Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Verona – die Arena…

… Das vor nunmehr beinahe 2.000 Jahre außerhalb der damaligen Stadtgrenzen Veronas errichtete Amphitheater ist nach dem Kolosseum in Rom und der Arena von Capua das weltweit größte. In der Blütezeit des Römischen Weltreiches wurden dort hauptsächlich Gladiatorenkämpfe aufgeführt. Es hält sich auch sehr hartnäckig das Gerücht, dass die römischen Imperatoren die Arena mehrmals fluten ließen, um dort regelrechte Seeschlachten abzuhalten, Beweise für diese Legende gibt es allerdings nicht. Die Fassade, die damals noch zwei Stockwerk höher war, ist mit weißem und rosa Sandstein verkleidet gewesen…

… Bei einem Erdbeben im Jahr 1117 wurden große Teile des Außenrings zerstört, es sind nur mehr vier Bögen bis zum heutigen Tage erhalten geblieben. Ermutigt von den Herrschaften der Katholischen Kirche, die in der Arena ein Werk des Teufels sahen, nutzten die Einwohner Veronas die Trümmerteile zum Bau der stetig anwachsenden mittelalterlichen Stadt. Im Jahr 1278 war das Amphitheater der entsetzliche Schauplatz der letzten großen Katharer-Hinrichtung…

… In der Renaissance gab es Bestrebungen, die Arena wieder für Theateraufführungen zu nutzen. Außerdem hielt man in dem großen Rund Truppenparaden, die Starts von Heissluftballons, sportliche Wettkämpfe, Ballettaufführungen, Zirkusvorstellungen, Stierkämpfe und Duelle ab…

… Anlässlich des 100. Geburtstags von Giuseppe Verdi fand am 10. August 1913 zum ersten Mal die Aufführung der Oper „Aida“ in Veronas Amphitheater statt. Dirigent Tullio Serafin, Tenor Giovanni Zenatello und Impressario Ottone Rovato war es gelungen, sich mithilfe der begeisterten Bevölkerung gegen den erbitterten Widerstand des Stadtrats durchzusetzen, deren Mitglieder die krude Idee vertraten, eine Operninszenierung würde der „Heiligkeit“ des antiken Bauwerks Schaden zufügen. Inzwischen sind viele Millionen Besucher/innen aus aller Welt in den Genuss der einzigartigen Atmosphäre einer Aufführung in der Arena gekommen…

… Cleopatra und Marcus Antonius begrüßen am Eingang die wissbegierigen Touris…

… In den düsteren Gängen unter der Arena kam’s mir schon ein wenig unheimlich vor. Meine Phantasie gaukelte mir das Stöhnen und Murmeln der Gladiatoren vor, den Klang ihrer ungefügen Ledersandalen auf dem kalten, harten Boden, das Rasseln der Ketten, mit denen man sie und die wilden Tiere gefesselt hat, den stechenden Geruch von Schweiß unter hoher Anspannung und Todesangst, das Brüllen und Fauchen der Raubkatzen, das Gröhlen, Johlen und Applaudieren der Zuschauer auf den Rängen über mir…   😉

… Im weiten Oval der Arena von Verona. Ganz nach oben konnte ich nicht steigen, die Stufen sind zu hoch, und es sind keine Geländer vorhanden. Aber die Loge des Imperators habe ich erklommen, und mich ein Weilchen auf seinem Platz niedergelassen, um zu schauen und zu staunen…

… Seit meinen langen und schönen Jahren in der Bayerischen Staatsoper faszinieren und begeistern mich Bühnenarbeiten. Es ist spannend mitanzusehen, wie aus einem gewaltigen Puzzle scheinbar völlig unzusammenhängender Teile so nach und nach ein Ganzes entsteht, eine Welt für sich, die dann Abend für Abend die Zuschauer/innen aus dem Alltag in ein Reich der Phantasie entführt…

… Nachdem ich mich ausgeruht und sozusagen satt gestaunt und geschaut hatte, verließ ich die antike Stätte, und wandte mich der Via Roma zu, um zu einem anderen, sehr alten und geschichtsträchtigen Bauwerk zu gelangen…


28 Antworten zu “Verona – die Arena…”

  1. Ich kann mich noch sehr gut n eine Aufführung von Turandot in der Arena erinnern. Natürlich habfnwir uns unters italienische Volk auf der Seconda Gradinata gemischt – nach vier Stunden auf den glühend heißen Stufen hat mir der Hintern so weh getan, dass mich nach der Pause keine 10 Pferde mehr hineinbringen könnten. Die atemberaubende Arie „Nessum Dorma“ hab ich dadurch leider versäumt 😩

    • Ich habe mir mal vor fast 25 Jahren zusammen mit meinem Vater „Nabucco“ angesehen. Während des ersten Aktes drohten Gewitterwolken, doch die haben sich zum Glück dann verzogen. Die Arie des Gefangenenchors musste sage und schreibe fünfmal (!!!) wiederholt werden, wenn ich daran zurück denke, rieselt mir immer noch ein Wonneschauer den Rücken hinunter… Ich habe schon mehrmals das Programm der diesjährigen Festspiele studiert, „Aida“ in der Originalinszenierung von 1913 würde mich sehr interessieren… 😉

  2. Meine Liste der noch zu besuchenden Orte wird immer länger.
    Danke fürs Mitnehmen und Teilen.

    Liebe Grüße aus dem lauen Maiabend,
    Anna-Lena

  3. Die Arena darf bei einem Verona-Besuch auf keinen Fall fehlen. Auch hier verstehst du es wieder, interessante Aufnahmen zu zeigen, die man sonst so nicht sieht. Toll, die Kulissenarbeit.

