Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

In der Münchner Residenz…

… fand heute, am Samstag den 30. 4. 2016, das alljährliche Treffen der Ritter des Wittelsbacher Georgsorden statt, der bekannteste der insgesamt dreizehn St.-Georgs-Orden. Bereits im vergangenen Jahr hatte ich ja eine zwar kurze doch unvergessliche Begegnung mit den hochadeligen Mitgliedern dieser erlesenen Bruderschaft erleben dürfen: https://freidenkerin.com/2015/04/25/ein-unvergesslicher-morgen/ …

… Meine Freude war riesig, als ich am Freitag Nachmittag vom Chefkastellan auserkoren wurde, die noblen Herren am frühen Morgen am Portal zum Hartschiersaal zu begrüßen und ihnen, falls erforderlich, mit wegweisenden Ratschlägen und Informationen behilflich zu sein. Allerdings – und das war ein für mich ziemlich großer Wermutstropfen – musste ich hoch und heilig versprechen, keine Fotos zu machen, eine Zusage, deren gewissenhaftes Einhalten mich eine schier übermenschliche Willensstärke gekostet hat…  😉

… Ich darf nun nach diesem ziemlich ereignisreichen Tag sagen, dass ich ungemein viel hochadelige Hände geschüttelt habe, unter anderem – zu meiner ganz großen Freude – die von Seiner Königlichen Hoheit Herzog Franz von Bayern, Seiner Königlichen Hoheit Herzog Max von Bayern, Prinz Luitpold von Bayern, Prinz Ludwig von Bayern, und etliche von Stauffenbergs, von Rechbergs, usw. usw. Beinahe jeder der ungefähr fünfzig St.-Georgs-Ritter hatte eine beispielhafte Höflichkeit inne, wünschte mir galant einen guten Morgen und grüßte mich per Handschlag…

… Natürlich bestaunte ich vor dem Eintreffen der Herzöge, Grafen und Fürsten die schweren, goldenen Ordensketten, -kreuze, und Zeremonienstäbe, die in zwei fahrbaren Safes angeliefert worden waren. Mein Dienst begann um acht Uhr morgens, bereits um halb Sechs hatte es mich voller Vorfreude aus den Federn getrieben…

… Kurz nachdem der Chefkastellan die schwere, doppelflügelige Tür zum Hartschiersaal geöffnet hatte, begann das Defilee der Würdenträger, jeder im eleganten schwarzen Frack mit makellos weißem Hemd, Bauchbinde und weißer Fliege angetan. Dann legten sie mithilfe einiger dienstbarer Geister aus dem Hause Wittelsbach die strahlend blauen Samtumhänge, Ketten, Kreuze und Zierdegen an. Anschließend begaben sie sich in die Reichen Zimmer, wo drei junge Adepten mittels eines genau vorgeschriebenen Textes um die Aufnahme in den St.-Georgs-Orden ersuchten. Es folgte in der festlich geschmückten Hofkapelle ein Hochamt, während dessen Verlauf der Großmeister den Neulingen den Ritterschlag erteilte. Die Messe war von einem Bischof zelebriert worden – ich kenne mich in der katholischen Hautevolee so gar nicht aus, daher kann ich euch auch den Namen des Herrn nicht nennen. Doch er war sehr charmant, und verwickelte mich in ein angeregtes Gespräch über die Geschichte und Größe der Münchner Residenz. Als er sich von mir verabschiedete, war ich sehr angetan, weil er nicht irgendeine Segensfloskel sprach, sondern mit warmen und humorvoll funkelnden Augen sagte: „Ich wünsche Ihnen auch weiterhin so viel Freude an Ihrer Arbeit.“…

