Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Schreiben gegen Rechts – Blogparade…

schreiben gegen rechts

… Mein Textbeitrag für Anna Schmidt’s gute, richtige und sinnvolle Blogparade…

… „Der Bombenangriff am 25. April 1944 auf München begann um ziemlich genau ein Uhr morgens. Es war der achtzehnte Angriff auf die Stadt, und er wurde von der Air Force angeführt. Eingeleitet wurde er durch einen Scheinangriff auf Karlsruhe, um die deutschen Nachtjäger abzulenken. Da diese bald landen mussten, weil ihre Tanks leer waren, konnte der Luftschlag gegen München wie ein routiniertes Lehrbuch-Manöver statt finden. Die umliegende FlakAbwehr hatte 350 bis 400 feindliche Maschinen gemeldet. Als erstes wurden elf Mosquito-Bomber gesichtet, die Stanniol-Streifen abwarfen, um die deutschen Funkmessgeräte unbrauchbar zu machen. Mehrere Mosquitos markierten im Sturzflug mit roten Leuchtbomben das Hauptangriffsziel, den Hauptbahnhof. Es folgte ein dichter Teppich von Brandbomben, die ersten sogenannten „Wohnblock-Knacker“ detonierten, das sind Bomben mit enormer Sprengkraft gewesen. Die meisten Bomber konnten ungehindert bis in die Stadtmitte vordringen. Dreizehn Maschinen wurden von der Flak im Raum München abgeschossen, drei schlugen im Stadtgebiet auf. Laut Behörden wurden allein in dieser Nacht an Sprengmitteln abgeworfen: sieben Sprengbomben mit je 2.000 Kilogramm, 24 Sprengbomben zu 500 Kilogramm, 54 zu 250 Kilogramm, 844 Flüssigkeitsbrandbomben, rund 550.000 Stabbrandbomben, 14.160 Phosphorbrandbomben zu 14 Kilogramm, 10.245 Flammstrahlbomben zu 13 Kilogramm, 459 Blitzlichtbomben, 36 Zielmarkierungsbomben und rund 2500 Flugblätter…
136 Personen sind diesem Angriff zum Opfer gefallen. Fast 4.000 Menschen wurden verletzt, davon 500 schwer, cirka 1.900 leicht, cirka 1.800 erlitten Augenverletzungen… Das Gesicht der Stadt hat sich in jener Nacht dramatisch verändert. Wertvolle geschichtliche Bauten und Baudenkmäler wurden zerstört, darunter die Residenz, das Odeon, das Rokoko-Palais, die Bürgersaalkirche, die Heiliggeistkirche, die Damenstift- und die Herzogspitalkirche. Viele Wohnungen gingen verloren. 70.000 Menschen wurden obdachlos. Um 2.53 Uhr meldete ein einminütiger hoher Dauerton das Ende der Luftgefahr.“…

… Aus Recherchegründen für mein aktuelles Roman-Projekt musste ich mich genauer mit diesem schwersten Bombenangriff auf meine Heimatstadt München befassen…

… Die Saat zu dieser auch nach über siebzig Jahren immer noch erschütternden brachialen Gewalt haben unsere Vorfahren mit einer unfassbaren Welle der Fremdenfeindlichkeit (Holocaust), der unmenschlichen Ausgrenzung, Ermordung und Verfolgung Andersartiger wie Homosexueller, Andersgläubiger, geistig und körperlich Behinderter und das Gedankengut der Nazis ablehnender Mitmenschen ausgebracht. Die Anzeichen mehren sich – siehe die jüngsten Wahlergebnisse in Hessen, und die zunehmende Anzahl von Brandanschlägen und Angriffen gegen Fremde in unserem Land sowie gegen aufrechte und mutige Zeitgenossen/innen, die sich dem Rechtsdrall entgegen stellen – dass die Geschichte sich zu wiederholen droht…

… Lasst es nicht so weit kommen. Schweigt nicht, macht den Mund auf. Schreibt, redet, argumentiert, helft, zeigt Zivilcourage. Helft mit, damit weder wir noch unsere Nachfahren jemals wieder solch ein Grauen, solch ein Leid und Entsetzen erleben müssen…


45 Antworten zu “Schreiben gegen Rechts – Blogparade…”

    • Als ich die Berichte über diesen Bombenangriff las, musste ich sofort an Annas Blogparade denken. Ich glaube, dass sehr viele Mitmenschen noch gar nicht realisieren, welch verheerende Folgen der derzeitige Rechtsdrall hierzulande nach sich ziehen könnte.

