Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Die Ruhe vor dem Sturm,…

… bzw. vor dem Gala-Diner der Teilnehmer/innen der Münchner Kriegstreiber – ähem – Sicherheitskonferenz in der Münchner Residenz…

… Obwohl – von Ruhe konnte heute im Museum nicht wirklich die Rede sein. Bereits mittags bekamen wir Besuch von Kriminalbeamten in Zivil samt Sprengstoff-Hund. Vor allem die vielen, zum Teil sehr hohen und voluminösen, chinesischen Vasen, Schalen und Fischbecken wurden unter die Lupe genommen. Außer einer erklecklichen Anzahl vollgeschneuzter Papiertaschentücher, entwerteter Eintrittskarten und ausgelutschter Kaugummis fand man allerdings (zum Glück!) nichts…

… Kilometerlange rote Teppiche wurden ausgelegt. Am frühen Nachmittag gesellten sich dann ungezählte in schnieke Kostüme und Anzüge gewandete Sicherheitsleute zu uns. Gerüchte machten die Runde, dass wir wegen der letzten Vorbereitungen und eines geplanten Besuchs des amerikanischen Außenministers John Kerry zwei Stunden früher schließen müssten. Kurz vor drei Uhr erfuhren wir dann, dass der gute Mann seinen Rundgang abgesagt hatte. Beim Verlassen der Residenz nach Feierabend mussten wir durch zwei von etlichen Polizeibeamten bewachte Schleusen, und uns ausweisen. Die hohen Flügeltore zu den Höfen waren verriegelt worden, rund um das Stadtschloss waren gegen siebzehn Uhr weitaus mehr Polizisten/innen als „Normalsterbliche“ zu sehen…

… Vor Dienstantritt heute morgen gelang es mir, einen Blick auf den festlich eingedeckten Kaisersaal sowie den Vier-Schimmel-Saal zu werfen, dort werden gut 400 Personen von ca. neunzehn Uhr bis Mitternacht fürstlichst speisen. Im Max-Joseph-Saal werden zuvor das M.erkelchen und Herr Dreh – ähem – Seehofer die erlauchte Gästeschar zum Aperitif begrüßen. In den Trierzimmern wird sich an einem kostbaren Schreibtisch aus dem 18. Jahrhundert, welchen man eigens zu diesem Anlaß aus dem Depot geholt hatte, der amerikanische Außenminister ins Goldene Buch der Stadt München eintragen…

Max-Joseph-Saal
Max-Joseph-Saal
Im Kaisersaal
Im Kaisersaal


44 Antworten zu “Die Ruhe vor dem Sturm,…”

  1. Ich war mal bei der Grimme Preis Verleihung in Marl dabei. Da war der NRW Ministerpräsident angesagt und gleichzeitig ging eine Bombendrohung ein. Da würde genauso ein Aufstand gemacht. Wir mussten unsere Ausweise zeigen und das ganze Equickment wurde durchsucht. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend und einen tollen Sonntag. L.G.

    • Oh, ja, der Trubel, der nach einer Bombendrohung abgeht, ist schon krass, ich musste das einmal auf der Wiesn in einem der großen Zelte miterleben!…
      Hab du auch ein schönes Wochenende!

  2. Alles was ich sagen wollte ist von den anderen Schreibern treffend gesagt worden: Geld-, Steuerverschwendung. Jawohl, dieses Geld hätte für sinnvollere Dinge Sachen ausgegeben werden können.

    • Allein der Kaisersaal kostet 30.000 Euro für 24 Stunden. Das ist lediglich die „nackte“ Raummiete! Wenn ich alles zusammen aufrechne: die Kosten für die halbe Residenz, die 3.600 Polizisten/innen, etliche Hundert Sicherheitskräfte noch dazu, etwa 100 Servicekräfte, Köche, Schankkellner, Limousinen-Service, und, und, und, dann komme ich auf eine grob überschlagene Summe von ca. 1.000.000 Euronen. Für einen Abend. Für knapp fünf Stunden… Ich habe 36 Jahre Erfahrung in der Gastronomie hinter mir, und lange Zeit bei einem sehr renommierten Feinkost- und Partyservice-Tycoon gearbeiten. Ich weiß, wie es bei solchen „Events“ hinter den Kulissen zugeht. Und ich weiß auch, wie viel von den sorgfältig vorbereiteten Speisen und Getränken da im Müll landet, weil die „feinen“ Damen und Herren sich an dem ganzen Luxus schon längst überfressen haben…

      • Es ist eine Schande. Könnten die Herrschaften den Rest nicht für die Tafeln spenden? Ein Irrwitz, dass im 21. Jahrhundert es so eine Institution noch bestehen muss…

        • Tafeln dürfen keine bereits verarbeitete Lebensmittel annehmen, das ist ja das Dumme. Bei uns ist ja jeder Furz über die Maßen gesetzlich geregelt…
          Ja, an sich sollten wir bereits menschlich so weit fortgeschritten sein, dass es niemanden mehr geben dürfte, der prasst, und niemanden mehr, der nicht genug zum Leben hat…

  3. Das hätte ich mal nie gedacht, dass wir durch dich solche interessanten Einblicke bekommen würden (du vielleicht auch nicht). Sehr abstoßend, dieser Prunk und Protz. Man kann sagen: nichts hat sich geändert, es ist noch alles so wie früher. Pfui Deibel! Wenn wenigstens etwas heraus käme, aber das meiste ist bla-bla-bla.

