Erst als es draußen stockfinster war, die aufgestellten Talglichter halfen nicht viel, da sie lediglich einen kleinen Umkreis erhellten, durfte ich gehen. Das liebenswerte Fräulein, Anna von Steinern mit Namen, und nur wenige Jahre älter als ich, geleitete mich durch düstere, ineinander verschlungene, enge Korridore in den großen Schlafsaal hinauf. Denn Jakob, mein Jakob, war nicht gekommen, wie er es versprochen hatte.
„Nimm es dir nicht so sehr zu Herzen, kleine Adelheid. Wer weiß, was ihn aufgehalten hat. Das Leben als Dienstbote an diesem Hofe kann unberechenbar sein, man weiß nie, was einen während des Tages erwartet… Ich habe meine Schlafstatt zwar nicht hier, aber ich verspreche dir ganz, ganz fest, dass ich gleich morgen früh nach dir sehen werde.“
Sie schenkte mir noch ein kaum wahrnehmbares, scheues Lächeln, nahm ihr winziges Talglicht auf und wandte sich der steilen Wendeltreppe zu. Ich tastete im Finsteren nach meiner Truhe, öffnete sie…
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