Monat: August 2015
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… So wird der Chiemsee, mit 79,9 Quadratkilometern der größte See im Voralpenland sowie das drittgrößte Binnengewässer Deutschlands, im Volksmund genannt. Er wurde während der letzten großen Eiszeit vor ca. 10.000 Jahren gebildet. Mehrere Inseln zieren ihn, die größte ist die sogenannte Herreninsel, quasi ein Wallfahrtsort für Millionen Touristen alljährlich, denn dort befindet sich jenes unvollendete Schloss unseres „Märchenkönigs“ Ludwig II., das Versaille nachempfunden ist. Doch auch eine ehemalige große Abtei der Augustinermönche, heute als das Alte Schloss bezeichnet, ist auf dem Eiland errichtet worden – in jenem hat man übrigens im Jahr 1948 die Bayerische Verfassung zu Papier gebracht…
… Die etwas kleinere Fraueninsel wurde bereits im 8. Jahrhundert besiedelt. Sie wird von einer im Jahr 782 gegründeten Benediktinerinnen-Abtei beherrscht, einem Wallfahrtsort. Bemerkenswert ist der hoch aufragende Glockenturm der kleinen Barockkirche, er steht – wie die italienischen Campanile – ein wenig abseits. Bis zum heutigen Tage befindet sich eine Künstlerkolonie auf der Insel. Und sogar ein Weinberg – die tiefdunklen Reben werden zu einem kräftigen, trockenen Rotwein vergoren, „Insularius“ genannt. Gar köstlich sind die frischen oder geräucherten Fische aus den Fanggründen ringsum…
… Ich habe gestern einen langen und wundervollen Tag auf dem Chiemsee und der Fraueninsel verbracht – wenn die Idylle auch des Öfteren durch nörgelnde, quengelnde und jammernde deutsche Touris getrübt worden ist. Während meiner Rundfahrt auf dem Bayerischen Meer und des ausgedehnten Spaziergangs kreuz und quer über die Fraueninsel sind natürlich wieder jede Menge Bilder entstanden… 😉
… Ein Tipp: Wenn ihr mal in die Richtung kommt, dann geht in den „Klosterwirt“ und esst ein Stückerl Himmlische Torte. Das ist für jede/n Torten- und Kuchenliebhaber/in ein Höchstgenuss!…
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… Das ist eine leicht gewellte Hochfläche im Berchtesgadener Land, zwischen Bad Dürrnberg/Hallein, Marktschellenberg und der Oberau gelegen. Früher war dieses Fleckerl Erde wunderbar ruhig, so gut wie unberührt von den Touristen-Heerscharen, die Jahr für Jahr meine Heimat aufsuchen. Dorthin hat es mich heute verschlagen, weil es mich irgendwie seit längerem schon in jene Gegend gezogen hat. Ich wollte ein wenig wandern, fotografieren, und nachschauen, ob ein bestimmtes Gehöft, das in „Starlight Sue“ erwähnt werden wird, noch so existiert, wie ich es in Erinnerung habe…
… Das Wetter war prachtvoll, blauer Himmel, mit sich bauschenden, weißen Quellwolken, sommerlich warm, mit einer sanften, frischen Brise ab und an – und doch war ich von dieser Wanderung etwas enttäuscht. Aus den einstmaligen Wegen sind inzwischen asphaltierte Straßen geworden. Es herrschte geradezu lebhafter Verkehr, alle Daumenlang musste ich beiseite „hüpfen“, weil Auto um Auto an mir vorbei rauschte. Rund um einen ehemaligen Gasthof ist eine kleine Ansiedlung entstanden, moderne Wohnhäuser im „alpenländischen Stil“, von dem kleinen Bauernhof, den ich im Sinn hatte, ist weit und breit nichts mehr zu sehen, und auf der schönsten aller Wiesen hat man einen Fussballplatz errichtet…
… Da sich im Westen dunkle, tiefhängende, dicke Wolken zusammen brauten, beschloss ich, nicht wie ursprünglich geplant zum Dorf Oberau zu wandern, sondern den kürzeren Weg hinab nach Marktschellenberg. Nach insgesamt zwei Stunden Marschieren schwante mir langsam, dass ich meine Kräfte vielleicht ein klein wenig überschätzt hatte. Zum Glück chauffierte mich ein junger Mann, der mit seinem kleinen Sohn und seinem Vater einen Familienausflug gemacht hatte, in seinem Wagen zur Bushaltestelle in Marktschellenberg…
