Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Vor gut zweieinhalb Jahren…

… hatte ich in den sogenannten Steinzimmern in der Münchner Residenz etwas Merkwürdiges gesehen: Eine zierliche, nicht sehr hoch gewachsene Frauengestalt, von Kopf bis Fuß in fließende schwarze Gewänder gekleidet, glitt etwa sieben, acht Meter von mir entfernt quer durch das Zimmer der Welt, von der an der Fensterfront aufgebauten kaiserlichen Prunktafel bis zum ungefähr mannshohen Kamin, und entschwand dann meinen Blicken. Ich war eine Weile regelrecht paralysiert, erst Stunden später setzte so etwas wie Erschrecken über diese geisterhafte Erscheinung ein, hier und in den darauf folgenden Blogbeiträgen habe ich detaillierter darüber berichtet. Nur wenig später machte ich eine weitere, mit Logik und Sachlichkeit nicht erklärbare Erfahrung, diesmal handelte es sich um eine rein akustische…

… Ich forschte nach, und stieß im Laufe meiner Erkundungen auf eine erkleckliche Anzahl Geschichten über außersinnliche Wahrnehmungen in der Münchner Residenz, genauer gesagt auf das Vorhandensein von zwei schwarzen und einer weißen Frau, die öfters von einem Pudel begleitet wird, sowie eines Ritters in voller Rüstung im Torbogen, welcher den Kapellen- vom Brunnenhof trennt. Was „meine“ schwarze Frau anbelangte, entwickelte ich die Theorie, dass es entweder die faszinierende Kurfürstin Henriette Adelaide, Prinzessin von Savoyen, oder aber eine ihr nahe stehende Person, vielleicht ihre Kammerfrau sein könnte, die aus Gram darüber, im Jahre 1674 den verheerenden Großbrand im Münchner Stadtschloss mitverschuldet zu haben, immer noch „umzugehen“ pflegt. Ich verbiss mich ziemlich in meine Forschungen, und begann sogar, an einem Roman über Henriette Adelaide und ihre Vertraute zu arbeiten, teils hielt ich mich sehr an die geschichtlichen Fakten, teils floß Autobiographisches mit ein, teils ließ ich auch kräftig meine Phantasie spielen…

… Mit dem Roman verzettelte ich mich eine geraume Weile später, die ungemein schillernde und facettenreiche Persönlichkeit der Kurfürstin aus dem Süden schien mich zu überfordern, und nicht lange danach kam meine Wissbegierde bezüglich paranormaler Phänomene in der Münchner Residenz ebenfalls ziemlich zum Erliegen. Auch wenn ich mich seit zweieinhalb Jahren regelmäßig darüber wundere, dass recht häufig dann, wenn ich in den Steinzimmern Dienst habe, eine wunderschöne, mit Emaille und Silber kunstvoll verzierte Uhr auf dem Kaminsims im Zimmer der Welt mit reinem und silberhellem Klang zu schlagen pflegt, obwohl das Uhrwerk vor langer Zeit schon ausgebaut worden ist…

… Vor etwa zwei Wochen nahm eine Journalistin der „Süddeutschen“ Kontakt zu mir auf. Sie würde an einem Artikel über die Schwarze Frau der Wittelsbacher arbeiten, und irgend jemand hätte ihr mich sozusagen als Expertin empfohlen. Wir trafen uns zwischen den Feiertagen und verbrachten eine geraume Weile im intensiven Gespräch, ich hoffe, ich konnte ihr ein wenig weiter helfen…

… Diese Begegnung mit der Dame von der Presse bewirkte, dass meine Gedanken wieder öfter um mein damaliges Erlebnis kreisten. Während des heutigen Dienstes erzählte ich einem Kollegen von der Schlösserverwaltung von dem Treffen mit Frau P., und vernahm dann eine Geschichte, die mir bislang noch nie zu Ohren gekommen war: Eine ehemalige Angestellte der Residenz, die immer in den frühen Morgenstunden ihren Dienst anzutreten pflegte, hatte etliche Begegnungen mit einem seit langem schon verstorbenen Wittelsbacher, einer sehr ernsthaften, großen, Respekt einflößenden Seele – und zwar ebenfalls in den Steinzimmern! Sie habe ihn stets im Thronsessel im sogenannten Zimmer der Elemente sitzen sehen. Er sei unglücklich darüber gewesen, dass er auch nach etlichen Jahrhunderten den Ort, an dem er seine große Macht ausgeübt habe, nicht los lassen könne. Schließlich habe sie eine Art geheimnisvolles Zeremoniell durchgeführt, und seitdem sei dieser Geist – ich nehme an, dass es sich dabei durchaus um den großen Kurfürsten Maximilian I. handeln könnte – nicht mehr gesehen worden…

… Das ist so etwas wie neues Wasser auf meine Mühlen, grade jetzt, da ich immer öfter mit dem Gedanken spiele, den Job im Schloss an den Nagel zu hängen. Ich glaube, ich werde wieder mal ein wenig Geisterforschung in der Residenz betreiben. Und mir das Romanfragment von der Schwarzen Frau vorknöpfen. Irgendwie habe ich jetzt wieder Lust bekommen, daran doch weiter zu arbeiten…


19 Antworten zu “Vor gut zweieinhalb Jahren…”

    • Ach, sieh an! Danke für die Infos und den Link, lieber Wolfgang.
      Wie heisst es so schön: „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt.“ Davon bin ich sehr überzeugt. 😉

  1. Weiter zu schreiben ist immer gut 🙂
    Den Job an den Nagel zu hängen nicht unbedingt wirklich 😉
    Es gibt so viele dinge, die nicht mit normalen Mitteln zu erklären sind… Parapsychologische forschungen sind immer gut.

  2. Liebe Freidenkerin

    vor einigen Wochen bin ich auf Ihren Blog gestoßen und habe diesen mit großer Freude gelesen.
    Besonders glücklich war ich über den oben stehenden Beitrag. Am 20.04.2017 und am 01.05.2017 war ich in der Residenz und mir sind ganz ähnliche Begebenheiten widerfahren, wie Ihnen und ihrer Kollegin.
    Darum wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn ich Sie via Email kontaktieren dürfte, um Ihnen davon zu erzählen, da Sie mich nicht für verrückt halten würden.

    Viele lieben Dank an Sie im voraus und herzliche Grüße aus Bamberg.

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