Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Eines meiner Lieblingshäuser…

… in und um München ist ganz ohne Zweifel das Asam-Haus in der Sendlinger Straße. Es wurde vermutlich im 16. Jahrhundert erbaut, 1729 von Egid Quirin Asam erworben, und ab 1733 von ihm und seinem Bruder Cosmas Damian – beide geniale Baumeister des Spätbarocks und Rokoko – mit einer prachtvollen und sehr detailreichen Fassade versehen…

… Jedesmal, wenn ich die Praxis meines Orthopäden ansteuere, dann komme ich an diesem sehenswerten Anwesen vorbei, und dann muss ich einfach ein Weilchen stehen bleiben und schauen, und staunen, und mich an diesem Anblick erfreuen…

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… Über die angrenzende Asam-Kirche (ich habe leider kein eigenes brauchbares Foto, denn grad als ich die Fassade knipsen wollte, gab der Akku den Geist auf), gibt es eine hübsche kleine Anekdote: Als Cosmas Damian Asam mit der Gestaltung des Deckengemäldes zugange war, auf seinem Gerüst verborgen hinter allerlei Farbtöpfen und anderem Gerät, kam ein Hofstallbediensteter herein. Er lästerte seiner Begleitung gegenüber gar schlimm über die Asam-Brüder und ließ kein gutes Haar an ihnen. Mit wachsendem Zorn hörte Cosmas Damian Asam den Verunglimpfungen zu. Als es ihm zu bunt wurde, rief er zu dem verdatterten und peinlich berührten Hofschranzen hinunter: „Mein lieber Herr, für Eure wohlmeinenden Worte, die ihr der Arbeit meines Bruders und meiner gezollt habt, werde ich Euch zum Dank verewigen!“ Das ist der Grund, warum auf dem Deckengemälde dieser Hofstallbedienstete in einer nicht eben schmeichelhaften Darstellung zu sehen ist…

… Wohin ich mich auch fragend wandte, niemand konnte mir sagen, wo denn nun das Konterfei des respektlosen Lästerers zu sehen sei. Auch die Klosterfrau, die Führungen durch die Asamkirche veranstaltet, hat noch nie von dieser Geschichte vernommen. So machte ich mich heute Nachmittag mittels Teleobjektiv auf die Suche, und ich glaube, ich bin fündig geworden:…

asam (1 von 1)… Es ist schon wenig schmeichelhaft, als nackter Affe verewigt zu werden. Aber recht geschieht’s dem Kerl, was muss er auch über zwei der größten Künstler seiner Zeit spotten…

… Das Deckengemälde ist übrigens so raffiniert gestaltet, dass es aussieht, als wäre die Decke der Kirche gewölbt, was nicht der Fall ist, sie ist bretteleben. Eine solche Kunst der Perspektivmalerei ist schon atemberaubend, vor allem wenn man bedenkt, dass es in der damaligen Zeit – erste Hälfte des 18. Jahrhunderts – keinerlei „modernen“ Hilfsmittel gegeben hat…


47 Antworten zu “Eines meiner Lieblingshäuser…”

  1. Ich war heute für ein paar Stunden in Cottbus, größer könnte der Kontrast zu meinen Bildern (sie sind noch in der Kamera) nicht sein, aber alles hat seinen Reiz, nicht wahr?

    Mit liebem Gruß,
    Anna-Lena

    • Ich bin schon gespannt auf deine Bilder. 🙂
      Seitdem ich in der Residenz arbeite, hat sich mein Architektur-Geschmack sehr gewandelt, mir gefallen mittlerweile „alte“ Bauten mit Zierrat aus Barock und Rokoko meistens weitaus besser als modernes Bauwerk. 😉
      ♥liche Grüße!

      • Barockbauten gefallen mir auch, selbst wenn der Prunk heute nicht mehr in die moderne Zeit passt, weil es die Schere zwischen Arm und Reich noch mehr betont, steckt in diesen Bauten viel Liebe, Kunst und Geschmack der jeweiligen Zeit.

        • Damals ist mit einer ungeheuren Sorgfalt und Liebe zum Detail gebaut worden. Solche Anwesen, egal, ob Kirche, Wohnhaus oder Schloss, sind wahre Schatzkästchen, Kleinodien. Natürlich wurden diese seinerzeit von den damaligen Superreichen in Auftrag gegeben, und die Schere zwischen Arm und Reich klaffte in jenen Epochen noch viel weiter auseinander als heutzutage. Aber wie arm wäre unsere Welt, wenn wir diese Baukunstdenkmäler heute nicht hätten. 😉

  2. Was für schöne Aufnahmen. Sind wir damals nicht an diesem Haus bei der Stadtführung gewesen? Ich glaube schon, auf alle Fälle waren wir in der Asamkirche. Nette Erinnerung für mich.