… Ein Weilchen später sauste ich mit dem Regionalzug zurück nach München, und kam gerade noch rechtzeitig vor einem heftigen Unwetter mit Blitz, Donner und sintflutartigen Regenfällen zuhause an…
… Mein Lieblings-Salzburg-Blick – vom Zug aus…
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… als erwartet, doch nun ist sie unterschritten, die 90-Kilo-„Schallmauer“. Das heisst, dass ich inzwischen gute sieben Kilo abgespeckt habe – etwa ein Drittel dessen, was ich an Gewicht los werden möchte. Ich verzichte nach wie vor auf sämtliche Süßigkeiten, von einem Teelöffelchen Zucker in meinem geliebten Balsamico-Dressing einmal abgesehen, und es gibt keinen Tropfen Alkohol, dafür reichlichst frisches Obst und Gemüse. Die tägliche Kalorienzufuhr beträgt zwischen 1.200 und 1.500. Ich gehe nach wie vor zwei- bis dreimal die Woche zur Krankengymnastik, mache zuhause auch Dehn-, Belastungs- und Kontraktionsübungen, und bin fleißig zu Fuß unterwegs…
… Noch hinke ich – noch. Aber der Zeitpunkt, da ich einen flüssigen und unbeschwerten Gang mein Eigen nennen werde, liegt mit Sicherheit nicht mehr allzu fern. Meinen Inneren Weibern habe ich einen Tagesausflug nach Venedig versprochen, quasi zur Feier dieses Anlasses. Gebucht ist die kleine Reise bereits, zufälligerweise findet die Busfahrt genau an meinem Geburtstag statt…
… Es ist mittlerweile schon ein liebgewonnener Brauch, dass ich nach der oft sehr schmerzhaften und anstrengenden Krankengymnastik einen Spaziergang durch München mache. Heute verschlug es mich in den Alten Botanischen Garten, nördlich des hoch aufragenden Rückens des Justizpalastes gelegen, eine weitere kleine und sehr ruhevolle Oase inmitten des hektischen Großstadtgetriebes…
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… Leider konnte ich den/die Urheber/in dieses Textes nicht klar erkennen. Falls es Probleme geben sollte, dass ich diese Zeilen hier online stelle, bitte melden…
Die kommen doch nur her, um sich hier aushalten zu lassen! Richtig?
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Du bist 29 Jahre alt und hast eine Frau, zwei Kinder und einen Job. Du kommst über die Runden. Du kannst dir auch mal was leisten, und lebst in einem kleinen Häuschen in der Stadt.
Plötzlich ändert sich die politische Lage in deinem Land und ein paar Monate später stehen Soldaten vor deinem Haus. Und vor den Häusern der Nachbarn.
Sie sagen, wenn du nicht für sie kämpfst, erschießen sie dich.
Dein Nachbar weigert sich.
Ein Schuss. Das wars.
Du hörst, wie einer der Soldaten zu deiner Frau sagt, dass sie die Beine breit machen soll.
Du schaffst es irgendwie, die Soldaten erstmal loszuwerden und denkst die halbe Nacht lang nach.
Auf einmal hörst du einen Einschlag. Dein Haus hat kein Wohnzimmer mehr.
Ihr rennt raus und seht, dass die ganze Straße zerstört ist.
Kein Stein steht mehr auf dem anderen.
Du bringst deine Familie zurück ins Haus und rennst an die Stelle, an der das Haus deiner Eltern stand.
Es ist nicht mehr da. Deine Eltern auch nicht.
Du siehst dich um und entdeckst einen Arm mit dem Ring deiner Mutter am Finger. Der Rest deiner Eltern ist nichtmal mehr auffindbar.Aber die Asylanten haben so viel Luxuszeug! Smartphones, Markenklamotten undso! Richtig?
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Du denkst jetzt nicht mehr nach. Du rast nach Hause und rufst, deine Frau soll die Kinder anziehen. Du schnappst dir eine kleine Tasche, denn mehr könnt ihr auf die Dauer nicht tragen, und packst das Nötigste. Nur je 2 Kleidungsstücke pro Kopf passen in die Tasche.
Was nimmst du mit???
Du wirst deine Heimat vermutlich nie wiedersehen.
Deine Familie nicht, deine Nachbarn nicht, deine Arbeitskollegen …
Aber wie sollst du in Kontakt bleiben?
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Hektisch wirfst du also dein Smartphone und das Ladekabel in die Tasche.