      • Das macht auch mir große Sorgen. Es ist daher wichtig, dass wir von der sogenannten Zivilgesellschaft uns wehren, diskutieren wo immer es notwendig ist – oder wie beispielsweise ich gestern gegen Pegida demonstrieren – und nicht zuhause faul rumzusitzen und nicht zur Wahl zu gehen – wie in Hessen geschehen und damit den Rattenfängern das Feld zu überlassen!

  1. Gefällt mir! Gefällt mir aber nur bedingt; denn Krieg muss nicht zwangsläufig aus der rechten Ecke kommen. Auch von links oder aus den Mitte. Krieg hat doch nichts mit Gesinnung zu tun! Wie viele Kriege wurden im Namen Gottes geführt?

    • Aber dieser eine, der Zweite Weltkrieg, resultierte ganz eindeutig aus der rechtsradikalen Haltung der Nazideutschen, sowie dem Schweigen vieler Mitbürger/innen. Und auf diesen einen Krieg beziehe ich mich hier in diesem Beitrag zur Blogparade.

      • …da gebe ich dir Recht. Schriftlich ist es schwer für mich zu erklären, warum ich damit ein bisschen Bauchweh habe.

        Hast du meinen Beitrag gelesen? Denn, alles auf rechts zu schieben, finde ich sehr einseitig!

        • Der Zweite Weltkrieg in Europa wurde ohne jeden Zweifel von den Nazis, also den Rechten, ausgelöst. Jedes halbwegs gute Geschichtsbuch, und jede sorgfältig gemachte Doku, sowie ungezählte Berichte von Zeitzeugen/innen belegen dies.
          Ja, ich habe deinen Beitrag gelesen, und sogar einen Kommentar hinterlassen. Als Antwort darauf bekam ich von dir den Vorschlag, ich solle an meinem Schubladendenken arbeiten. Na, tausend Dank dafür.

          • Tut mir leid – Entschuldige, es sollte keine Beleidigung sein.

            Wenn ich jetzt weiterschreibe, reite ich mich selber nur noch mehr in den Sumpf. Ich glaube, so weit sind wir nämlich nicht auseinander. Ich denke nur noch zusätzlich in eine andere Richtung. Ich möchte niemanden verletzen…

            • Nach einem ausgedehnten Spaziergang, um mein Hirn auszulüften, und mich auf andere Gedanken zu bringen – ich grantel‘ heute nämlich schon den ganzen Tag vor mich hin 😉 – ahne ich, worauf du hinaus willst… Natürlich liegen die Hunde, die seit einigen Jahren für den Drall nach Rechts sorgen, zuallererst bei „denen da oben“ begraben: Im Ausdünnen des sogenannten Sozialen Netzes, ein Mindestlohn, den man nur als lächerlich bezeichnen kann, mangelndes Engagement im Verfolgen von milliardenschweren Steuerflüchtlingen, dazu noch das tatenlose Zusehen, wie die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr auseinander klafft… Warum müssen wir Deutschen aber bei solch gravierenden Versäumnissen der gewählten Volks(ver)treter stets nach Rechts driften? Warum nicht zur Abwechslung mal nach Links? Und ich meine jetzt nicht die militanten und extremen Linken, die es auch in nicht eben geringer Zahl gibt – nur machen die nicht durch das vermehrte Abfackeln von Flüchtlingsheimen, Angriffe gegen Personen mit deutlich erkennbarem Migrationshintergrund, Grölen von Nazi-Parolen, Zeigen des Hitlergrußes etc. von sich reden. Sondern ich meine die gemäßigten Linken, die z. B. für ein bedingungsloses Grundeinkommen, die Verfolgung von Steuersündern, das Anheben des Steuersatzes für Vermögende, der Einführung von Volksabstimmungen wie in der Schweiz eintreten. Warum schon wieder, genau so wie Ende der Zwanziger, Anfang der Dreißiger, das Ausscheren nach Rechts einerseits, oder aber das totale politische Desinteresse andererseits?

        • Bei dir habe ich leider keine Kommentarmöglichkeit gefunden, deswegen hier… solche Strömungen kommen immer einigen Leuten recht. Damit lässt sich das dumme Volk besser steuern und richtig Geld scheffeln. Darum und um Macht geht es und nur darum! Auch bei denen, die ihnen auch durch falsche Politik (wegen eigener Vorteile oder aus Dummheit) in den Sattel helfen.
          Wenn die Menschen doch endlich lernen würden, nicht nur dummen Sprüchen herzulaufen, sondern genauer hinzuschauen!
          60 Millionen Tote hat bis jetzt allerdings nur rechts zu verantworten. Und ich hoffe inständig, dass gar nie mehr so viele Menschen wegen der Profitgier einiger weniger sterben müssen!
          LG
          Ute

  2. Der Beitrag sollte aufrütteln. Aber da ist wohl Zweifel angebracht. In unserer „satten Gesellschaft“ wird es immer schwerer zu den Menschen durchzudringen. Die Nachrichten von heute sind morgen … „Schnee von gestern.“ Leider.

