Außer Spielen und die seltsamen Zweibeiner außerhalb des Geheges betrachten ist Kuscheln mit Mama der schönste Zeitvertreib für die gut vier Monate junge Eisbärendame Quintana. 😉
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Alle Beiträge aus dem Monat März 2017
… ist es Jahr für Jahr immer wieder das Gleiche, wenn die Wiedergeburt der Natur aus Eis, Schnee und Froststarre erfolgt. Und doch ist es stets anders, und je älter ich werde, umso mehr geht mir dieses ungebärdige Aufspringen der Knospen, Blüten und Blätter ans Herz. Dieses Grünen und Blühen fast über Nacht. Die überschäumende Lebendigkeit und wortlos machende Schönheit…
… „Es ist Frühling! Jawohl!“…
… treffen sich zum Golfspielen. Es dauert nicht lange, und sie beginnen mit ihren besonderen Künsten zu prahlen…
… Der erste: „Ich habe vor ein paar Jahren einen jungen Pianisten operiert, der sieben Finger verloren hatte! Inzwischen füllt er mit seinem Spiel die größte Konzertsäle, und gibt demnächst sogar ein Privatkonzert für die Queen von England.“…
… Der zweite: „Ach, das ist gar nichts! Einem meiner Patienten wurden bei einem schweren Unfall beide Arme und beide Beine abgetrennt. Zwei Jahre, nachdem ich ihn operiert hatte, gewann er bei den Olympischen Spielen eine Goldmedaille.“…
… Der dritte: „Ihr seid doch nur Amateure! Ich bekam mal mit, wie ein sturzbesoffener und zugekiffter Cowboy hoch zu Roß frontal mit einer riesigen Güterlok zusammen prallte. Das einzige, was unversehrt blieb, waren der Arsch des Mannes und die blonde Mähne des Gauls. Ich operierte – und heute ist das der 45. Präsident der Vereinigten Staaten.“…
(Im Gesichtsbuch entdeckt)
… um den zur Zeit noch sehr stillen und idyllischen Hintersee in meiner Heimat habe ich neulich gemacht. Ein bisserl ziert er sich noch, der Frühling, der Himmel wirkte bisweilen düster, in den Senken und kleinen Seebuchten liegen noch Schnee und Eis. Doch kleine blaue, rosige, weiße und gelbe Blütenkelche strecken sich bereits aus dem vorjährigen Laub, und wenn der Wind nicht wehte, dann verwöhnte die durch immer größer werdende Wolkenlücken blitzende Sonne mit erstaunlich kraftvoller Wärme…
… die möchte man am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen. Nach dem Lesen der letzten der insgesamt 362 Seiten von „Anleitung zur Schwerelosigkeit – was wir im All fürs Leben lernen können“, verfasst von dem kanadischen Astronaut Chris Hadfield, hätte ich am liebsten wieder von vorne begonnen – wenn da nicht ein ziemlich großer Stapel noch ungelesener Bücher wäre… 😉
… Hadfield schildert sehr ausführlich seinen Werdegang, vom neunjährigen Buben, eines von fünf Kindern kanadischer Maisfarmer, der angesichts der ersten Mondlandung am 20. Juli 1969 begann, auf seinen Lebenstraum hinzuarbeiten – er wollte unbedingt Astronaut werden – bis zum Höhepunkt seiner Karriere als Kommandant der International Space Station 2012/2013. Der Weg dahin ist ein überaus harter und entbehrungsreicher gewesen, er wies mindestens ebenso viele Abstiege wie Höhenflüge auf. Ausbildung und Auswahlverfahren trieben – und das ist immer noch der Fall – zukünftige Sternenreisende häufig an ihre körperlichen, geistigen und seelischen Grenzen – und darüber hinaus…
… Und wer sich einmal für einige Tage im Weltall aufhalten, den Höllenritt an Bord eines Spaceshuttles bzw. einer Sojus-Rakete genießen durfte, ist noch lange kein Astronaut, so der Autor. Ein solcher wird man erst dann, wenn man bis ins Tiefste seiner Seele und seines Charakters gelernt hat, neben einem ganz starken Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten und Stärken auch demütig, bescheiden, ernsthaft, leise und rücksichtsvoll zu sein, und sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen. Es gibt laut Hadfield Astronauten (Menschen) der Klassifizierung Plus eins, Null und Minus eins. Eine Plus eins, jemand, der seinen Mitmenschen in der Tat in jeglicher Hinsicht als Vorbild dienen kann, wird man nur dann, wenn man sich beständig darum bemüht, eine Null zu sein: Sich nicht in den Vordergrund drängen, aber stets zuverlässig da sein, unauffällig helfen und stützen, still zu sein, aber