Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Vater- und Freundesliebe…

… Die wohl innigste und am längsten währende Männerfreundschaft des alten Hollywood bestand ohne Zweifel zwischen Stan Laurel und Oliver Hardy, gemeinhin als Dick und Doof bekannt. Sämtliche Höhen und Tiefen des Filmgeschäfts jener Tage, der Wechsel von Culver City’s Comedy-Fabrik (doppeldeutig „Lot of Fun“ genannt) in die boomende Zelluloid-Metropole an Amerika’s Westküste, Tops und Flops, etliche ausgedehnte Theater-Tourneen – auch nach Europa – Zwistigkeiten mit Studiobossen und Produzenten wegen unfairer Verträge und schluderiger Drehbücher schweissten die Beiden zusammen, viele Jahrzehnte lang waren sie quasi unzertrennlich und einander auch nach Drehschluß eng verbunden…

… Bei den Auseinandersetzungen und Verhandlungen in den Studio-Büros und Chefetagen war übrigens in der Regel Stan Laurel der führende Kopf. Er war alles andere als einfältig und naiv, sondern ein äußerst versierter und kreativer Drehbuch-Autor (der aber seinen Partner stets mit einbezog), ein gewiefter Verhandlungsgegner, bei den meisten Filmen der Zwei führte er sogar die Regie und nahm sich des Schnitts an, obwohl er im Abspann nie als Regisseur oder Editor genannt worden ist. Und er war ein Schürzenjäger, ein Charmeur, der ungezählten Damen den Kopf verdrehte, und insgesamt zwölf Mal mit seinen vier Ehefrauen verheiratet gewesen war. Oliver Hardy überließ seinem Kompagnon ausgesprochen gerne den aktiven Part, er war ein Connoisseur, der sich in seiner Freizeit mit Vorliebe dem Golfen, welches er gar meisterhaft beherrschte (über viele Jahre hinweg räumte er auf sämtlichen Turnieren in und um Hollywood die Preise ab), den Tafelfreuden (er konnte himmlisch gut kochen!) und den Pferdewetten widmete – letztere kosteten ihm ein Vermögen…

… Als Kleinkind war „Doof’s“ Tochter, Lois Laurel-Hawe, „Babe“ Oliver Hardy sehr zugetan. Er war wie ein lieber, vertrauter Onkel für sie. Doch als sie älter wurde, entwickelte sie eine große Abscheu gegen den Partner und Freund ihres Vaters. Denn in den Filmen der Beiden pflegte dieser ihren Papa stets zu verhauen! Den kinderlosen „Babe“ Hardy schmerzte diese Zurückweisung sehr. Da schrieb Stan Laurel eigens ein Drehbuch für einen Kurzfilm, an dessen Ende der „Dick“ vom „Doof“ mal so richtig Kloppe bekommt. Der Streifen erfreute sich beim Publikum – und natürlich bei Klein-Lois! – großer Beliebtheit. Danach schloss Laurel’s Tochter Oliver Hardy erneut in ihr Herz, bis dieser am 7. August 1957 verstarb…


20 Antworten zu “Vater- und Freundesliebe…”

  1. Interessant schließlich kommt es oft vor, dass Partner im Showbiz sich ‚hinter der Bühne‘ gar nicht gut verstehen. Ich denke öfters an die beiden, immer, wenn sich im Menschengedränge einer mit seinem Rucksack plötzlich umdreht … Dann denke ich immer an die Szene mit der Leiter *g*

    • Zeitzeugen, welche die Beiden noch persönlich kannten, versicherten immer wieder, dass es zwischen ihnen so gut wie nie zu Reibereien kam. Sie harmonierten perfekt miteinander, obwohl sie doch eigentlich so gegensätzliche Persönlichkeiten waren…

    • Das sind sie in der Tat. Wobei ihre Filme und Slapstick-Einlagen noch so etwas wie Tiefgang hatten, verglichen mit den heutigen „Comedy-Stars“… 😉
      Ich wünsche dir auch einen wunderbaren Tag!
      Sehr gerne!

  2. Schöne Geschichte einer Freundschaft. Und es ist ein Irrtum zu glauben, wenn jemand vor der Kamera „doof“ spielt, dass er es im richtigen Leben auch ist. Clownerie und die Leute zum lachen zu bringen, ist eines der schwersten Fächer. Das kann nicht jeder. „Dick und Doof“ waren Könner.
    Liebe Grüße
    Ute

    • Lois Laurel-Hawe hat diese Anekdote in einem ihrer seltenen Interviews erzählt, das gestern Abend im Rahmen einer Dokumentation über Stan Laurel und Oliver Hardy ausgestrahlt worden ist. 😉
      Sich vor der Kamera oder auf der Bühne dumm und unbedarft stellen gelingt in der Tat nur den Könnern. 😉
      ♥liche Grüße!

