Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Die Erweiterung von Fremdsprachenkenntnissen

… ist nicht nur ein gutes Training für’s Oberstübchen, und auch höchst profund, um andere Menschen und Kulturen besser kennen zu lernen, sowie eine gastfreundliche Haltung  zu pflegen, sondern kann einem zudem schöne, erheiternde Momente bescheren…

… Diese durchweg positive Feststellung darf ich recht häufig machen, wenn italienische Schülergruppen durch unsere prachtvolle und weitläufige Residenz marschieren. Südländische Menschen sind ja bisweilen ziemlich temperamentvoll veranlagt, vor allem, wenn noch recht jung an Jahren, und der Hafer sie sticht. So bleibt es nicht aus, dass man als aufmerksame Museumsaufsicht eine oder mehrere laute Mahnungen aussprechen muss. Ich mache das in der Regel voller Bedacht zunächst auf Englisch. Und darf daraufhin beobachten, dass die jungen Damen und Herren aus dem Lande, in dem die Zitronen blühen, so tun, als würden sie dieser Sprache nicht mächtig sein, und als hätten sie kein Wort von dem verstanden, was ich ihnen soeben ans Herz gelegt habe. Oft macht man sich auch über mich lustig, und das nicht eben sehr schmeichelhaft. – Und dann, ja, dann – Vorhang auf! – ist mein großer Moment: Dann komme ich nämlich mit geschliffenem und fließendem Italienisch einher (geschliffen und fließend deshalb, weil ich inzwischen die gängigen Floskeln und Redewendungen, die ich zur Ausübung meines „Handwerks“ benötige, in jener so melodisch, schön und romantisch klingenden Sprache auswendig gelernt habe – an den spanischen und französischen „Fachausdrücken“ arbeite ich grade, nur mit Russisch und Japanisch habe ich noch richtig große Probleme  😉 ). Das Beobachten, wie daraufhin recht viele noch jugendfrische Gesichtszüge der Ragazzi völlig entgleisen, bereitet mir jedesmal allergrößtes Behagen und Vergnügen. So lange die Leutchen sich dann noch in meinem Abschnitt befinden, habe ich nicht mehr die geringsten Probleme mit ihnen, ganz im Gegenteil. Und so ein ganz kleines bisschen diskrete, schlitzohrig-gutmütige Boshaftigkeit gehört doch auch zu den Würzmitteln, welche der bisweilen ziemlich fad oder bitter schmeckenden Suppe des Lebens einen feinen und bekömmlichen Geschmack zu verleihen pflegen…   😉


39 Antworten zu “Die Erweiterung von Fremdsprachenkenntnissen”

    • Ich sehe auch immer wieder, wie herzlich das von unseren Besuchern aufgenommen wird, wenn man sich ein wenig in deren Muttersprache unterhalten kann. Und wenn ich ein wenig Türkisch können würde, dann hätte ich eine sehr ungute Situation heute Nachmittag womöglich ganz leicht bereinigen und entspannen können…

    • Oh, es gibt auch höchst unangenehme Situationen. Gestern Nachmittag hat ein Herr „Halt die Fresse, du blöde Kuh!“ zu mir gesagt, weil ich sein etwa zehnjähriges Kind ermahnt hatte, nichts anzufassen, das Mädel hatte die linke Hand tief in einem vierhundert Jahre alten Wirkteppich vergraben. Der Kerl vom Sicherheitsdienst, den ich – vorschriftsgemäß – angerufen hatte, damit er den Pöbler entfernt, war so langsam unterwegs, dass der Mensch ungestraft entkommen konnte. :-/

      • Auweia – wobei ich gestehen muss, dass ich in der Pinakothek auch mal beinahe in ein Bild reingelangt hab, weil was zeigen wollte (und da war ich ca. 3×10 … hüstel) 😊

        • Aus Versehen kann so etwas schon mal passieren. 😉 In der Pinakothek hättest du einen ohrenbetäubenden Alarm ausgelöst, wenn du das Bild wirklich berührt hättest. 😉
          Wandteppiche – meine Lieblinge! – Möbel, seidene oder samtene, mit Silberfäden verzierte Tapisserien, Uhren, Statuen etc. werden aber in der Regel mit Absicht angefasst. Man will halt wissen, wie sich das anfühlt. Ich kann das durchaus verstehen, das gehört zu den menschlichen Instinkten. Allerdings sollte man als Besucher/in aber auch bedenken, dass es sich in der Regel bei dem, was man angreifen will, um unschätzbare und auch höchst empfindliche Kunstschätze handelt. 😉 Zudem haben wir im Eingangsbereich etliche recht große Tafeln mit Piktogrammen stehen, die unübersehbar darauf hinweisen, was man während eines Museumsbesuch nicht tun sollte… Und als Besucher/in mit einem halbwegs gepflegten kulturellen Hintergrund und guter Erziehung gibt es durchaus Möglichkeiten, sich gesetzter zu artikulieren, da muss man kein „Halt die Fresse, du blöde Kuh!“ von sich geben.

            • Die Damenband, vor allem das Wilde Weib, hat es ganz impulsiv sehr bedauert, dass ich mich so gut wie möglich beherrschen musste. Hätte ich dem Zorn meiner inneren Weiber nachgegeben, dann hätte ich dem Kerl die Fresse poliert… Ich habe mein Handy hervor geholt, und ihm gesagt, dass ich jetzt den Sicherheitsdienst rufen würde, und dass er dann recht flott auf dem kürzesten Weg das Schloss verlassen müsse. Ich konnte ja nicht ahnen, dass eine lahme und höchst desinteressierte Schlaftablette Wachdienst hatte.