    • Die Arena ist in der Tat überaus beeindruckend. Und sie steht seit beinahe 2.000 Jahren – wenn man sich dagegen so manch neumodischen Architektur-Schwachfug ansieht, der nach zehn Jahren schon vom Einsturz bedroht ist. 😉
      Sehr gerne! Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

      • Ja, die heutigen Architekte müssten sich in Grund und Boden schämen.
        Alles ist auf Verfall ausgelegt 🙁
        Es wird nichts geben, was noch Zeugnis ablegt über die heutige Zeit, wenn einige hundert Jahre rum sind.

        Ich habe gestern eine schöne Doku gesehen, ging um ein Forschungsprojekt im Kloster Lorsch. Dort leben und forschen Leute wie man im Mittelalter gelebt, gebaut, Ackerbau etc. betrieben hat.
        Ich musste ja ein bissel grinsen….auf den Mond fliegen können sie, aber wissen wie man früher gebaut hat, das ist nicht bekannt.

        Dabei geht es tatsächlich darum, was man von damals für heute anwenden kann…..*kopfschüttel*

        • Ich denke, es geht weniger darum, dass heutige Bauwerke von vornherein auf Zerfall ausgelegt werden, sondern um einen höchst abstrakten „Schönheits“begriff, der von der Mehrheit der „normalen“ Bevölkerung jedoch keineswegs geteilt wird.
          Oh, es gibt Etliche, die sehr genau wissen, wie vor Jahrhunderten gebaut worden ist. Sonst hätte man Bauwerke wie z. B. die Münchner Residenz nie und nimmer zu großen Teilen dermaßen detailgetreu rekonstruieren können. Und man würde auch nicht wissen, wie man z. B. die Arena in Verona oder das Pantheon in Rom (mit immer noch der größten freitragenden Kuppel der Welt) der Nachwelt erhalten kann. Würde man keinerlei Kenntnisse über die einstmalige Baukunst, Verwendung der Materialien etc. haben, dann wäre es doch schlichtweg unmöglich, historische Bauwerke zu restaurieren, wieder aufzubauen und zu pflegen. 😉

          • Ja, das stimmt.
            Aber es geht bei den Forschungen um banale Alltagsgebäude, für die wäre es zu aufwendig und viel zu teuer, deshalb schauen die, wie man früher Wohnhäuser günstig und gut gebaut hat.
            Obwohl ich auch dachte, dass das bekannt ist, schließlich gibt es ja genug Fachwerkhäuser, wo man das sehen kann.
            Es geht um die Zeit vor 1800 Jahren. Der Forscher lebt mit seiner Familie in der Nähe vom Kloster in einer Forschungsanlage mit einer Kuh, einem Schwein und Hühnern….schon kurios irgendwie…
            Er erzählte auch was von Lehm, auch das ist eigentlich bekannt und wird auch heute wieder verwendet.
            So ganz verstanden habe ich das Ganze nicht, aber es wird schon seinen Sinn haben. Am Pfingstwochenende und das Wochenende danach gibt es auch Veranstaltungen dort zu dem Thema.

            • Wenn man keine Ahnung davon haben würde, wie früher die einfachen Leute gebaut und gewohnt haben – wieso gibt es dann z. B. das rekonstruierte Pfahlbaudorf aus der Steinzeit bei Unteruhldingen am Bodensee? Oder das Mittelalterdorf bei den Kaltenberger Ritterfestspielen? Wieso gibt es dann Freilicht-Museen wie z. B. Glentleiten am Kochelsee, wo von der primitiven Lehmhütte aus längst vergangenen Tagen über einen sogenannten fensterlosen Rundumkaser bis zum herrschaftlichen Vierseitenhof aus dem 17. Jahrhundert sämtliche Bauarten des „einfachen“ Volkes im Original bzw. hervorragend rekonstruiert zu bestaunen sind? Wieso weiß man dann bis ins letzte Detail, wie ägyptische Fellachen zur Zeit Ramses des Großen gelebt haben? Oder griechische Bauernfamilien zu Sokrates‘ Zeiten?
              Wenn du einen Beitrag nicht verstehst, wieso vertrittst du dann so eifrig dessen angebliche Thesen?

              • Mißverständlich ausgedrückt meinerseits.
                Ich fand diesen jungen Forscher total sympathisch, ich mag es, wenn Leute für etwas brennen und er brachte das gut rüber.
                Leider klingelte hier einige Male das Telefon und ich habe nicht durchgehend den Bericht mitbekommen. Meine persönlichen Gedanken dazu waren ähnlich wie deinen, eben dass man ja weiß, wie früher gebaut wurde und es auch schon zu Restaurierungszwecken angewendet hat.
                Ich grübelte, was man denn noch erfahren könnte, was man heute noch nicht weiß.
                Naja, es wird schon einen Grund haben, warum dafür Forschungsgelder gegeben werden.
                http://www.kloster-lorsch.de/lauresham0/konzept-und-anspruch/

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