Auch diese kurze Geschichte ist mir beim Ausmisten und Stöbern auf meinem Blog untergekommen. Da ich sie eigentlich sehr aktuell finde, habe ich sie auf meinem Zweitblog „Stupor Mundi“ noch einmal online gestellt… Bis zum heutigen Tag ist mir allerdings nicht so ganz klar, warum ich mit dieser Erzählung dereinst einige Mitbloggerinnen erboste, eine sogar so sehr, dass sie mir per Mail ein wortreiches Traktat zukommen ließ, indem sie mich mehrmals nichts Gutes hieß, und mir sogar drohte, ihren Anwalt einzuschalten. 😉
Monat: Juli 2017
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… Am Portal der Heiliggeistkirche hatten Landsknechte eine kleine Feldküche aufgebaut. Es gab knuspriges Spanferkel, deftige Schweinskoteletts und aromatisch-würzige Saure Zipfel – Nürnberger Bratwürstl in einem Sud aus Gewürzen, Essig und Zwiebeln gesotten. Die hatten es mir angetan, ich hatte dieses Gericht seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen, also war ich so frei und bediente mich, als einer der Landsknechte mit dem Topf durch die Menge ging und seine Speise feil bot. Allerdings gab es kein „Werkzeug“, so galt es, mit den bloßen Fingern die Würstl aus dem heissen Sud zu fischen, zum Glück bin ich dank meiner vielen Jahre in der Gastronomie recht schmerzunempfindlich… 😉
… Gut eine Stunde vor dem Hochzeitszug war jeder freie Platz an den Straßenrändern von Zuschauern/innen mit Campingmöbeln, Klappsesseln, Bierbänken und Tischen belegt. Manche hatten sich bereits in den frühesten Morgenstunden bei strömendem Regen eingefunden, andere sogar die Nacht durchgemacht, um sich einen guten Blick auf den historischen Zug zu sichern. Es war die Mittagszeit, und allerortens wurde fleißig aufgetischt. Ich sah kalt-warme Bufetts aus liebevoll zubereiteten Gerichten, die jedem Feinschmecker den Mund wässrig gemacht hätten, turmhoch wurden Kartons aus einer nahen Pizzeria balanciert und Körbe voll Döner, Wurst- und Leberkässemmel zu den wartenden Angehörigen und Freunden getragen. Sektkorken knallten, kleine Bierfässchen wurden angezapft, Flachmänner machten die Runde, und eine Schar besonders glühender LaHo-Fans begann, die vielen tausend Menschen links und rechts der Straße „einzupeitschen“: „Himmel Landshut! Tausend Landshut! Halloooo!“… 😀
… Je näher der Start des Hochzeitszuges rückte, umso mehr mittelalterlich gewandete Darsteller/innen waren zu sehen, plaudernd, dem sogenannten Zehrplatz zustrebend, sich stärkend, lachend, scherzend, und die Bewunderung und das Staunen des Publikums genießend…
… Frühmorgens hatte es heftig geregnet, in der Nacht sogar gewittert. Um die Mittagszeit ballten sich immer wieder tiefdunkle Wolken über der Stadt zusammen. Dann aber setzte sich schönes Sommerwetter durch, und die Sonne strahlte heiss von einem heiteren, weißblauen Himmel…
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… ist ganz ohne Zweifel Landshuts Mittelpunkt. Sie wurde in den Jahren 1385 bis ca. 1500 im gotischen Stile erbaut und ist die weltgrößte Backsteinkirche, der Turm misst stolze 130 Meter. Sie zählt zu den bedeutendsten Werken der Hoch- und Spätgotik in Süddeutschland…
… Ihr wisst ja, dass ich kein gläubiger Mensch bin. Aber ich sehe mir gerne Kirchen an. Ich liebe die überbordende, detailreiche Verspieltheit und Sinnesfreude des Barock und Rokoko, aber auch die strengen geometrischen Formen der Gotik, deren manchmal nüchtern wirkendes und doch so vergeistigtes Ebenmaß. Beim Betreten und Durchmessen des hoch aufragenden Gewölbes von St. Martin konnte ich mir durchaus vorstellen, dass so manche Besucher/innen eines Gottesdienstes in früheren Tagen im Zwielicht der Kerzen und den über ihren Köpfen treibenden dichten Weihrauchschwaden den Eindruck hatten, die schlanken, ebenmäßigen Säulen würden direkt in den Himmel ragen…
