Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Das Bearbeiten von Fotos…

… ist keineswegs eine Erfindung der sogenannten Moderne. Ganz im Gegenteil, es wird praktiziert, seitdem gegen Mitte des neunzehnten Jahrhunderts das „Malen mit Licht“ erfunden worden ist…

… Der dritte bayerische König Maximilian II. war ausgesprochen wissbegierig und fast allem Neuem gegenüber sehr aufgeschlossen. So nimmt es nicht weiters wunder, dass er sich auch für die Fotografie interessierte…

… Das folgende Bild entstand im Jahr 1863, ungefähr ein Jahr vor dem Tode Maximilian II. Es ist ein Werk des Königlichen Hoffotografen Josef Albert, und zeigt den Clan der Wittelsbacher Königsfamilie in jenem Wintergarten, welchen Max II. über einem Seitenflügel der Münchner Residenz hatte errichten lassen. In der Mitte der Aufnahme sieht man Seine Majestät, rechts neben ihm steht sein Vater, Ludwig I., berühmt-berüchtigt für seine ungezählten Liebeleien, 1848 musste er wegen seiner Affäre mit der irischen Tänzerin Lola Montez abdanken, nachdem es in München zu heftigen Unruhen und sogar einem bewaffneten Sturm auf die Residenz gekommen war. Links von Maximilian II. sitzt seine Gemahlin, Marie von Sachsen, und schräg hinter ihr befinden sich die beiden Söhne Ludwig (der 1864 die Nachfolge seines Vaters antrat, und zum von Legenden umwobenen Märchenkönig wurde) und der jüngere Otto, nach dem bis zum heutigen Tage umstrittenen und rätselhaften Tod des Bruders geriet er zum Schattenkönig, bis an sein Lebensende wegen schwerer Geisteskrankheit im Schloß Fürstenried bei München interniert…

… Dieses Foto wirkt, als sei es während eines sehr geselligen Familientreffens der Wittelsbacher gemacht worden. Doch der Schein trügt. In Wahrheit handelt es sich um mehrere Bilder, die von Josef Albert zu unterschiedlichen Zeitpunkten von den diversen Familiengruppierungen aufgenommen, und danach recht geschickt zusammengesetzt worden sind…

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23 Antworten zu “Das Bearbeiten von Fotos…”

  1. Solche alten Fotoarbeiten mag ich sehr, herzlichen Dank für die Erklärung, wer da wo zu sehen ist. Für alte Fotos aus dem „Privatarchiv“ würde ich mir das manchmal auch wünschen.
    Und ja genau, Lola Montez. Wo du es schreibst, fiel mir die Geschichte auch wieder ein.

    Liebe Grüße
    Ute

    • Sehr gerne, liebe Ute. 🙂 Arte hat vor einer Weile eine sehr interessante mehrteilige Dokumentation über die Kindertage der Fotografie ausgestrahlt – höchst sehenswert!
      Da schlugen die Wellen damals sehr, sehr hoch! Immer wenn ich über die Lola-Montez-Affäre lese, dann kommt mir Monica Lewinsky in den Sinn. :mrgreen:
      Liebe Grüße!

  2. Danke für die interessanten Einblicke der Geschichte. Egal ob Bildbearbeitung oder die Münchener Schickeria von früher 😉 Immer sehr lesenswert.
    Liebe Grüße aus dem Norden
    Birgit

    • Stimmt, liebe Ingrid, das ist König Ludwig I. gewesen. 😉 Wobei er eigentlich weitaus mehr Zeit in Italien – und diversen Liebschaften dort – verbracht hat, als in der Pfalz…
      Ja, vor allem in der Mode- und Werbefotografie wird schon getrickst auf Teufel komm ‚raus… Und was unsere Medien anbelangt, da muss man mittlerweile sehr auf der Hut sein, siehe Pariser Trauermarsch…
      Liebe Grüße!

  3. Schön, wie du das alles erklärt hast, liebe Margot. Ja, schon damals gab es also die Bildbearbeitung…
    Ich habe mal in einem Buch gelesen, dass, wenn damals z.B. ein Königs-oder Fürstensohn eine passende Ehefrau suchte, diesem von Künstlern gemalte Portraits der „Bewerberinnen“ gezeigt wurden. Interessant war, dass diese auch in dem Sinne „bearbeitet“ wurden, indem die Dame einfach schöner gemalt wurde, als sie in Wirklichkeit war – z.B. schlanker, mit volleren Lippen, reinerer Haut, einer hübscheren Nase und strahlenderen Augen – genau so, wie man heute viele Promis und Nichtpromis mittels Photoshop „verschönert“.
    LG von Rosie

    • Danke, liebe Rosie! 🙂
      Ja, das hat sich in der Tat so zugetragen. Man hat von der – häufig gezwungenermaßen – Auserwählten eine Miniatur angefertigt, und diese dann zum Bräutigam geschickt. Und nicht selten hat es dann beim ersten persönlichen Zusammentreffen ein gar böses Erwachen gegeben. :mrgreen:
      Ich habe mal irgendwann irgendwo eine sehr interessante Doku gesehen, in deren Verlauf man nicht eben attraktive „Normalbürgerinnen“ mit allerlei Kunstgriffen in strahlende Schönheiten verwandelt hat. Da musste ich schon sehr staunen!
      Liebe Grüße!

  4. Eine tolle Erklärung. Hast du klasse beschrieben. Der Fehler oben ist mir auch sofort aufgefallen. Aber selbst wenn man es weiß , das das Bild zusammengestellt ist. Ist es sehr schön. Dir noch einen schönen Abend und ein tolles Wochenende. L.G.

    • Vielen Dank, lieber Lutz. 🙂 Mir ist der Fehler eigentlich gar nicht aufgefallen, und wäre es wohl auch nie, wenn nicht der Worti und du mich darauf aufmerksam gemacht hättet. 😉
      Danke, dir auch einen feinen Abend und ein unbeschwertes Wochenende!

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