  3. So schön hast du den Zauber des Hauses und der Kirche eingefangen. Und ich bewundere die Menschen von früher auch immer. Für meine Begriffe waren sie um einiges gechickter als wir jetzt. In Leipzig hat eine neu gebaute Kirche einen schiefen Turm. Dürfte mit der heutigen Technik eigentlich nicht passieren.
    Liebe Grüße
    Ute

    • Ein Besucher sagte neulich nach der langen Tour durch die Residenz sehr beeindruckt: „Die hatten damals keine Statiker, und zum Verfugen auch kein Silikon. Und doch konnten die damals Steinböden so meisterhaft verlegen, gerade Decken und Wände hochziehen, und auch noch so wunderschön verzieren.“…
      Die Pinakothek der Moderne musste vor zwei Jahren nach knapp zehn Jahren Bestehen lange Zeit geschlossen und renoviert werden – ein hochmoderner Klotz, mit Einsatz aller neuzeitlichen Techniken gebaut.
      Liebe Grüße!

      • Hallo,
        gerne geschehen! Sind aber wieder mal – nichts anders zu erwarten – beste Bilder und Informationen! Danke für die Wünsche, werde ich weiterleiten! Am WE bin ich immer der Dumme und darf alleine Strafzeit schieben. 😉 Dabei tut sich gerade mal wieder so viel auch im Infobereich der Nordoberpfalz. Weiden/ Opf. entdeckt die Nazizeit neu, bzw. alle diejenigen Objekte die damals arisiert wurden und so langsam wenigstens mal richtig bezeichnet zum Andenken an die Malträtierten richtig benannt werden sollten. Eslarn hingegen sieht – Regionalzeitungsbericht – „Ferkel in allen Ecken“ [http://www.oberpfalznetz.de/zeitung/4602897-127-ferkel-in-allen-ecken,1,0.html]. Es wundert nicht, denn Eslarn hat noch immer keine offizielle, öffentliche Toilette ;-). Diese Headline animiert mich aber übern Sonntag zu einer Bild-Zeitungs-Titelseite mit dem vom Heimatfest-Grußspektakel „Servus Heimatfest!“ entlehnten „Servus Saustall!“. LG MWZ

          • Danke fürs abonnieren! Übrigens: Wenn Sie mal kostenlosen WebSpace und irgendeine Online-Anwendung „auf Lebenszeit“ (so jedenfalls die gem. deutschem und europ. Recht nicht so ganz zulässige Werbung) brauchen. Wir haben da ein Agreement mit einem UK-Hoster. Einfach sagen, ist schnell eingerichtet mit soweit ich erinnere 10 GB Webspace, 100 GB Transfervolumen und dem ganzen anderen Zeugs wie IP-Allow, -Deny, DNS-Konfiguration etc.. Für Sie natürlich besonders kostenlos. Versteht sich von selbst.
            LG

  4. oh ja … die Asamkirche. Bei meinem München-Besuch (Ende der 80er) bin ich durch Zufall in diese Kirche geraten … und war überwältigt.
    Dir ein schönes Wochenende ♥

  5. Wirklich ein wunderschönes Haus; das Weiß steht ihm gut. Die Asamkirche – ehrlich gesagt, das war mir zu viel des Guten. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hingucken sollte. In manchen Phasen ist mir der Barock zu überladen.
    LG, Ingrid

    • Barock und Rokoko wirken nicht gar so üppig, wenn das Gebäude in Weiß gehalten ist, das ist auch beim Inneren der Theatinerkirche so. Trotz der spätbarocken Ausstattung wirkt sie nie überladen, sondern eher leicht und beschwingt.
      Ja, die Asam-Kirche kann einen anfangs schon „erschlagen“. Dann aber, wenn man das quasi überwunden hat, kann man sich auf die Fülle der Details konzentrieren. Und dann wird’s richtig interessant. 😉
      Liebe Grüße!

      • Ich staune auch immer, was alles in den Details versteckt ist. Früher gab es eine reiche Bilder- und Symbolsprache, von der der flüchtige Betrachter erst mal nichts erkennt. Da muss man sich dann wohl rein vertiefen.

        • Stimmt, das Studium der Bilder- und Symbolsprache nimmt viel Zeit in Anspruch. 😉 Aber es lohnt sich, denn gerade die kleinen Details, die oftmals nicht beachtet werden, sind höchst interessant und von einem ganz eigenen Charme und Zauber. Und darin steckt in den meisten Fällen auch eine gehörige Portion Augenzwinkern der Künstler. 😉

  6. Das Haus ist super, ich meine die Fassade. Toll deine Aufnahmen.
    In der Asam-Kirche waren wir damals, aber da haben wir es nicht lange ausgehalten.
    Sie war uns zu überladen.
    Allerdings, dieser nackte Affe, danke, dass du ihn gefunden hast und auch diese spezielle Story.
    Liebe Grüße Bärbel

    • Ja, das Haus ist immer wieder ein echter Hingucker. 😉 Danke schön!
      Auf den ersten Blick erschlägt einen diese Überfülle des Rokoko schon. Doch wenn man’s länger aushält, dann gewinnt man mit der Zeit einen Blick für Details, und dann wird’s in der Asam-Kirche sehr interessant. 😉
      Ich liebe solche Geschichten, und stöbere ausgesprochen gerne in so etwas herum.
      Liebe Grüße!

  7. Fantastisch!
    Ein außergewöhnlich schönes und kunstvolles Gebäude voller Flair.
    Ein Schmuckstück sozusagen.
    Danke fürs zeigen und erklären, liebe Margot.
    LG von Rosie

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