… Bei einigen Bildern habe ich bewusst darauf verzichtet, die Verzerrungen des Weitwinkelobjektivs zu korrigieren. Ich denke, dass dadurch der Eindruck der Höhe des Kirchenschiffes besser vermittelt wird…
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… Einem recht aparten Weibe wurde dereinst vom Gemahl verkündet, dass dieser sich auf Reisen in ein weit entferntes Gäu begeben würde. Die holde Frau, recht lebenslustig und einem Abenteuer nicht abgeneigt, fackelte nicht lange, und bandelte, kaum dass ihr Mann ihren Blicken entschwunden war, mit einem charmanten und verführerischen Flötenspieler an. Hoch loderten die Flammen der Leidenschaft! Bis – oh, Schreck! – unvermittelt der Ehemann wie aus dem Boden gewachsen vor den beiden Turteltäubchen in Erscheinung trat, er hatte umkehren müssen, weil er seine Börse zuhause hatte liegen lassen. Angesichts der Untreue seiner Liebsten schien ihm nun schier das Herze zu brechen. Das Weib jedoch, listig, weder auf den Kopf noch den Mund gefallen, wickelte ihn mit gar süßen Reden ein, bis es ihn davon überzeugt hatte, bei der Poussiererei habe es sich lediglich um ein Missverständnis gehandelt. Der flötenspielende Schürzenjäger konnte unbemerkt und unbestraft entschwinden, der Haussegen der Eheleut‘ war wieder gerade gerichtet. Nun, ja… 😉
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… Landshut hat einen hervorragend erhaltenen und gepflegten historischen Stadtkern, beispielhaft für ganz Europa. Die Förderer, jener Verein, der seit 1902 die Darstellung der Hochzeit des Jahres 1475 organisiert, achten höchst sorgsam und penibel darauf, dass sämtliche Kostüme, Schuhwerk, Schmuck, Haar- und Barttracht, Speis und Trank (das LaHo-Kultgetränk Cuba ausgenommen 😉 ), Fahrzeuge, Sättel, Zaumzeuge, Trinkgefässe und Esswerkzeuge usw. höchste historische Genauigkeit darstellen. Ich denke, am liebsten wäre es den Vereinsmitgliedern, wenn es möglich wäre, während der vier Wochen LaHo die moderne Straßenbeleuchtung abzumontieren und die Schaufenster neuzeitlicher Geschäfte samt deren Leuchtreklamen unkenntlich zu machen – was ich durchaus nachvollziehen kann. Das geht natürlich nicht. Aber man verhüllt unter anderem die Straßenschilder mit groben Säcken, um den größtmöglichen Eindruck von Authentizät zu schaffen. Dank der wunderschön erhaltenen Fassaden und Kirchen ist es beim Bummel durch Landshut ohnehin überhaupt nicht schwer, sich träumend in längst schon vergangene Tage zurück zu versetzen…
… Ein ganz wichtiges Utensil für die Teilnehmer/innen und Zuschauer/innen der Landshuter Hochzeit ist der geflochtene Kranz aus Immergrün und Rosenblüten. Man trägt ihn ums Handgelenk, im Haar oder am Gürtel. Entdeckt man jemand besonders Ansprechenden, jemanden, mit dem man verbandelt ist oder sein will, oder auch ein Familienmitglied, gute Freunde unter den ca. 2.500 Darstellern des Festzugs, dann wirft man dieser Person den Kranz natürlich zu. Und erhält, falls die Sympathie auf Gegenseitigkeit beruht, ein kleines, schmuckes Anstecksträußchen zurück. 😉 Den meinigen habe ich allerdings mitgenommen, der wird mit Seidenblumen aufgehübscht, und dann einen Ehrenplatz an der Tür meines Spinds in der Münchner Residenz finden…
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Die Doris kennt das Um und Auf der Landshuter Hochzeit bis ins kleinste Detail. Das sieht man auch an ihren an Informationen und schönen Bildern reichen Blogposts über dieses wundervolle Ereignis.