… Es folgten eine Art spätes Frühstück im wunderschönen Theatinergang, und ein kurzer Vortrag im sogenannten Vier-Schimmel-Saal, ehe sich die Rittersleut‘ auf den Weg nach Schloss Nymphenburg machten, wo Seine Königliche Hoheit Herzog Franz von Bayern zu einem Empfang geladen hatte. Und dann, nachdem die noblen Herren ihre wunderschönen blauen Mäntel, die Ordensketten und anderen Zierrat wieder abgegeben, und den Hartschiersaal verlassen hatten, wurden die Verbindungstüren zum Goldenen Saal und den Reichen Zimmern aufgetan, und der normale – und recht ernüchternde – Museumsalltag nahm seinen Lauf…   😉

… Ein einziges Foto konnte ich mir doch nicht verkneifen, und zwar von der Hofkapelle, kurz bevor sich die Prozession der St.-Georgs-Ritter zur Messe dorthin begeben hat…

… Halblinks der Bildmitte ist der Stuhl des Großmeisters zu erkennen. Auf der Balustrade davor befinden sich die rotsamtenen Schächtelchen mit den Ritterkreuzen und Ordensketten für die Neuen. Das wunderschöne und überaus kostbare St.-Georgs-Schwert wird stets erst unmittelbar vor der Zeremonie vom Chefkastellan aus der Schatzkammer geholt…

st.-georgs-ritter (1 von 1)


27 Antworten zu “In der Münchner Residenz…”

      • Ihnen auch die besten Wühsche! Wir haben heute schon wieder mal unser „Dahoam is dahoam“ erlebt. Vielleicht sollte die Bay. Staatsregierung eine genaue Handlungsanweisungen rausgeben, wie man solche Traditionen pflegen sollte. 😉 LG mwz

        • Man sieht, dass die Bayerische Staatsregierung nach wie vor vergebens auf die göttlichen Eingebungen wartet – a la „Ein Münchner im Himmel“. :mrgreen:

          • Mit Sicherheit. Aber natürlich müßte die Staatsregierung hier der Anleitung auch noch ein Päckchen Geld beifügen. Sonst machen unsere Vasallen hier nichts, außer EU-Gelder in die eigene Tasche stopfen.
            Frei nach Valentin:
            „Mia san da wo braun das Bier, das Bier so braun und d‘ Leit so arm. Da is koa Segn und a koa Freid. Mia hoffn, dass sich Gott erbarm.“;-)

              • Mit Sicherheit! Aber was hier in der Region seit einiger Zeit, gepaart mit unterschwelliger Fremdenfeindlichkeit, auch in Behörden läuft, ist höchst bedenklich. Es kommt dem bekannten Spielchen „Wir haben ja nichts gegen Muslime, aber bei uns gibts nur Schweinefleisch und Bier“ sehr nahe. Also unterschwellige Förderung rechtslastiger Stimmung. Damit man – wie ich denke – die Leute welche so angegangen werden radikalisieren, und dann galant in die extreme Ecke stellen kann.

  1. Der Liebste und ich stehen hier grade mit leuchtenden Augen und stellen uns das vor. Da wären wir sooo gerne Mäuschen gewesen. 🙂

  2. Bei der Beschreibung hab ich das humorvolle Lächeln auch ohne Bild förmlich vor mir 😉 wie schön, dass du wieder dabeisein durftest!!! Ganz liebe Grüße von Doris

    • Vor einem Jahr hatte ich noch davon geträumt, einmal den St.-Georgs-Rittern so nah sein zu dürfen. Und nun hat sich dieser Traum doch tatsächlich erfüllt…
      Herzliche Grüße!

  3. Ohhhh, das war ja ein tolles Erlebnis. Warst bestimmt mächtig aufgeregt, oder?
    Das wirst du sicher lang nicht vergessen….

    • Die Aufregung im Vorfeld hat sich ehrlich gesagt sehr in Grenzen gehalten. Ich hatte ja lediglich damit gerechnet, den Herren von Adel kurz zu begegnen. Dass ich ihnen bis in die Nachmittagsstunden hinein zugeteilt war, ist mir gestern dann erst im Laufe des Tages klar geworden. 😉
      Vergessen werde ich das ganz bestimmt nicht, liebe Ilanah. 😀

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