  3. Möglich, dass es auch eine Rolle spielt, dass – je weiter die Zeit fortschreitet – um so weniger Menschen noch von damals wissen oder sich dafür interessieren. Und das ist nicht gut.

    • Das spielt eine sehr wichtige Rolle, liebe Ingrid. Es gibt immer weniger Zeitzeugen/innen, die sozusagen aus erster Hand davon berichten können… Gewisse Gruppierungen verherrlichen inzwischen ja wieder, was damals geschehen ist. Auch das ist für bestimmte Menschen hierzulande recht anziehend.

      • Und viele sehen die Gefahren nicht, weil es sie nicht interessiert oder weil sie nicht glauben, dass die Entwicklungen eines Tages auch sie betreffen könnten.

        • Da gibt es sehr, sehr viele… Vielleicht haben die Wahlergebnisse von Hessen einige wach gerüttelt. Aber ehrlich gesagt habe ich da auch so meine großen Zweifel…

  4. Ein Buch welches das ganze Geschehen in München (und nicht nur die Bombenangriffe) während des Krieges sehr persönlich werden lässt, ist „Die Bücherdiebin“. Wenn auch fiktiv, ist es doch nach Augenzeugenberichten der Großeltern geschrieben. Sehr lesenswert und auch für Jugendliche geeignet!
    Liebe Grüße
    Ute

  5. Danke für den Beitrag und nebenbei bemerkt auch für die Recherche. Das erspart mir einiges an Arbeit… ich durchforste nämlich auch gerade die Geschichte Münchens und Oberbayerns für eine Familienchronik, die schwerpunktmäßig den Zeitraum von 1917 bis 1945 thematisiert – mit Rückblenden ins 19. Jahrhundert. Vielleicht sollte ich einen Abschnitt daraus auch in diese Parade bringen…

    • Sehr gerne!… Die genaue Schilderung dieses Bombenangriffs habe ich bei der Süddeutschen Zeitung gefunden. Ich stöbere heute abend noch einmal danach, und schicke dir dann den Link.
      Oh ja, tu das!

  6. Es ist in meinen Augen völlig egal, ob es eine extrem rechte oder linke Gefahr ist. Fakt ist jedoch , dass aktuell die Rechte diejenige ist, die in aller Munde ist, Häuser brennen lässt, Menschen erniedrigt, das Land in Aufruhr bringt. Letztendlich ist alles gefährlich, was radikal ist und Macht will – gleich, ob in der Politik, Religion oder im Zwischenmenschlichen.

    Dein Beitrag offenbart, was uns bevorstehen würde, wenn wir nichts täten. Ich kenne solche Geschichten noch lebendig erzählt aus Kindertagen. Bei der Haushaltsauflösung meiner Schwiegermutter im letzten Jahr habe ich zwischen den Papieren einen 8-seitigen Schreibmaschinenbrief gefunden. Von einem Major aus Lübeck. Darin erzählt er von der Bombardierung auf Lübeck und wie er diese mit seiner Frau und drei Kindern erlebt hat. Ich konnte es kaum lesen vor Entsetzen. Was ich damit mache, weiß ich noch nicht.

    Diese Geschichten müssen erzählt werden und dürfen nicht vergessen werden!

    Vielen Dank für deinen Beitrag, der wieder in eine ganz andere Richtung als alle anderen geht.

    • Genau so denke ich auch, liebe Anna…
      Ich bin mit den Geschichten von Tod und Zerstörung, Verfolgung und Ausgrenzung, Flucht und Hunger während und nach dem Zweiten Weltkrieg aufgewachsen, meine Eltern waren damals Kinder bzw. Jugendliche…
      Wäre es denkbar, dass du diesen Brief des Lübecker Majors auf deinem Blog veröffentlichst? Denn dieser gehört mit Sicherheit zu jenen Dokumenten, Erzählungen, Geschichten, die erzählt werden müssen, und die man auf gar keinem Fall dem Vergessen anheim fallen lassen darf.
      Sehr gerne!