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… Vor gut fünfhundert Jahren waren die bösen Versuchungen des Teufels allüberall, natürlich ganz besonders bei solch einem Ereignis wie der Landshuter Hochzeit, die ja einige Tage lang gefeiert worden war. Gegen die Sündhaftigkeit und die Verlockungen des Bösen hilft der Schutz wundertätiger Reliquien am allerbesten. So hatte nahe der Landshuter Heiliggeistkirche ein Trupp Gaukler und Zigeuner ihren Stand aufgeschlagen, an dem sie allerlei erlesene, hochheilige Kostbarkeiten feil boten: Einen Teil des legendären Schweißtuchs der Veronika, ein Stück vom Wanderstab des Heiligen Christophorus, auf dem dieser sich gestützt hat, als er das Jesukind durch einen Fluss getragen hatte, eine kleine Phiole mit Schweiß von Jesus Christus höchstselbigst, aufgegangen von der Mutter Gottes, als ihr Sohn am Kreuze gehangen und gelitten hatte, sowie ein Haar vom Haupte Johannes des Täufers, ausgerissen von einer Kammerzofe der Königstochter Salome. Die zusehenden Festbesucher/innen waren ganz hin und weg ob so viel wundertätiger, höchst heiliger Reliquien, die Börsen saßen locker, manch einer war, gebannt von der eindringlichen Vorführung, durchaus in gehobener Kauflaune…
… Auch in jenen schon so fernen Tagen hat es Menschen mit einem gesunden Verstand gegeben, die mutig und voller Zorn die sogenannten Reliquien als faulen Zauber entlarvten, und die Schwindler vertrieben…
… Doch es ist die Hochzeit des bayerischen Herzogs, und da löste sich angesichts der freudigen, gehobenen Stimmung aller Zorn alsbald in Wohlgefallen auf. Singend und musizierend ging man seiner Wege…
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… Im Herbst des Jahres 1475 ist nach langer, beschwerlicher und gefahrvoller Reise Prinzessin Hedwig Jagiellonica, Tochter des polnischen Königs Kasimir IV Andreas und zukünftige Gemahlin des bayerischer Herzogs Georg des Reichen, endlich in Landshut eingetroffen. Mit einem prachtvollen Festzug, der seinesgleichen sucht, wird sie durch die Stadt geleitet…
… Nachdem ich an die dreißig Jahre lang immer wieder davon geträumt hatte, endlich einmal der Landshuter Hochzeit beizuwohnen, und mir immer wieder etwas dazwischen gekommen war, hat sich nun endlich dank einer sehr lieben Mitbloggerin dieser Traum verwirklicht. Ich habe mich einen Tag lang dem Zauber einer längst vergangenen Zeit hingegeben, so viel „Halloooo!“ geschrien, dass ich tagelang heiser sein werde. Und natürlich habe ich auch fleißig fotografiert. Ca. 1.200 Bilder sind es insgesamt geworden. Und die werde ich nun in den nächsten Wochen allesamt hier zeigen…
… Kleiner Scherz… 😉
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… Im zweiten Teil des Konzerts spielten die Münchner Philharmoniker unter Leitung des russischen Dirigenten Valerie Gergiev Maurice Ravels Bearbeitung von Modest Mussorgsky’s „Bilder einer Ausstellung“. Nicht nur der Hörgenuss war wundervoll, auch die bei jedem Erklingen der sogenannten Promenade, der Überleitung von einem musikalischen Gemälde zum nächsten, wechselnde Beleuchtung der Feldherrnhalle…
… Nach etlichen Zugaben und frenetischem Beifall verabschiedeten sich Dirigent und Orchester. Binnen einem Viertelstünderl hatten sich die ca. fünftausend Zuhörer/innen in alle Himmelsrichtungen verstreut…
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… Die fünfundzwanzigjährige Pianistin wuchs zunächst in China auf, als sie Vierzehn war, übersiedelte ihre Familie nach Kanada, später dann in die Vereinigten Staaten. Yuja Wang ist Aufsehen erregend, nicht nur wegen ihrer kraftvollen Virtuosität, sondern auch wegen ihrer sehr modischen und manchmal auch recht gewagten Garderobe. Zu schillernden, ziemlich knappen und kurzen Kleidchen pflegt sie beängstigend hohe Stilettos zu tragen, als ich vor etwa einem Jahr zum ersten Mal die Aufzeichnung eines Konzerts mit ihr sah, war ich voller Zweifel, ob sie mit diesem Schuhwerk überhaupt würde spielen können. Sie kann! Und wie! Sie gab im TV Gershwins Rhapsodie in Blue zum Besten – ich lausche gebannt und voll ehrfürchtigem Staunen, und seither bin ich ein großer Fan von ihr…
… Am Sonntag Abend gab sie zusammen mit den Münchner Philharmonikern unter Leitung von Valerie Gergiev ein Klavierkonzert von Brahms zum Besten. Hier meine bebilderten Eindrücke:…
… Yuja Wang – wie kaum eine andere Solistin der klassischen Musikszene verkörpert sie auf faszinierende Weise Jugend, Anmut, Kraft, Leidenschaft, und eine atemberauende Virtuosität…