  3. Für Dick und Doof konnte ich mich wegen der – wenn auch lustig dargestellten, so doch aber trotzdem Gewalt – nie erwärmen. Deinen Text habe ich gerne gelesen und die Feinfühligkeit für die Gefühle der kleinen Lois gefällt mir.
    Über eine wunderbare Eltern-Kind-Beziehung ohne Macht und Gewalt berichten Arno und André Stern in ihrem Buch „Mein Vater – mein Freund“ http://www.youtube.com/watch?v=A-_F9gXppQo

    • Je nun, die dargestellte Gewalt in Laurel und Hardy’s Filmen war auch nicht schlimmer als das, was in unseren Kindercliquen auch des Öfteren vorgekommen ist – Klapse, Rempeleien, an den Haaren ziehen… 😉
      Danke für den Link!

  4. Dieser Film war wohl der Genialste, den sie jemals gedreht haben,
    man achte auf die Kleinigkeiten, wie oft ich den schon gesehen habe, kann ich nicht sagen, meistens ohne Ton, aber für mich gehören sie zu den besten Komikern aller Zeiten und das sind nicht viele. Nun ich lebe ja auch schon etwas länger, als manche von Euch, richtige Komik kann man nicht lernen, die liegt im Blut.

    • Für „The Musicbox“ haben die Beiden ja auch 1932 den Oscar bekommen. 😉
      Das waren Genies, wahre Vollblutkomiker, und ausgesprochene Lebenskünstler! Ich bin mit ihren Filmen und Sketchen aufgewachsen, liebe Gertie. 😉
      ♥liche Grüße!

      • Das muss wohl einer der ersten „Oskars“ gewesen sein, ich kenne mich da nicht so gut aus, ausserdem war ich da noch nicht geplant, 100 Jahre bin ich nun noch nicht alt, he,he.
        Aber wen hälts denn Du für den besten Komiker unserer
        Zeiten ? Das würde mich dann auch mal interessieren.
        Für mich ist das 1. Heinz Ehrhard und 2..Harpe Kerkeling.
        Muss dazu sagen, das in Deutschland. Es gibt bestimmt auch in anderen Ländern gute Komiker, aber ich bin ehrlich, da habe ich keine Ahnung.
        Kann aber sagen, dass mich der englische Humor nicht gerade anmacht.

        • Also, für mich ist Freddy Frimpton, der in dem Sketch „Dinner for One“ den Butler spielt, der immer für die verblichenen Liebhaber der Lady Sophie mittrinken muss, einer der größten Komiker. Ich habe schon etliche Neuinszenierungen dieses Bühnenspaßes anschauen dürfen/müssen, an Mr. Frimpton ist bislang noch niemand auch nur annähernd heran gekommen. Und dann natürlich – außer Oliver Hardy und Stan Laurel – Charlie Chaplin. Der war schlicht und ergreifend genial… In Deutschland würde ich in jedem Falle Heinz Erhard sagen.

          • Ok, da gebe ich Dir recht, aber ich sagte ja auch Deutschland,
            ja natürlich Charllie Chaplin, den darf man nicht vergessen und Freddy Frimpton, aber von dem kenne ich nur „Dinner for One“.
            Aber aus der heutigen Zeit fällt Dir auch keiner ein, oder ?
            Wer hat heute schon noch Humor ????? 😀

            • Nein, so richtig gute Komiker aus der heutigen Zeit fallen mir gar keine ein. 😉
              Der Humor heutzutage in Film und Fernsehen hat irgendwie stets so etwas Plattes, Abgenudeltes…

    • Als ich die Dokumentation über die Zwei gestern Abend im Fernsehen verfolgte, war ich sehr fasziniert. Und die Anekdote, von Lois Laurel-Hawe in einem ihrer sehr seltenen Interviews persönlich erzählt, hat mich sehr berührt. Es gibt nicht viele Stars, die dergleichen getan hätten…

  5. Die Beiden waren die Stars der Stummfilmzeit. Ein muß für uns als Jugendliche. Aber du hast recht Freddy Frinton ist auch ein großer Komiker. Auch ein muß an Silvester. L.G. Ludger

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