Dazu von jedem ein paar Klamotten, etwas Brot und das Lieblingskuscheltier deiner kleinen Tochter.Die können sich die Flucht doch locker leisten. Dann sind die auch nicht arm!
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Für den Notfall, denn man hat es kommen sehen, hast du all dein Geld bereits zusammengekratzt.
Durch deinen recht gut bezahlten Job hast du etwas auf der Seite gehabt.
Pro Kopf kostet der nette Schlepper von nebenan schlappe 5000 Euro.
Du hast 15.000. Wenn du Glück hast, können alle mit. Wenn nicht, musst du dich von deiner Frau trennen.
Du liebst sie und betest, dass sie euch alle mitnehmen.
Spätestens jetzt bist du vollkommen blank und hast nichts mehr. Nur deine Familie und die Tasche.
Die Flucht bis zur Landesgrenze dauert zu Fuß zwei Wochen.
Du hast Hunger und seit einer Woche kaum etwas gegessen. Du bist schwach, genau wie deine Frau. Aber Hauptsache die Kinder haben genug.
Sie weinen die ganzen 2 Wochen über.
Die Hälfte der Zeit musst du deine kleinste Tochter tragen. Sie ist erst 21 Monate alt.
Nach weiteren 2 Wochen seid ihr am Meer.
Ihr werdet mitten in der Nacht mit hunderten anderer Flüchtlinge auf ein Schiff geladen.
Du hast Glück. Deine ganze Familie darf mit.
Das Schiff ist so voll, dass es zu kentern droht. Du betest, dass ihr nicht ertrinkt.
Die Leute um dich herum weinen, schreien.
Ein paar kleinere Kinder sind verdurstet.
Die Schlepper werfen sie über Bord.
Deine Frau sitzt teilnahmslos in einer Ecke. Sie hat seit 2 Tagen nichts getrunken.
Als die Küste in Sicht ist, werdet ihr auf Beiboote verteilt.
Deine Frau und deine Kleinste auf eins, und du und die Große auf das daneben.
Ihr werdet ermahnt, die Klappe zu halten, damit euch niemand kommen hört.
Deine Große versteht das.
Deine kleine im Nebenboot nicht. Sie hört nicht auf zu weinen.
Die anderen Flüchtlinge werden nervös. Sie halten deine Frau an, das Kind ruhig zu stellen.
Sie schafft es nicht.
Einer der Männer packt deine Tochter, entreißt sie deiner Frau, und wirft sie über Bord.
Du springst hinterher, aber du findest sie nicht mehr.
Nie mehr.
In 3 Monaten wäre sie 2 Jahre alt geworden.Das reicht euch noch nicht?! Die habens hier immer noch zu gut und kriegen alles in den Arsch geschoben?
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Wie du, deine Frau und deine große Tochter es in das Land, das euch aufnimmt, geschafft haben, weißt du nicht mehr.
Alles ist wie in Watte gepackt. Deine Frau hat seit dem Tod eurer Tochter nicht mehr gesprochen.
Deine Große hat seitdem das Kuscheltier der kleinen auf dem Arm und ist völlig apathisch.
Du musst durchhalten. Ihr seid gleich an der Notunterkunft angekommen.
Es ist 22 Uhr. Ein Mann, dessen Sprache du nicht sprichst, führt euch in eine Halle mit Feldbetten.
Dicht an dicht stehen sie. 500 Stück.
In der Halle ist es stickig und laut.
Du versuchst dich zu orientieren. Zu verstehen, was die Menschen dort von dir verlangen.
Aber eigentlich kannst du kaum noch stehen. Eigentlich wünscht du dir fast, sie hätten dich erschossen.
Stattdessen packst du deine Habseligkeiten aus:
Je zwei Teile für jeden, und dein Smartphone.
Dann verbringt ihr die erste Nacht in einem sicheren Land.Am nächsten Morgen wird Kleidung an euch verteilt.
Auch Markenklamotten sind unter den Spenden. Und ein Spielzeug für deine Tochter.
Du bekommst 140 Euro. Für den ganzen Monat.Die sind doch jetzt hier sicher. Also sollen die sich freuen!
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Draußen im Hof hältst du in deinen neuen Klamotten dein Smartphone in die Luft und hoffst auf Empfang.
Du musst wissen, wer aus deiner Stadt noch lebt.Dann kommt ein „besorgter Bürger“ vorbei und beschimpft dich.