dann höchst kompetent den Mund aufzumachen, wenn es die Lage gebietet, sich immerdar zu bemühen, innere Ruhe, Fairness, Verständnis und Höflichkeit zu pflegen. Und sich für keine Arbeit zu schade zu sein. Selbst der „niederste“ und „dreckigste“ Job kann eine erfüllende Aufgabe sein, wenn man es versteht, ihn mit Würde und Liebe zu versehen, so Hadfield. Wer sich sehr gerne als Plus eins aufspielt, Arroganz an den Tag legt und den Mund voll nimmt, wird in der Regel bereits während der ersten Aufnahmeverfahren aussortiert. Was allerdings nicht verhindert, dass es dennoch Weltraumfahrer/innen gibt, die vor Hochmut so sehr strotzen, dass sie es sogar unter ihrer Würde erachten, in einem Aufzug den Etagenknopf selbst zu drücken…
… Der letzte Teil des Buches handelt großenteils von Chris Hadfields ca. fünfmonatigen Aufenthalt auf der ISS. Er beschreibt den „Alltag“ auf dieser riesigen Raumstation – sie ist inzwischen größer als ein Fußballfeld, und von der Erde aus auch bei Tageslicht mit bloßem Auge zu erkennen. Und die körperlichen Veränderungen eines Menschen im dauernden Zustand der Schwerelosigkeit, die mühsame Gewöhnung daran, dass es kein Oben und Unten mehr gibt. Das herrliche Gefühl, wenn sich der Gleichgewichtssinn an die neuen Umstände gewöhnt hat, und man elegant und leicht wie eine Feder durch die einzelnen Module gleiten, segeln, sausen kann. Aber auch die Nebenwirkungen wie z. B. ein Dauerschnupfen, da die Sekrete der Nebenhöhlen ja nicht wie sonst ungehindert abfließen, und dass sich das Herz verkleinert, die Knochendichte sowie Muskeln und Sehnen abnehmen, und die Wirbelsäule sich um einige Zentimeter verlängert. Der kanadische Astronaut erzählt vom atemberaubenden Blick aus der sogenannten Capsula mit dem größten, je im Weltraum installierten Fenster auf die schier unbeschreibliche Schönheit des Weltalls und unseres Heimatplaneten, von gefährlichen und spannenden Außeneinsätzen – aber auch von nervtötenden Experimenten und Selbstversuchen, und den alltäglichen „Hausmeisterarbeiten“ – die widerspenstige Toilette reparieren, oder überaus glitschige und unberechenbare Marmelade von den Wänden putzen, Versorgungscontainer entladen und mit dem angesammelten Müll befüllen, etc…
… Der Weg zurück an Bord einer russischen Sojus-Kapsel dauert nur eine Stunde, ist aber ein wahrer Höllenritt. Und danach beginnt die langsame Rehabilitation der Astronauten. Es kann bis zu einem halben Jahr dauern, bis sich der Körper wieder an die Schwerkraft gewöhnt hat. Chris Hadfield ist nach seiner Rückkehr von der ISS aus dem aktiven Dienst als Astronaut ausgeschieden. Er hält nun Vorlesungen an Universitäten, gibt als Musiker Konzerte – die Aufnahme seiner Version von David Bowies Klassiker „Major Tom“ an Bord der International Space Station ist legendär und wurde mehr als zwei Millionen mal auf YouTube angeklickt – und schreibt an einem zweiten Buch, einem Fotoband mit Aufnahmen aus dem Weltall. Ich freue mich schon sehr darauf…
… „Anleitung zur Schwerelosigkeit…“ ist nicht nur für Weltraumfans höchst empfehlenswert. Es ist zugleich auch ein spannendes, und erfreulich unaufdringliches Lehrstück in punkto Menschlichkeit. Ich habe viel Gutes aus diesem Buch gewonnen, und ich werde mir Mühe geben, dies in meinem erdgebundenen Leben umzusetzen…
Chris Hadfield: „Anleitung zur Schwerelosigkeit“, Heyne Verlag 2014, ISBN: 978-3-453-20068-5
… Und hier der berühmte Auftritt des kanadischen Astronauten als Musiker und Sänger in den unendlichen Weiten des Weltalls:…
… ist für mich immer ein Höchstgenuss. Etliche Stunden lang klebe ich da förmlich an der Fensterscheibe, egal ob im Reisebus oder in der Eisenbahn, die Kamera in den Händen. So auch diesmal, als ich gegen Viertel nach zwei Uhr nachmittags am letzten Februarmontag in Padua den EC Richtung München enterte. Ich kann es einfach nicht lassen, während einer Zug- oder Busfahrt zu fotografieren, auch wider besseres Wissens, auch wenn ich danach wieder die meisten Bilder löschen muss, weil sie verwackelt sind, weil der Vordergrund verzerrt ist oder Leitungen und Strommasten in die Fotos gehuscht sind…