    • Ja, in der Residenz fühle ich mich manchmal in jene alten Zeiten zurück versetzt, als ich noch bei Feinkost K.äfer (dem Senior) arbeitete, und an so einigen Gala-Diners und -Empfängen arbeitenderweise teilnehmen durfte. 😉
      So weit ich grade gelesen habe, müssen von Seiten der Amerikaner und des russischen Außenministers recht harte Töne gefallen sein. Vor allem den Amis sind Merkels Initiativen zu einer friedlichen Lösung des Ukraine-Konflikts so gar nicht recht, unsere „Freunde und Helfer“ würden lieber gestern als morgen Waffen in die Ukraine liefern.

      • Die Amis haben großes Interesse nicht nur an Waffenverkäufen, sondern auch an den Ölvorkommen in der Ost-Ukraine. Ich befürchte, dass die hier bei uns kräftig Einfluss nehmen 🙁

        • Als ich den Schreibtisch sah, an dem sich Mr. Kerry in das Goldene Buch Münchens eingetragen hat, wirkte das ganze Arrangement auf mich so, als wäre Deutschland bereits der 51. Bundesstaat der USA.

            • Mir geht’s wie dir, liebe Ingrid, ich schwanke da auch immer zwischen „würde ich gerne wissen“ und „was bin ich froh, dass ich nicht gar so viel weiß“. 😉

              • Wenn man über ‚all das‘ zu viel nachdenkt, könnte man nachts nicht mehr schlafen. Unsere Welt erscheint mir im Moment schlimmer denn je.

                • Und dazu kommt noch das Geschwafele und die Phantasiererei diverser Verschwörungstheoretiker und ihrer recht vernunftlosen Anhängerschaft. Wenn ich lese, was da manchmal abgeht, dann dreht sich mir manchmal schier der Magen um, das ist noch weitaus schlimmer als all das, was an unguten Nachrichten über uns hereinbricht.

                  • Ich will zwar keine Lanze für diverse Verschwörungstheoretiker brechen, aber die ganze Heimlichtuerei und was alles ohne unser Wissen gemacht und beschlossen wird, die mangelnde Transparenz – das alles lädt natürlich dazu ein, überall Verschwörungen zu sehen. – In der Zeit las ich gerade einen interessanten Artikel über die Einflussnahme russischer Oligarchen und ihre Kontakte zu allen möglichen Gruppierungen: Rechte in Frankreich, griechische Regierung, etc. Das sind dann FAKTEN, die aber auch wiederum zum Phantasieren einladen 😉

                    • Ja, schon, da hast du recht… Aber diese Theorien von einer amerikanisch-jüdischen Weltverschwörung, dieses Illuminaten-Getue, um nur die zwei gängigsten Verschwörungstheorien zu nennen, sind doch schon sehr abstrus und äußerst weit hergeholt… Was da nach dem Attentat auf „Charlie Hebdo“ abging! Meine Fresse! Das war ja teilweise haaresträubend ohne Ende! Allein die Diskussionen, ob der Polizist nun erschossen worden ist oder nicht, weil man auf der sehr verwackelten Videoaufnahme angeblich weder Blut noch Gehirnmasse erkennen kann! Das war an Grausamkeit, Hirnlosigkeit und Leichenfledderei kaum zu überbieten, wenn ich die Mutter des armen Menschen wäre und dies gelesen und gesehen hätte, wäre ich wahnsinnig geworden, echt.

  4. Sehr schöne Aufnahmen und vermutlich ziemlich kostspielig 😉 Was dir da aber auch so alles begegnet… 😉
    Herzliche Grüße!

  5. Für die „besseren“ Menschen nur das „Allerbeste“. Das wird sich nie ändern. Früher waren es die Fürsten, heute sind’s die Volksvertreter. Kriegstreiber waren und sind sie alle.
    Für diesen Protz leiern sie uns das letzte Geld aus den Rippen. So viele Menschen sind finanziell am Ende … wegen der Steuern und Abgaben. Es ist zum Heulen.

    Danke fürs Erzählen und auch für die Fakten in den Kommentaren.

    Montagsgruß
    Ele

    • Stimmt! Eine unserer besten Führerinnen erzählt jedesmal im Antiquarium und im Kaisersaal, wie sich anno dunnemals zu Kurfürsten’s und König’s Zeiten die Festmähler und auch öffentlichen Schauessen abgespielt haben. Als ich am Samstag ein wenig miterleben durfte, wie man sich auf diesen ganzen Prunk und Protz vorbereitet hat, sind mir ihre Erzählungen sehr lebhaft in den Sinn gekommen…
      Rund um die Residenz sind auch im Winter etliche Obdachlose zu sehen. Nicht nur ihnen, nein, allen Heimatlosen in München hätte man – unter vielen anderen – mit der Wahnsinnssumme helfen können, die da an einem kurzen Abend verprasst worden ist. Mich stimmt das nicht nur traurig, sondern auch zornig, sehr zornig sogar…
      Sehr gerne, liebe Ele!
      Herzliche Grüße!

  6. Boah! So viel Prunk und Glitzer. Die lassen’s ja krachen. Naja, wenn sie das brauchen zum Glücklichsein. Was soll man dazu sagen…

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