Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Das steinerne Zeugnis…

… einer der ungewöhnlichsten Liebesgeschichten des Wittelsbacher Herrschergeschlechtes ist Schloss Nymphenburg, im Westen Münchens gelegen:…

… Die junge Savoyer Prinzessin Henriette Adelaide wächst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts am prachtvollen Hof ihrer Mutter in Turin auf. Bereits in ihrer Kindheit erregt sie durch ihre Schönheit und ein kapriziöses Temperament, ihre umfassende Bildung und einen außergewöhnlichen Kunstsinn Aufmerksamkeit…

… Am 8. Dezember 1650 wird sie, grade mal Vierzehn, in einer sogenannten Stellvertreterhochzeit mit dem gleichaltrigen bayerischen Prinzen Ferdinand Maria vermählt, dem älteren Sohn des großen Kurfürsten Maximilian I. Carlo Emanuelle, der ältere Bruder Henriette Adelaides, vertritt bei der Zeremonie den Bräutigam…

… Im Mai 1652 bricht die junge Kurfürstin mit einem riesigen Brautzug in Richtung ihrer neuen Heimat Bayern auf. Das erste Treffen mit ihrem Gemahl findet in Kufstein statt. Für Ferdinand Maria ist es die große Liebe auf den ersten Blick, seine Angetraute hält ihn nach ersten Gesprächen zwar für freundlich und umgänglich, erwidert seine tiefen Gefühle zunächst aber nicht…

… Sie findet die Münchner Residenz düster, kalt, aufgrund der jahrelangen Hoftrauer nach dem Ableben Maximilian I. freudlos, und ungemütlich, ihr Umgang mit der recht dominanten Schwiegermutter Maria Anna, die bis zur Volljährigkeit des jungen Kurfürsten das Sagen hat, gestaltet sich als außerordentlich schwierig. In ihren zahlreichen, langen Briefen an ihre Mutter lässt sie aber vor allem an ihrem Angetrauten kein gutes Haar, er sei ungeschickt, sie hebt oft ziemlich drastisch hervor, wie grob und linkisch er in Liebesdingen sei, ein wortkarger und in sich gekehrter Stoffel, zu keiner Galanterie fähig. Es werden ihr im Laufe ihrer ersten Jahre am Bayerischen Hofe einige stürmisch-romantische Affären nachgesagt, ein junger englischer Adeliger wird aus diesem Grunde sogar des Landes verwiesen…

… Sieben Jahre lang bleibt das Paar kinderlos, dann wird die erste Tochter, Maria Anna, geboren – eine Enttäuschung, hatte man doch so sehr auf einen Sohn, einen Thronfolger, gehofft! In der Zwischenzeit hat sich das Verhältnis der Eheleute zueinander stark gewandelt, beide scheinen sich nun gleichermaßen inniglich zu lieben und einander zärtlich zugetan zu sein. Sie legen ein Gelübde ab, dass sie das schönste Gotteshaus erbauen lassen würden, würde ihnen endlich männlicher Nachwuchs beschert werden…

… Am 11. Juni 1662 ist es so weit – der heiß ersehnte Sohn Maximilian Emanuel erblickt das Licht der Welt, unmittelbar danach erfolgt die Grundsteinlegung für die Münchner Theatinerkirche…

… Sozusagen als Morgengabe erhält die junge Mutter von Ferdinand Maria die Hofmark Kemnathen, ein unbebautes Grundstück westlich von München gelegen, damals zwei Stunden Kutschfahrt von der Residenz entfernt. Hier soll eine prunkvolle Sommerresidenz entstehen. Zu Lebzeiten des Kurfürstenpaares wird lediglich der kubusförmige Mittelbau errichtet. Erst unter den Kurfürsten Max Emanuel und dessen Sohn Karl Albrecht erhält Schloss Nymphenburg seine jetzigen, schier atemberaubenden Ausmaße…

