Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Vor gut vierzig Jahren…

… hatte ich als blutjunges Mädchen zum ersten Mal meine Heimat in den Bergen verlassen und war nach München gezogen. Ich sollte Fachlehrerin für Englisch werden. Einige Monate später trieb mich im frühen Morgengrauen die Neugierde auf die Galopprennbahn im Stadtteil Riem. Als Rossnarrische durch und durch wähnte ich mich im siebten Himmel – so viele wunderschöne Pferde! Das Um und Auf in einem der Rennställe unweit des Turfs faszinierte mich so sehr, dass ich als freiwillige Helferin dort hängen blieb, die leidige Sprachenschule war für mich ab da kein Thema mehr. Ich putzte Sattelzeug, mistete Boxen aus, fütterte und tränkte die edlen Renner, führte sie nach dem Morgentraining trocken, und durfte als Gegenleistung ein bisschen Reiten lernen. Leider, leider stellte sich nach einer Weile heraus, dass ich sehr allergisch auf die Haare bzw. Ausdünstungen der herrlichen Vierbeiner bin. Zudem rasselte ich dank mangelnden Eifers und einer horrenden Anzahl von unentschuldigten Fehltagen mit Pauken und Trompeten durch das Sommersemester. So nahm die schöne und glückliche Zeit in Riem ein jähes Ende…

… Daran musste ich gestern mittag sehr intensiv denken, als ich vom S-Bahnhof wie damals Richtung Galopprennbahn spazierte, mir am Schalter ein Ticket löste, und mich dann in den bunt durcheinander strudelnden Haufen des mehr oder weniger fachkundigen Publikums begab. Es dauerte nicht lange, und der alte Zauber, der von den rassigen Vollblütern ausgeht, hatte mich wieder ergriffen. Wie sie tänzelten, berstend vor Energie und Temperament! Wie sich ihre Leiber im Galopp streckten, und wieder zusammen ballten, die zierlichen Hufe kaum den Boden zu berühren schienen! Die Glut der Augen, der Glanz der dunklen, fuchsroten, schwarzen, grauweißen Felle! Der Geruch von Sattelleder und Pferdeschweiß. Die stolzen Blicke nach errungenem Sieg. Wie das Publikum mitfieberte, die Favoriten anfeuerte! Die Erregung, wenn der Pulk aus schweißglänzenden Rössern und bunt gewandeten, auf ihren Rücken förmlich tanzenden Jockeys der Ziellinie näherte. Der Jubel bei den Wett-Gewinnern/innen. Die Überraschung, wenn statt des haushohen Favoriten ein Außenseiter den Sieg errungen hatte…

… Nach vielen Stunden des steten Hin- und Herwanderns zwischen Sattelplatz, Führring und Rennbahn schleppte ich mich hundemüde, aber sehr glücklich wieder der S-Bahn-Station entgegen. Was für ein schöner Tag! Ich war sehr froh darüber, dass ich ihn nicht faul in der abgedunkelten Wohnung verbracht hatte…

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… Der Sieger. Und er war sich dessen sehr bewusst, dass er das Rennen gewonnen hatte. Mit Triumph und Stolz in den schönen großen Augen blickte er jedem, der am Sattelplatz stand, ins Gesicht…

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18 Antworten zu “Vor gut vierzig Jahren…”

    • Nein, ich habe nicht gewettet. 😉 Aber ich saß eine Weile neben einer Dame meines Alters, die eisern einen Teil ihres Gehalts anspart, um es dann an den Renntagen zu verwetten. Ich könnte das nicht, da würde mich das Geld reuen. 😉

  1. Pferde sind der Traum aller jungen Mädchen. Ich mag sie heute noch sehr, habe aber auch Respekt vor ihrer Größe.
    Liebe Grüße in den Montag!

  2. Eine wirklich gute Idee, so den Sonntag zu verbringen. Und sooo viele tolle Bilder! Liebe Grüße, Gaby

  3. Pferde sind wunderbare Tiere. Ich hoffe düngest auch etwas gewonnen und hast auf das richtige Pferd gesetzt. Wir hatten hier direkt vor der Haustür eine Trabrennbahn da waren wir früher ach öfter. Leider ist der Verein Pleite gegangen und die Bahn verwildert zusehends. Tolle Fotos hast du mitgebracht. Schön das es dir Spaß gemacht hat. Dir noch einen schönen Abend. L.G.

    • Oh ja, das sind sie…
      Die Trabrennbahn in Daglfing hat meines Wissens auch vor ein paar Jahren Pleite gemacht…
      Ich habe nicht gewettet, dazu ist mir mein bisschen Geld zu schade. 😉
      Danke schön – es ist ein wundervoller Ausflug gewesen.
      Hab du auch einen guten Abend.

  4. Das letzte Bild ist ja geil… hat der gaul sich erschreckt, weil du ihn fotografiert hast? 😀
    Also mit Pferden hatte ich es noch nie…

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