Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Eines der traurigsten Dokumente…

… in der fast neunhundertjährigen Geschichte des bayerischen Herrschergeschlechts der Wittelsbacher ist die Abdankungserklärung König Ludwig I. Sie ist samt der Feder, mit welcher er sie am 20. März 1848 geschrieben hatte, im Bayerischen Nationalmuseum zu sehen…

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… Ludwig I. war der älteste Sohn des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph, vormals Kurfürst Max IV. Joseph, über dessen dramatischen Werdegang vom eher unbedeutenden Sproß einer Pfälzer Nebenlinie der Wittelsbacher zum Herrscher Bayerns ich bereits hier geschrieben habe. 1825 übernahm er nach dem Tod seines Vaters den Thron…

… 1810 hatte er die Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen geheiratet. Ein wenig außerhalb Münchens, auf einer großen Wiese, wurde diese Hochzeit mehrere Tage lang mit einem Volksfest und Pferderennen gefeiert, daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit das Oktoberfest auf der Theresienwiese…

… Obwohl Ludwig I. seine Gemahlin aufrichtig liebte, hatte er ungezählte Affären und Liebschaften. Im Schloss Nymphenburg ist seine Schönheitsgalerie zu sehen, mehr als hundert Portraits bezaubernder Frauen und Mädchen, und man munkelt, dass der bayerische König mit den meisten der Abgebildeten ein Techtelmechtel gehabt haben soll. 1846 kam die irische Tänzerin Lola Montez nach München und wurde die Geliebte des Regenten. Sie erhielt für ihre amourösen Dienste eine luxuriöse Villa, einen Adelstitel – Gräfin von Landsfeld – und finanzielle Unterstützung. Nachdem sie sich in eine Studentenverbindung eingeschrieben hatte, kam es an der Universität ihretwegen zu Unruhen, Ludwig I. ließ die Hochschule am 9. November schließen. Aufgrund massiver Proteste öffnete der König die Universität einen Tag später wieder, und ließ Lola Montez ausweisen…

… Dennoch kam es am 4. März zum Sturm auf das Zeughaus. Mit den dort untergebrachten Kriegsgeräten zog die aufgebrachte Menge Richtung Residenz, löste sich aber friedlich auf, nachdem sie von Ludwigs Bruder Karl beschwichtigt worden war…

… Die konservativen Kreise der Stadt, die Minister, ja, sogar die eigene Familie stellten sich gegen den König. Man zwang ihn dazu, am 6. März die sogenannte Märzproklamation mit erheblichen Zugeständnissen zu unterschreiben. Am 16. März flammten erneut Unruhen auf, da Lola Montez nach München zurück gekehrt war. Ludwig I. musste sie am 17. März per Fahndungsaufruf polizeilich suchen lassen – eine furchtbare Demütigung für den stolzen Wittelsbacher…

… Am 20. März 1848 dankte Ludwig I. zugunsten seines erstgeborenen Sohnes Maximilian II. freiwillig ab…

„Regieren konnte ich nicht mehr, und einen Unterschreiber abgeben wollt ich nicht. Nicht Sklave zu werden, wurde ich Freiherr.“…

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24 Antworten zu “Eines der traurigsten Dokumente…”

  1. Was für Irrungen und Wirrungen nicht nur im Privatleben, sondern auch in der Geschichte. Als wir mal im Urlaub in der Pfalz waren, besuchten wir auch das zauberhafte Rhodt unter Rietburg. Ludwigs Schloss haben wir nur von Weitem gesehen, von der Theresienstraße aus, die nach seiner Frau benannt worden ist.

    • Da zeigt die „große“ Geschichte wieder einmal ganz deutlich, dass Königs & Co. im Grunde genommen auch lediglich fehlbare und schwache Menschlein gewesen sind, trotz aller Macht, trotz allem Prunk…
      Ich glaube, in der Villa Ludwigshöhe ist Ludwig I. mit seiner Familie nicht oft gewesen, ihn hat’s mehr in südlichere Gefilde gezogen. 😉 Ah, hab grad nachgelesen: Nach seiner Abdankung verbrachte er mitsamt den Seinen jeden zweiten Sommer dort.

  2. Danke für den Geschichtsunterricht. Es macht deutlich, das auch der Adel letztlich nur Menschen sind. Dir noch einen schönen Abend und eine gute neue Woche. L.G.

    • Sehr gerne! 🙂 Ja, die Von und Zu’s haben genau die gleichen menschlichen Schwächen wie wir auch. 😉
      Hab eine gute Nacht, und eine unbeschwerte Woche!

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