… Die Fertigstellung Nymphenburgs in seiner ursprünglichen Form im Jahr 1679 haben weder Henriette Adelaide noch Ferdinand Maria miterleben dürfen. Die Kurfürstin stirbt drei Jahre zuvor, zutiefst von ihrem Mann betrauert. Sie hatte während des großen Residenzbrandes 1674 unter Einsatz ihres Lebens ihre Kinder ins nahe Theatinerkloster gerettet. Gesundheitlich immer schon recht instabil, wird sie danach das Opfer einer schweren Lungenerkrankung, und schließt 1676 für immer die Augen. Sie wird nur neununddreißig Jahre alt. Drei Jahre später folgt ihr Ferdinand Maria, zweiundvierzigjährig…

… Das Kurfürstentum Bayern hat den Beiden eine lange und friedvolle Periode zu verdanken, eine Blütezeit von Kunst und Kultur. Dass München von etlichen hochbarocken Prachtbauten geziert und immer noch als die nördlichste Stadt Italiens bezeichnet wird, ist ein Verdienst der Prinzessin Henriette Adelaide von Savoyen und ihrem Gemahl, dem Bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria, einem der faszinierendsten Liebespaare der bayerischen Geschichte…

… Einige Impressionen aus dem Schloss Nymphenburg:..

… Im großen Saal:…

… Eine Handvoll Eindrücke aus den angrenzenden Gemächern, in welchen die bayerischen Kurfürsten und Könige häufig die Sommerzeit verbrachten:…

… In diesem Bett wurde am 25. August 1845 König Ludwig II. geboren, in aller Welt als der „Märchenkönig“ bekannt…

… Sein Großvater, König Ludwig I., hatte ein sehr ausgeprägtes Faible für das weibliche Geschlecht – die skandalumwitterte Affäre mit der Tänzerin Lola Montez hat ihn sogar den Königsthron gekostet, er wurde 1848 zur Abdankung gezwungen. Inspiriert durch italienische Vorbilder ließ er 38 junge Frauen und Mädchen für seine Schönheitengalerie portraitieren. Bis zum Zweiten Weltkrieg hat sich diese Bildersammlung in der Münchner Residenz befunden:…

… Ebenfalls in Schloss Nymphenburg zu finden ist das Portrait einer weiteren starken Frau der Wittelsbacher, der Kurfürstin Maria Leopoldine. Von ihr werde ich ein andermal erzählen…

 

 


21 Antworten zu “Das steinerne Zeugnis…”

  1. Danke ♥ liebe Margot,
    für die wunderschöne und zugleich traurige Geschichte und die herrlichen Bilder. Du hast Sehnsucht und Erinnerungen zugleich in mir geweckt. ♥
    Lieben Donnerstagsgruß
    moni

    • Ich danke dir, liebe Moni, und freue mich, dass dir mein kleiner Auszug aus der Geschichte der Wittelsbacher gefällt. ♥
      Ich grüße dich herzlich und wünsche dir noch einen schönen Abend. ♥

  2. Toll geschrieben!!
    Da macht Geschichte ja richtig Spaß.
    Danke dir dafür!!

    Was eine prächtige Umgebung und doch war Henriette Adelaide nicht so wirklich glücklich.

    • Danke schön, das ist ein ganz feines Kompliment. 🙂
      Warum soll Henriette Adelaide nicht wirklich glücklich gewesen sein? Ich habe sehr viel über sie und Ferdinand Maria recherchiert und gelesen, und habe durchaus den Eindruck gewonnen, dass sie nach den ersten düsteren Jahren in Bayern ihr Glück gefunden hat.

      • Naja, die dominante Schwiegermutter, dazu das, was sie in den Briefen über ihren Mann schreibt, die Affären, das klingt nicht so ganz glücklich.
        Und alt ist sie ja auch nicht geworden. Wobei zu dieser Zeit die Leute ja auch nicht ganz so alt geworden sind, soweit ich mich erinnere wurden die Arbeiter damals so um die 30, und die Adeligen etwas über 40.

        • Die Schwierigkeiten mit der Schwiegermutter und dem Gemahl sowie ihre Affären hatte sie am Anfang ihrer Ehe, danach sind sich die Beiden aber sehr liebevoll zugetan gewesen – habe ich mich denn so schwer verständlich ausgedrückt? 😉

          • Doch, hatte ich gelesen, und sofort angefangen zu rechnen, wielang sie denn glücklich gewesen sein konnte, wo sie dann krank wurde und früh gestorben ist.

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