  1. Oja, das kenne ich! Wenn hier in der U-Bahn auf Chinesisch über die „Langnasen“ gelästert wird und ich mich dann grinsend in das Gesspräch einmischee. Ein herrlicher Moment, die überraschten Blicke. Wenn du die passenden Worte in Chinesisch bbrauchst, gib mir Bescheid,, wass Du genau sagen willst. Doch die richtige Aussprache solltest Du mit Chinesen üben. 😉
    Liebe Grüße
    Ulrike

  2. Ein Freund von uns geht es ähnlich. Arbeitet für ein chinesisches Unternehmen hier in Deutschland, Kunden sind tw. auch Japaner. Geschäftssprache ist Englisch. Wenn in einem Meeting dann mal Japanisch gesprochen wird, was ja generell ja unhöflich ist, fängt er an japanisch zu reden. Er hat schon ein paar Mal dieses Vergnügen gehabt, scheinbar wird es nicht weitergetragen, das es in Deutschland beim Lieferanten jemanden gibt, der Japanisch kann. Man will ja das Gesicht nicht verlieren 😉

    • Das stimmt! Ich habe schon oft erlebt, dass eigentlich sehr zurückhaltend und unfreundlich wirkende Menschen plötzlich auftauen und richtig liebenswürdig werden, wenn man sie in der Muttersprache anredet.

      • Das zeugt oft von einer großen Unsicherheit dieser Menschen. Wie du sagst, die sind oft regelrecht froh, dass man mit offenen Armen auf sie zugeht. Die Nutzung ihrer Sprache wirkt dabei wie eine vertrauensbildende Maßnahme, die den Menschen zwischen den Zeilen sagt, „ich will dir nichts böses, fühle dich bitte Willkommen.“

        • In der Realität darf ich ja schon heilfroh sein, dass ich mich auf Englisch recht gut ausdrücken, und auf Italienisch zumindest Essen, Trinken, ein Hotelzimmer bestellen und nach dem Weg und der Uhrzeit fragen kann, von den Museums-Floskeln einmal abgesehen. 😉

  3. Ja, Fremdsprachen sind wichtig insbesondere auch in deinem Beruf. Gut hast du das gemacht, erst mal zugehört und dann in der Landessprache geantwortet. Die überraschten Gesichter kann ich mir gut vorstellen. 🙂

    • Es gibt ein paar Leutchen bei uns, die sich strikt weigern, Fremdsprachen zu benutzen. Dabei wäre zumindest auf Englisch ein Grundwortschatz sowie die einfachsten Grammatikkenntnisse schnell zu erlernen, auch wenn man kein Sprachgenie ist. Eine Kollegin ist der Meinung, dass all unsere Besucher aus fernen Landen deutsch sprechen müssten, weil sie sich ja in Deutschland aufhalten würden. Als ich sie honigsüß fragte, ob sie denn jedesmal, bevor sie ins Ausland fährt, die jeweilige Landessprache lernen würde, hat sie mich ganz bös angeguckt. 😉
      Ja, die Gesichter der Schüler/innen sind immer wieder eine Augenweide. 😀

  4. Sehr gut! Wie man sieht, es bringt was, solche Ausdrücke zu lernen ;). Mit dem Russisch kann ich dir helfen, ich habe die Sprache gelernt ;). lg bilere

    • Wobei ich das Sprachen lernen bei weitem nicht auf die benötigten Floskeln beschränke, nein, vor allem beim Italienischen bemühe ich mich schon darum, Tag für Tag meine Kenntnisse ein klein wenig zu erweitern. 😉
      Unsere Dienstleiterin und zwei Kolleginnen sind aus Russland. 😉 Aber ich werde mal eine kleine Liste ausarbeiten und dir dann mailen, liebe Bilere.
      Herzliche Grüße!

  5. Das Lästern über dich fand ich jetzt aber ärgerlich 🙁

    Ansonsten finde ich auch, dass erstens Sprachen nicht nur Wörter sind, sondern immer auch Kultur transportieren und zweitens, dass es Menschen aus anderen Ländern immer viel Freude bereitet, wenn man sich ein bisschen Mühe mit ihrer Sprache gibt.
    LG, Ingrid

    • Oh, das ist fast schon alltäglich, dass Besucher/innen über die Aufsichten lästern. 😉
      Da bin ich ganz und gar deiner Meinung. Und ich finde, dass es unbedingt zur Gastfreundschaft gehört, wenn man zumindest mittels einiger fremdsprachlicher Worte oder Redewendungen Auswärtigen ein klein wenig das Gefühl vermitteln kann, hier willkommen und geschätzt zu sein.
      Liebe Grüße!

  6. du weisst gar nicht WIE gut ich dich hier verstehe. Ich hatte ja mal einige Jahre auf spezielle Art von Maerkten hier meine Handarbeiten – kleine Figuren aus Filz und Ohrringe in der Hauptsache, ausgestellt zum Verkauf. Da kamen mal zwei aetlere Damen vorbei, schauten meine Sachen an uns sagten dann auf Deutsch: Wie gut, dass wir kein Geld eingesteckt haben, hier haetten wir es sonst ausgegeben. Und als ich dann auf Deutsch antwortet, sehr hoeflich, da wurden sie doch rot und sehr sehr verlegen.

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