Du weißt nicht, wieso. Du verstehst was von „Zurück in dein Land!“
Bruchstücke von „Smartphone“ und „alles in den Arsch gesteckt‘ bekommst du noch mit.
Irgendwer konnte es übersetzen.…
Und jetzt sag mir, wie du dich fühlst und was du besitzt.
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Die Antwort auf beide Fragen ist:“ NICHTS!“
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Darf geteilt werden.
Inhalte sind aus diversen wahren Flüchtlingserlebnissen übernommen. -
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… Nach dem gewohnten Hin und Her meiner Inneren Damenband – sie fetzten sich wieder einmal ordentlich, ob wir lieber faul daheim abhängen oder einen Ausflug machen sollten – packte ich Kamera und Wasserflasche in den Rucksack und zog kurzentschlossen los. Es war der vermutlich letzte Tag des langen und intensiven Sommerhochs, und den wollte ich auskosten…
… Es zog mich zum Ammersee, südwestlich von München gelegen. Er ist neben dem Chiemsee – auch Bayerisches Meer genannt – und dem Starnberger der drittgrößte See Bayerns. Mir behagt dieses Gewässer vor allem deshalb, weil seine Ufer bei weitem nicht so protzig verbaut sind wie des westlich eines lang gezogenen Hügelkamms, auf dem sich der Zwiebelturm des Kloster Andechs wie ein Wachposten erhebt, gelegenen Starnberger Sees…
… Wohlgemut enterte ich mein Ticket für die große Rundfahrt schwenkend den 1907 in Dienst gestellten und vor wenigen Jahren erst gründlich renovierten Schaufelraddampfer „Dießen“ und ließ mich über die sanft sich kräuselnden Wasser tragen…
… Ruhebankerl nahe des Bootsstegs…
… Während die „Dießen“, die in Stegen am Nordufer des Ammersees gewendet hatte, gemächlich nach Herrsching zurück fuhr, begleitet vom sanften „Schuff-Schuff-Schuff“ der glänzend rot lackierten Schaufelräder, zog von Westen eine gar düstere, Unheil verkündende Gewitterfront auf. Rings um den See begannen die Sturmwarnlichter zu blinken. Ich beschloss, meinem Bauchgefühl folgend, den zweiten, südlichen Teil der Rundfahrt nicht mehr mit zu machen und ging in Herrsching von Bord…
… So schnell dies mit einer Gehhilfe und der operierten Hüfte möglich war, strebte ich Richtung S-Bahnhof. Just in dem Augenblick, da ich zusammen mit einer Handvoll Spanier/innen dort einen Unterstand erreichte, brach die Hölle los. Was an Wassermassen vom Himmel stürzte, war bei weitem kein Regen mehr, sondern eine Sintflut. Stoßweise Windböen trieben immer wieder Schauer unter unser Vordach, binnen kurzem konnte der nahe Abfluss das wild wogende Nass nicht mehr bewältigen, und wir standen bis über die Knöchel im Wasser. Etwa eine Viertelstunde später, das Inferno tobte nach wie vor ungezügelt, von grellen Blitzen und wuchtigen Donnerschlägen begleitet, fuhr die S-Bahn ein. Ich holte tief Luft, umfasste meine Krücke fest, zog den Kopf zwischen die Schultern und marschierte los. Die Entfernung bis zum überdachten Bahnsteigs betrug vielleicht zwanzig Meter, mehr nicht – doch das genügte, um bis auf die Haut nass zu werden…
… In München war es zwar bewölkt, doch es fiel kein einziger Regentropfen. Während ich auf die Trambahn wartete, genoss ich wohlig aufseufzend die brütende Sommerhitze, im Zug hatte ich ziemlich gefroren, weil die Klima-Anlage auf vollen Touren gelaufen war. Inzwischen bin ich natürlich wieder völlig trocken – auch hinter den Ohren 😉 – genieße den lauen Abend, und freue ich schon darauf, irgendwann demnächst den südlichen Teil der Ammersee-Rundfahrt nachzuholen…
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… Bis Mitte Oktober kann man heuer mit einer Gondel über den Kanal im Nymphenburger Schlosspark gleiten, gesteuert von einem richtigen Gondoliere, einem „eingeborenen“ Münchner, der vor mehr als dreißig Jahren in die italienische Lagunenstadt gezogen war, und dieses etwas ausgefallen Handwerk erlernt hatte. Das Boot ist ein Original, von einem der legendären venezianischen Gondelbauer hergestellt. Die Bayerische Schlösserverwaltung kaufte es im vergangenen Jahr, und ließ es sorgfältig restaurieren…
