Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Beim Wurzelsepp…

… Vor gut einem Jahr hatte ich im Krankenhaus eine liebenswerte Zimmergenossin, die an der linken Schulter operiert worden war. Wir verstanden uns auf Anhieb, blieben lange Zeit in Kontakt, verloren uns aber dann Anfang des Jahres aus den Augen. Vor einigen Wochen haben wir unsere Freundschaft wieder aufgenommen, und Sonja hatte mich auf einen Tagesausflug in ihre Heimat nahe Penzberg eingeladen…

… Nachdem sie mich gestern früh am S-Bahnhof aufgelesen und ihre kluge und lustige Tochter von der Hausärztin im Nachbardorf abgeholt hatte, fuhren wir zunächst in das kleine und sehr ruhige Örtchen, in welchem Sonja und ihre Familie zuhause waren…

… Unterwegs fiel mir ein kleines Anwesen auf, das über und über mit skurrilen und phantasievollen Schnitzereien geziert war. Kurzentschlossen machten wir halt. Hinter dem Häuschen befand sich eine Art Lagerplatz mit einem Sammelsurium verschiedenster Holzklötze, Baumstämme und knorrigen Wurzelwerks, dazwischen „wucherten“ schelmisch und schief grinsende hölzernde „Schwammerln“, ein blutroter, grimmig dreinsehender Teufel, Landschaftsreliefs und mehr oder weniger sinnige Sprüchetafeln…

… Ein Hüne, ein Bär von einem Mann, mit einem dichten, zurück gekämmten, schlohweißen Haarschopf, war mit einer Motorsäge zugange. Als er uns kommen sah, stellte er sein „Fichtenmoped“ ab, begrüßte uns freundlich und begann sogleich, seine interessante Geschichte zu erzählen: Er sei jetzt achtzig Jahre alt (wirkte jedoch an die zwanzig Jahre jünger), komme aus dem Slawischen, hätte allerdings beinahe sein ganzes Leben hier in Südbayern verbracht. Früher sei er fünfundzwanzig Jahre lang der Leibwächter von F.-J. Strauß gewesen, und da hätte er, um sich von den Anstrengungen seines Jobs zu erholen, mit der künstlerischen Bearbeitung von Holz angefangen. Mittlerweile würde er seine Skulpturen, ausgefallenen Möbelstücke, Reliefs, Zwergerln, Pilze für den Garten und Wurzelungeheuer weit über die Grenzen Bayerns hinaus an Interessenten verkaufen, sogar das Fernsehen sei schon ein paar Mal da gewesen und habe ihn interviewt…

… Wir lauschten gespannt und schauten und staunten während der kurzen Führung durch Werkstatt und den verrückt-phantasievoll gestalteten kleinen Garten hinter dem Haus. Anschließend setzten wir unsere Fahrt fort, um uns bei Sonja ein wenig zu erholen und dann das nächste geplante Ziel anzusteuern…

… Stattliches Bauerngütl in der Nachbarschaft vom Wurzelsepp im Bayerischen Oberland…

 


15 Antworten zu “Beim Wurzelsepp…”

  1. Ohhh, herrliche Teile bastelt der da.
    Ein echter Wurzelsepp!!! 🙂

    Schön, dass ihr eure Freundschaft wieder aufnehmen konntet, das ist ja nicht oft so heutzutage.

    • Stimmt, und das ist auch nicht leicht, eine Freundschaft erneut aufleben zu lassen. Aber wir haben uns gestern einen ganzen langen Tag über so gut verstanden, dass zu hoffen ist, dass unsere gute Beziehung nun Bestand haben wird.

      • Nein, das ist nicht leicht.
        Umso schöner, dass ihr es möglich gemacht habt.
        Und die Vertrautheit scheint ja auch gleich wieder da gewesen zu sein.

  2. Eine schöne Geschichte, so etwas mag ich. dass sind Geschichten die das Leben schreibt. Sorry … aber da rücken die tollen Bilder schon fast in den Hintergrund.

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