Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Venedig – San Michele…

… Auf der ca. 17,6 Hektar großen, beinahe rechteckigen Insel gibt es elf (lebende) Bewohner (menschliche), und Zigtausende Tote, denn auf San Michele befindet sich Venedigs Friedhof. Vom Kloster der Kalmadulenser, welches im 13. Jahrhundert gegründet worden ist, sind noch der Kreuzgang, die sechseckige Capella Emiliani sowie die Renaissance-Kirche San Michele in Isola erhalten…

… Nach der Säkularisierung des Klosters und einem auch für Venedig verbindlichen Edikt aus dem Jahr 1804, das die Bestattung von Toten in unmittelbarer Nähe von Kirchen untersagte, verband man durch Aufschüttungen San Michele mit der kleineren Insel San Cristoforo, und schuf dadurch die heutige Form sowie den durch Zypressen und einer Mauer umgebenen Friedhof. Mittlerweile herrscht auf dem Areal ein enormer Platzmangel, viele der Verstorbenen werden nach Ablauf von fünf Jahren exhumiert und in sogenannten Etagengräber verlegt. 1998 beauftragte man den Stararchitekten David Chipperfield mit der Erweiterung des Gottesackers um gut 60.000 qm. Die Bauarbeiten sind nach wie vor im Gange…

… Zwölfter lebender Bewohner von San Michele ist dieser stattliche Raubvogel, ich nehme an, er wird eingesetzt, um Nager wie Mäuse, Ratten, sowie anderes Ungetier auf der Insel zu dezimieren…

San Michele-Ghetto-Malamocco-Lido-8

… Die Liste berühmter Persönlichkeiten, die auf Venedigs Friedhofsinsel ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, ist lang und höchst beeindruckend. Ich machte mir allerdings nicht die Mühe, nach ihren Gräbern zu forschen, sondern ließ mich einfach durch das riesige Areal treiben, mal hier mal da schauend und staunend…

… Was mich bei meinem Rundgang ein wenig skurril, ja, befremdend anmutete war, dass ein großer Teil der Gräber mit Kunstblumen geschmückt waren, die häufig bereits sehr verblichen waren. Dies erzeugte eine seltsam anmutende, morbide Stimmung…

San Michele-Ghetto-Malamocco-Lido-12

… Schön still und friedlich war es, ich genoss lange Zeit die Ruhe und den vielstimmigen Vogelgesang. Dann machte ich mich auf dem Weg zurück nach La Serenissima, um mir noch einen ganz besonderen kleinen Stadtteil anzusehen…


29 Antworten zu “Venedig – San Michele…”

  1. Ich glaube so eine Gabkultur wie hier in Deutschland, dass die Gräber mehrmals im Jahr neu bepflanzt werden, gibt es in nicht so vielen Ländern.
    Liebe Grüße und eine gute Nacht! 🌛

    • Das wäre ja auch schon ziemlich skurril, wenn der Friedhof von La Serenissima, der Prachtvollen und Einzigartigen, ein ganz schlichter und unauffälliger wäre. 😉
      Liebe Grüße!

    • Danke schön! 🙂 Um so richtig auf Entdeckungstour auf San Michele zu gehen, müsste man sich einmal einen ganzen Tag Zeit nehmen, von morgens früh bis abends spät…
      Liebe Grüße!

  2. Auch dieser Friedhof gehört zu Venedig. Das wäre mir auch nicht entgangen. Du bist langsam eine richtige Venedig-Expertin und es macht Freude, dich zu begleiten.

    • Danke schön – aber eine Expertin bin ich ganz sicher nicht, liebe Ute. Die beiden Münchner, die ich kennen lernen durfte, und die seit ungefähr dreißig Jahren all ihre Freizeit in Venedig verbringen, die sind es, ich hoffe sehr, dass ich sie irgendwann einmal wieder treffen darf.

  3. Kunstblumen….ja, das kommt mir auch ein bissel seltsam vor.

    Ansonsten ein prachtvoller Friedhof, finde ich.

    Du hast wirklich unheimlich viele Eckchen dieser faszinierenden Stadt seheh können 🙂

    • Andere Länder, andere Sitten, liebe Ilanah. 😉
      Yepp, ich bin in dieser knappen Woche sehr gut und viel unterwegs gewesen – und schmiede übrigens schon Pläne für meinen nächsten Aufenthalt Anfang September.

      • Ohja, das stimmt.
        Ich war schon irgendwie seltsam berührt, als ich zum ersten Mal einen italienischen Friedhof in Pisa sah. Die Särge waren wie in Schubladen gesteckt, vorne dann ein Ring zum Blumen reinstecken und Name und oft ein Foto von dem Verstorbenen.
        Dann gab es die Armengräber, über die man quasi drüberlaufen musste. Kam mir schon seltsam vor.

        Ohhhh, nochmal Venedig????? Klasse!! Es gibt bestimmt noch viel zu sehen.
        Kannst du eigentlich italienisch?

        • Ich kann mich ein bisschen verständlich machen, Fahrkarten kaufen, nach dem Weg fragen, zu essen und zu trinken bestellen, und leichte Unterhaltungen führen. 😉 Neulich habe ich in einer Buchhandlung etwas sehr Originelles entdeckt: Auf Italienisch verfasste Kurzkrimis, die gleichzeitig auch Sprachunterricht sind. In Kürze muss ich ohnehin den „Ein-Jahres-TÜV“ meines Hüftgelenks beim Orthopäden machen lassen, da komme ich an diesem Laden vorbei. Gut möglich, dass ich mir dann einige dieser Büchlein mitnehmen werde.

          • Das ist doch schon ziemlich viel 🙂
            Ich wollte immer italienisch lernen, weil ich mal vorhatte in die Toscana zu ziehen als Altersitz.
            Naja, das hat sich ja erledigt, weil ich durch die Wechseljahre die Hitze gar nicht mehr vertrage.

            DAs Buch hört sich gut an. Ich drück die Daumen, dass es noch da ist. Bzw. die Bücher.

This function has been disabled for Marthas Momente-Sammlung.