  7. Es gibt eine ganze Reihe von Veröffentlichungen über die ökonomischen Zusammenhänge der damaligen Zeit. Zuerst forderte man eine starke Regierung, dann politische Neuorientierung im Inneren und schließlich ein starkes Deutschland nach Außen. Kriege sind da nicht ausgeschlossen, denn mit ihnen lässt sich gut verdienen, Machtposition ausbauen. Wenn ich mir die heutige Zeit ansehe, dann sind in den radikalsten politischen „Vereinigungen“ zahlreiche Ökonomen vertreten. Gegen die EU, gegen den Euro, für nationale Grenzen, das alles hat seinen Sinn in dem Gefüge. Diese Leute machen mir mehr Angst als eine pöpelnde Horde, die letztendlich alles tun würde, was man ihnen sagt und was in die Gesinnung passt. Da wo Häuser brennen ist es nicht mehr weit bis dahin, dass Bücher brennen und auch Menschen.
    Über eine mögliche Wiederholung der Ereignisse von damals möchte ich eigentlich nicht nachdenken. Ich muss es aber tun, weil mich die Ängste sonst lähmen würden. Wenn im Wahlprogramm der A*D über den Faschismus steht, dass es ein Unglück war, dann ist das eine fürchterliche Verharmlosung der Tatsachen. Man ist nicht einfach mal vom Rad gefallen.
    Danke für deinen Beitrag, liebe M.
    Liebe Grüße von der Gudrun.

    PS: Manchmal denke ich, dass nichts genug aufgearbeitet wurde und dass alle Diskussion darüber zu spät sind. Wir machen es, und das ist dann doch wieder gut, wenn auch unbequem.

  8. Ich will dauernd hier einen Kommentar schreiben, doch mir bleiben derzeit die Worte im Halse stecken. Diese Blindheit derzeit. Ich höre es schon, jenes „Ach, hätten wir doch…“, das bald ertönen wird.
    Meine derzeitige Lektüre, sehr passend dazu: Edgar Feuchtwanger, Als Hitler unser Nachbar war: Erinnerungen an meine Kindheit im Nationalsozialismus.
    Dieses leichtfertige „Ach, es wird schon nicht so schlimm werden“ – damals wie heute.

    Trotzdem, oder gerade deshalb, ein besonders lieber Gruß zu dir (wir sollten alle näher rücken)
    Ele

    • Oh, diese Tagebuchaufzeichnungen „Als Hitler unser Nachbar war“ kenne ich, daraus ist im vergangenen November anlässlich einer Kundgebung zum Jahrestag der Reichsprogromnacht von Schauspielern des Residenztheaters zitiert worden, das waren ganz ungute Gänsehautgefühle, die ich da hatte…
      Diese „Wegen der Flüchtlinge wird alles hier ganz schlimm werden“ sind aber mindestens genau so übel wie die „Ach, es wird schon nicht so schlimm werden“-Sager. Mit Dreien davon hatte ich heute im Laufe des Tages Diskussionen – und ich hoffe, dass ich wegen meiner bedacht ruhigen und sachlichen Argumentation zumindest ein klein wenig zum Nach- und Umdenken anregen konnte…
      ♥liche Grüße, liebe Ele!

  9. Danke für den tollen Artikel, liebe Martha. Mir wird himmelangst vor der allgemeinen Zunahme der extremen Haltungen, und zwar von links UND rechts. Ohne gegeneinander aufrechnen zu wollen, die Gewalt hat dramatisch zugenommen, der Hass ebenfalls und obwohl meine Haltung in den allermeisten meisten Punkten (nicht allen, ich bin Unternehmerin 🙂 ) sehr stark linksorientiert ist, stößt mich ab, wie sehr auch da Schubladendenken betrieben wird. Die Mitte wird mehr und mehr ausradiert, das kategorische einsortieren in Freund oder Feind, links oder rechts…auch in der Flüchtlingsfrage, ist meiner Ansicht nach ein großer Fehler. Lösung habe ich auch keine…außer, weiter offen zu sagen und zu schreiben, was ich denke. Schweigen und Zusehen ist das schlimmste , was wir tun können <3

    • Genau. Schweigen, Zusehen, und nach wie vor einen auf heile Welt machen…
      Es geschieht immer öfter, dass ich mich auch mit Grausen von Äußerungen und Posts sogenannter Antifaschisten weg klicke. Denn zunehmend wird auch unter diesen Menschen der Ton immer rabiater und ausfallender. Unverblümter Hass, Gossensprache und Beschimpfungen haben noch niemanden dazu gebracht, seine Position neu zu überdenken… Von der „moderaten Linken“ fühle ich mich seit langem schon sehr angezogen. 😉

This function has been disabled for Marthas Momente-Sammlung.