… Ein ganz klein wenig fühlte ich mich beim Betrachten in die Zeit der Pracht und Prunk sehr liebenden Kurfürsten Max Emanuel und Karl Albrecht (von 1742 bis 1745 Kaiser Karl VII.) zurück versetzt. Auch damals zogen Gondeln, Galeeren und sogar Segelschiffe über die Wasser des Nymphenburger Schlosses. Max Emanuel hatte seinerzeit ein Netz von Kanälen geplant, welches die Schlösser Nymphenburg, Schleißheim und Dachau mit der Münchner Residenz verbinden sollte, konnte seine Pläne allerdings nie vollständig in die Tat umsetzen…
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… Da der Renntag am Sonntag in München Riem von einem großen, in München ansässigen, Trachtengeschäft gesponsert worden war, gab es natürlich am Nachmittag zwischen zwei Rennen eine trotz sengender Sommerhitze temperamentvoll dargebotene Modenschau. „Uih! So was hab‘ ich ja noch nie fotografieren können!“, jubelte ich innerlich, und hielt mit meiner Kamera eifrig auf die posenden, tanzenden und schreitenden Models…
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… hatte ich als blutjunges Mädchen zum ersten Mal meine Heimat in den Bergen verlassen und war nach München gezogen. Ich sollte Fachlehrerin für Englisch werden. Einige Monate später trieb mich im frühen Morgengrauen die Neugierde auf die Galopprennbahn im Stadtteil Riem. Als Rossnarrische durch und durch wähnte ich mich im siebten Himmel – so viele wunderschöne Pferde! Das Um und Auf in einem der Rennställe unweit des Turfs faszinierte mich so sehr, dass ich als freiwillige Helferin dort hängen blieb, die leidige Sprachenschule war für mich ab da kein Thema mehr. Ich putzte Sattelzeug, mistete Boxen aus, fütterte und tränkte die edlen Renner, führte sie nach dem Morgentraining trocken, und durfte als Gegenleistung ein bisschen Reiten lernen. Leider, leider stellte sich nach einer Weile heraus, dass ich sehr allergisch auf die Haare bzw. Ausdünstungen der herrlichen Vierbeiner bin. Zudem rasselte ich dank mangelnden Eifers und einer horrenden Anzahl von unentschuldigten Fehltagen mit Pauken und Trompeten durch das Sommersemester. So nahm die schöne und glückliche Zeit in Riem ein jähes Ende…
… Daran musste ich gestern mittag sehr intensiv denken, als ich vom S-Bahnhof wie damals Richtung Galopprennbahn spazierte, mir am Schalter ein Ticket löste, und mich dann in den bunt durcheinander strudelnden Haufen des mehr oder weniger fachkundigen Publikums begab. Es dauerte nicht lange, und der alte Zauber, der von den rassigen Vollblütern ausgeht, hatte mich wieder ergriffen. Wie sie tänzelten, berstend vor Energie und Temperament! Wie sich ihre Leiber im Galopp streckten, und wieder zusammen ballten, die zierlichen Hufe kaum den Boden zu berühren schienen! Die Glut der Augen, der Glanz der dunklen, fuchsroten, schwarzen, grauweißen Felle! Der Geruch von Sattelleder und Pferdeschweiß. Die stolzen Blicke nach errungenem Sieg. Wie das Publikum mitfieberte, die Favoriten anfeuerte! Die Erregung, wenn der Pulk aus schweißglänzenden Rössern und bunt gewandeten, auf ihren Rücken förmlich tanzenden Jockeys der Ziellinie näherte. Der Jubel bei den Wett-Gewinnern/innen. Die Überraschung, wenn statt des haushohen Favoriten ein Außenseiter den Sieg errungen hatte…
… Nach vielen Stunden des steten Hin- und Herwanderns zwischen Sattelplatz, Führring und Rennbahn schleppte ich mich hundemüde, aber sehr glücklich wieder der S-Bahn-Station entgegen. Was für ein schöner Tag! Ich war sehr froh darüber, dass ich ihn nicht faul in der abgedunkelten Wohnung verbracht hatte…
… Der Sieger. Und er war sich dessen sehr bewusst, dass er das Rennen gewonnen hatte. Mit Triumph und Stolz in den schönen großen Augen blickte er jedem, der am Sattelplatz stand, ins Gesicht…