… machte die mittlere der insgesamt drei Ansichten des Nymphenberger Schlosses und der Stadt München, die gegen Mitte des 18. Jahrhunderts von Bernardo Bellotto, besser bekannt als Canaletto, geschaffen wurden, und die nun wieder vereint im Zweiten Vorzimmer der Kurfürstenzimmer der Münchner Residenz zu sehen sind: Zunächst wurde das Gemälde an das Bayerische Nationalmuseum verliehen, danach an eine Wanderausstellung kreuz und quer durch Bayern, anschließend ging es nach Peking, und zum Schluß war die Vedoute etliche Monate Bestandteil der Canaletto-Präsentation in der Alten Pinakothek München…
… Anlässlich der Heimkehr des Gemäldes, welches die Stadt München vom damals noch unverbauten, ländlichen Rücken des Gasteigs aus zeigt, wurden mit einer Spezialkamera etliche Aufnahmen gemacht. Dieser Foto-Apparat sieht auf den ersten Blick recht vorsintflutlich aus, man muss sich sogar wie anno dunnemals ein dunkles Tuch überstreifen, wenn man sich an das Okular begibt. Doch der oberflächliche Eindruck täuscht, das Innere der Kamera, und auch die zahlreichen, dazu gehörigen Objektive sind auf dem neuesten Stand digitaler Foto-Technik…
… Am gleichen Tag löste ein Kollege der Bayerischen Schlösserverwaltung auch ein kleines Rätsel, das mich seit einigen Wochen beschäftigte. Schon oft waren mir in den Kurfürsten- und Reichen Zimmern an den Vertäfelungen kleine Symbole aufgefallen, die zwei schwarzen, an den Spitzen aufeinander gestellten Dreiecken gleichen. Dies sind Vermessungspunkte. Da in jenen Räumen bei der Rekonstruktion nach dem Zweiten Weltkrieg zum großen Teil die ursprüngliche, weit über vierhundert Jahre alte Bausubstanz verwendet worden ist, werden sie zweimal pro Jahr mit Spezialgeräten überprüft, um fest zu stellen, ob sich die Statik der Mauern, Decken oder Böden im Laufe der Zeit verändert hat…
… Etliches Mobiliar in den Kurfürsten-Zimmern stammt von dem renommierten Pariser Kunstschreiner Charles Cressent. Dieser brockte sich gegen Mitte des 18. Jahrhunderts enorm viel Ärger mit einigen Ständen ein. Zur damaligen Zeit durften Schreiner lediglich Holz verarbeiten, Kunstschlosser ausschließlich Metall, Steinmetze nur Marmor, Granit etc. Cressent setzte sich darüber hinweg, indem er seinen Möbelstücken in einer einzigen Werkstätte, seiner eigenen, die vergoldeten Bronze-Figuren und -Verzierungen sowie die Oberflächen aus Marmor anbringen ließ. So wundervoll die Kommoden des Franzosen auch anzuschauen sind, so sind sie doch sehr unhandlich im Gebrauch. Durch die vorne und an den Seiten angebrachten metallenen Schmuckelemente verlieren sie das Gleichgewicht, wenn man eine der Schubladen aufzieht, drohen vornüber zu kippen, und müssen daher gleichzeitig gestützt werden… 😉
16 Antworten zu “Eine lange und weite Reise…”
Das Nymphenburger Schloss also.
Es ist gewandert und ist nun endlich bei euch angekommen.
Der Fotoapparat ist echt ein abenteuerliches Teil.
Deine Aufnahmen sind super!
Herrlich anzuschauen.
Danke dafür
Bärbel
Die größte Wanderschaft hat allerdings das Bild vom Gasteiger Rücken aus auf die Stadt München hinter sich gebracht. 😉 Die anderen zwei Gemälde sind „nur“ zu Gast bei der Canaletto-Ausstellung in der Alten Pinakothek gewesen.
Diese Spezialkamera hat mich schon sehr interessiert, aber der Herr Fotograf hat mich komplett ignoriert, und die Frau Fotogräfin zeigte sich leider ziemlich arrogant, so dass ich nach zwei kurzen Fragen das Gespräch mit ihr beendete. 😉
Ich danke dir, liebe Bärbel.
Autsch, so unfreundlich, gar nicht nett.
Nein, wirklich nicht… So kenne ich das von den Damen und Herren, die in der Residenz zugange sind, eigentlich gar nicht. Fast alle, egal ob Kastellane, Historiker/innen oder Restauratoren/innen, sind sehr umgänglich, freundlich und immer darum bemüht, Fragen zu beantworten…
Sehr gut, so ist auch das ganze Klima angenehm.
Ja. Im Großen und Ganzen ist das Arbeitsklima in der Residenz wirklich sehr gut, geradezu vorbildlich.
Schön für dich.
Oh, ja… Ich denke mir so gut wie jeden Tag, dass es eine der klügsten Entscheidungen meines Lebens gewesen ist, vor gut eineinhalb Jahren die Gastronomie an den Nagel zu hängen, und nun als Museums-Aufsicht zu arbeiten. 🙂
Meinen Glückwunsch <3
Danke! 😀
Da du dort arbeitest, bieten sich dir immer neue Einblicke. Ich finde es schön, dass wir daran teilhaben können. Du kannst dein Wissen vervollkommneen und auch deine Neugier leben auf alles, was dich dort umgibt und wir können lesen und schauen. So haben zwei Seiten etwas davon. 🙂
Gruß von der Gudrun
Dein Kommentar gefällt mir sehr, liebe Gudrun. 🙂
Herzliche Grüße!
so Klasse Fotos wieder von dir. Echt toll.
Vielen Dank! 🙂
Tolle Bilder hast du wieder gemacht und toll betextet. L.G.
Vielen Dank, Lutz! Liebe Grüße!