… Einige Aufnahmen von meiner Heimreise durch’s Gebirge:…
… durch die historische Altstadt beschloss ich, meine letzten Stunden in Padua auf dem Prato della Valle zu verbringen. Ich schlenderte ich mit der Kamera in der Hand gemächlich herum, legte manch Sitz- und Beobachtungspause ein, und genoss das bunte Leben im weiten Rund der Arena. Und wie ich die lebhafte Szenerie so in mich aufnahm, schien sie mir wie eine Abschiedsvorstellung…
… Natürlich hatte ich mich auf diesen Ausflug vorbereitet! Ich hatte mir das Örtchen Battaglia Terme via G.oogle Ea.rth zuvor angesehen. Es schien alles so leicht zu sein – mit dem Regionalzug hinfahren, aussteigen, ein wenig herum spazieren, die schöne Villa Selvatico Sartori von allen Seiten vielfach fotografieren, vielleicht sogar die herrliche Barocktreppe hinauf spazieren, mich oben ein wenig umschauen, vielleicht war sogar eine Führung geboten…
… Als ich den Zug verließ, erwartete mich die erste Überraschung: Eine Rückfahrmöglichkeit würde sich erst in gut vier Stunden ergeben. Nun ja, irgendwie würde ich mir die Zeit bis dahin schon vertreiben. Mir halt nach Besichtigung der Villa den Ort anschauen, obwohl das, was ich nebst baufälligem kleinen Bahnhof da so erblickte, nicht eben reizvoll war…
… Ich stiefelte los, mitten durch ein Wohnbaugebiet, mein Ziel stets vor Augen. Da erstand auch – ich will das gleich vorweg nehmen – das einzige halbwegs brauchbare Foto des Anwesens…
… Kreuz und quer marschierte ich durch ein Wohnbaugebiet mit kleinen Einfamilienhäusern. Nachdem ich eine nicht eben einladend wirkende Kurklinik passiert hatte, stand ich vor dem verschlossenen Tor der Auffahrt zur Villa. Ich radebrechte mich mühsam durch den Text, und erfuhr, dass man lediglich am ersten Sonntag des Monats zwischen zwölf und ein Uhr mittags die Villa Selvatico Sartori besichtigen könne, und das nur nach Voranmeldung. So ein Mist!…
… Nun, vielleicht würde sich noch eine bessere Aussicht auf das barocke Prachtstück ergeben, wenn ich um den Hügel herum wandern würde. Ich folgte einer breiteren Straße in östliche Richtung, und stand nach dem Erklimmen einer kleinen Steigung am Ufer eines träge dahin gleitenden Kanals (Canale Padua-Battaglia-Monselice, 1201 in Betrieb genommen), und sozusagen in der Ortsmitte…
… Ich wandte mich nach rechts, immer dem Kanal entlang, auf einem sehr gepflegten Sandweg, der nun, am frühen Nachmittag, von vielen Einheimischen zur Gassi-Runde, zum spazieren gehen, joggen und radfahren genutzt wurde. Es sah gut aus, immer lichter wurde es rund um die Villa, hoch auf ihrem Hügel thronend. Und dann, ja, dann hätte es ihn gegeben, den perfekten Blick auf die schöne, von einer orientalisch anmutenden Kuppel gekrönte Fassade – wenn nicht genau an dieser Stelle eine abgestorbene Platane ihr weit gefächertes, weißlich schimmerndes Astwerk direkt in die Sichtachse gereckt hätte! Sie stand in einem Park, vor einer großen, verlassen wirkenden Kuranlage. Ich gesteh’s, ich habe eine geraume Weile geflucht wie ein Fuhrknecht. Zum Glück war ich allein auf weiter Flur…
… Ich ging zurück und durchmaß den Park. Vielleicht, vielleicht hatte das Universum ja ein Einsehen mit mir. – Leider, leider war dem nicht so. Ein hoher Drahtzaun umgab weiträumig die Villa, überwuchert von allerlei dichtem und auch mit Dornen bewehrtem Geflecht. Nur einmal gelang es mir, die Kamera durch eine winzig kleine Lücke zu zwängen, und die herrliche Freitreppe abzulichten…
… Grummelnd und brummelnd schleppte ich mich zurück, denn ich hatte inzwischen so einige Kilometerchen zurück gelegt. Am Rande einer alle paar Minuten dampfenden und blubbernden Thermalquelle im Park ruhte ich mich kurz aus…
… Ich beschloss während der Rückfahrt nach Padua, den nicht ganz gelungenen Ausflug mit einem feinen Abendessen im Ristorante Zairo unweit meines Hotels abzuschließen. Was ich dann auch tat, ich schlemmte mich durch die halbe Speisekarte, und erfreute mich einen letzten Abend lang an der Freundlichkeit und dem gutmütigen Temperament der Menschen von Padua. Und kurz vor dem Zubettgehen tröstete ich mich mit den schönen Aufnahmen der Website der Villa Selvatico Sartori…