus Prachtbauten längst vergangener Tage und modernen Konstrukten die Villa Stuck. Sie wurde im neoklassizistischem Stil vom Malerfürsten Franz von Stuck selbst entworfen, und war dessen ehemaliges Wohn- und Atelierhaus. Seit 1968 ist das Anwesen ein Museum, seit 1992 wurde es dank einer Schenkung der vormaligen Besitzer Hans Joachim und Amélie Ziersch Eigentum der Stadt München…

… Der Name Feinkost Käfer stand in früheren Zeiten für rauschende und sensationelle Feste, einer internationalen Klientel, darunter einer schier unzählbaren Schar an Größen des Showbiz. Gegründet wurde das Feinkost- und Gastronomie-Unternehmen in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts als kleiner Familienbetrieb in der Münchner Maxvorstadt. Gerd Käfer übernahm zusammen mit seinem Bruder Helmut – die beiden sprachen jahrzehntelang kein Wort miteinander und kommunizierten ausschließlich schriftlich 😉 – die Firma. Man zog in ein stattliches und wunderschönes Bürgerhaus an der Prinzregentenstraße – der Feinkostladen dort mit seiner schier überwältigenden Überfülle an Delikatessen aus aller Welt wurde geradezu legendär. Mit den Jahren erlangte Feinkost Käfer weltweit Berühmtheit, vor allem für die originellen, rauschenden Festivitäten des geradezu sagenumwobenen Party-Services. Ich durfte lange Jahre im Foyerrestaurant der Bayerischen Staatsoper ein kleines Rädchen im großen Käfer-Getriebe sein – abgesehen von den vergangenen viereinhalb Jahren in der Münchner Residenz ist dies die schönste Zeit meines Arbeitslebens gewesen…

… Nur eine kurze Strecke vom Käfer-Stammsitz entfernt befindet sich das Prinzregenten-Theater, kurz Prinze genannt. Es wurde in den Jahren 1900/1901 errichtet. Man griff dabei eine Idee König Ludwigs II. wieder auf, der seinem über alles verehrten Lieblingskomponisten Richard Wagner über dem östlichen Isarufer ein Festspielhaus erbauen lassen wollte. Die damaligen Entwürfe stammten von Gottfried Semper, der allerdings nur kurz in München weilte, bevor er aufgrund „politischer Intrigen“ die Stadt wieder verlassen musste. Auch aus diversen anderen Gründen wurde Ludwigs II. und Richard Wagners Projekt nie verwirklicht…

… Das vom Architekten Max Littmann errichtete Prinze war ursprünglich als Pendant zum Festspielhaus in Bayreuth gedacht gewesen, es sollten darin so gut wie ausschließlich die Werke Richard Wagners aufgeführt werden. Im 2. Weltkrieg wurde das Theater an sich nur geringfügig beschädigt, das Haus beherbergte über etliche Jahre das Ensemble der Bayerischen Staatsoper, die während der Bombenangriffe der Alliierten auf München schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war…

… 1964 schloss man das Prinzregenten-Theater wegen Baufälligkeit. Nicht lange danach gründete sich eine Bürgerinitiative, der es im Jahr 1983 auch dank einer großzügigen Millionenspende der Tochter Max Littmanns gelang, eine sorgfältige und komplette Restaurierung durchzusetzen, zunächst als sogenannte kleine Lösung, bei deren Umsetzung man sich hauptsächlich auf den schönen Gartensaal, die Umgänge und den Zuschauerraum beschränkte. Seit 1996 sind auch die Haupt-, Hinter- und Nebenbühne sowie der Orchestergraben wiederhergestellt…

… Im Prinzregententheater befindet sich auch die August-Everding-Theaterakademie. Ich habe während meiner Zeit bei Feinkost Käfer diese ungemein beeindruckende, schier elektrisierende Persönlichkeit ein wenig kennenlernen dürfen. Die Begegnungen mit August Everding werden mir auf ewig unvergesslich bleiben…

… Verlässt man die Prinzregentenstraße Richtung Norden, und folgt ein wenig dem sogenannten Bogenhausener Kultur- und Geschichtspfad, dann gerät man in ein stilles, beschauliches und überaus nobles Viertel voller stattlicher Villen, Konsulats- und Botschaftsgebäuden, wunderschönen, romantischen Gärten und kleinen, gepflegten Parks. Gediegenheit, Kunst, Kultur und weltmännisches Flair bestimmen hier die Ausstrahlung des Stadtteils. Hier gibt es keine großen Attraktionen – und doch kann man einen ganzen Tag lang herumstreifen, ohne des Schauens, Genießens und Staunens müde zu werden…

… Das Hildebrandhaus in der Maria-Theresia-Straße, heute Sitz der Münchner Kultur- und Geschichtsvereinigung Monacensia, bot Ende des 19. Jahrhunderts dem Bildhauer und Kunstheoretiker Adolf von Hildebrand nach seinem Umzug aus Florenz Quartier. Bald schon wurde die Villa einer der wichtigsten Brennpunkte des kulturellen Lebens in München. 1934 erwarb die jüdische Kaufmannstochter und Lehrerin Elisabeth Braun das Anwesen. Während der NS-Zeit gewährte sie bis 1941 fünfzehn verfolgten MitbürgernInnen Obdach und Schutz. Sie wurde am 15. November 1941 nach Litauen deportiert und dort ermordet…

… Zum Abschluss noch ein paar Bogenhausen-Impressionen. Ich habe während meiner zweitägigen Exkursionen viel bislang Unbekanntes sehen und erfahren dürfen – und das, obwohl ich seit nunmehr gut dreiunddreißig Jahren hier in München lebe. Man schweift so oft so gerne hinaus in die Ferne, obwohl es auch in der Heimat eine Unzahl an Interessantem und Schönem zu entdecken gäbe – und das häufig gar nicht weit von der eigenen Haustüre entfernt…  😉

 


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