Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

„No e Wili!“…

… Im Jahr 1457 wurde Stein am Rhein freie Reichsstadt – und weckte seiner strategischen Bedeutung wegen Machtgelüste bei den Habsburgern, vertreten durch den benachbarten hegauischen Adel. Zum Schutz des Ortes wurde deshalb ein Bündnis mit den Städten Zürich und Schaffhausen geschlossen, die Diskussionen über die Notwendigkeit eines solchen Paktes entzweite die bis dahin so einige Bürgerschaft…

… Hans Latzer, der Bürgermeister, hatte sein gesamtes Vermögen für den Loskauf Stein am Rheins und die Ernennung zur freien Reichsstadt aufgewandt. Er galt als hart und despotisch, und sehr darauf erpicht, dank seines Amtes materielle Vorteile zu erheischen. Dies und seine Sympathie für die Österreicher verschafften ihm eine harte Gegnerschaft. Latzer wurde, als ruchbar geworden war, dass er mit dem Junker von Twiel nächtliche Verhandlungen betreffs einer Übergabe Stein am Rheins geführt hatte, der Prozess gemacht…

… Doch es gelang ihm, den Verdacht des Verrates von sich zu weisen, er kehrte in Amt und Würden zurück, setzte allerdings sein die Gesetze missachtendes Ränkespiel fort. Der Legende nach versammelten sich in einer finsteren Nacht im Jahre 1478 die bewaffneten Reiter der Habsburger am gegenüber liegenden Rheinufer unweit der Stadt, um sie in Besitz zu nehmen. Doch ein wackerer Bäckergeselle entdeckte die sich zum Ansturm vorbereitende Truppe. Sein beherzter Ruf „No e Wili!“ (Noch ein Weilchen!) hielt die Angreifer zurück und alarmierte zugleich die Bürgerwehr, der Übergriff konnte vereitelt werden. Hans Latzer wurde in Haft genommen, erneut veurteilt und aus Stein am Rhein verbannt…


33 Antworten zu “„No e Wili!“…”

  1. Nach den Bilder zu urteilen, wird auch heute noch häufig „No e Willi!“ gerufen. 🙂 Alles wirkt ein bisschen verschlafen. Was dann zur Erholung ganz gut ist. deswegen bist du ja in der Gegend unterwegs. 😉

  2. Die Malereien begeistern mich einfach, sie sind so phantastisch.
    Aber auch die Fassaden, Erker und Tore sind wunderschön. Es gefällt mir, dass du dich auch mit der Stadtgeschichte auseinander setzt. So lernen wir alle noch ein wenig dazu.

    • Das ganze Stadtbild ist schier überwältigend! 🙂
      Ja, das muss doch sein, dass man sich ein wenig über den Ort kundig macht, zu dem man reist. 😉

  3. Interessante Infos über eine Stadt.
    Aber sag mal, was ist mit Deinen Beiträgen los: wenn ich den Reader öffne und mir die abonnierten neuen Posts anschauen will, muss ich ziemlich warten, bis z.B. bei dieser Post-Vorschau sich mehrere Dutzend Fotos geöffnet haben? Auch solche, die nicht im Artikel stehen.

    • Das ist mir bei anderen Blogs im Reader auch schon passiert, das ist vermutlich eine WP-Fehlfunktion, bei mir hat sich das nach ein paar Tagen wieder von selbst gegeben…

  4. Ich bin begeistert von solchen alten Städten. In Bayern nennt man das Lüftelmalerei und dort? Ich finde es wunderbar, wenn man diesen mittelalterlichen Charakter erhält um so besser!!! Richtige Kunstwerke sind das, liebe Grüsse Kalle

    • Ich auch! 🙂 Wie man die Fassadenmalerei in der Schweiz nennt, weiss ich leider nicht…
      Das ganze Städtchen mutet wie ein Schmuckkästchen an – einfach nur schön!
      Liebe Grüße!

  5. Ganz wunderbare Wandmalereien, Tore und Erkerchen. Zauberhaft diese rosenumkränzte Tür. Ich habe nicht gewusst, dass Stein am Rhein so schön ist. du zeigst es uns ja in all seiner Pracht.

    (Mein Computer kommt allerdings tüchtig ans Arbeiten wegen der großen Fotos …)

  6. … so mußte der Herr Bürgermeister also am Ende doch noch die Konsequenzen seines Handelns tragen … Sehr interessant – diesen geschichtlichen Hintergrund kannte ich auch noch nicht. Und die Häuser sind wirklich wunderschön – diese Verzierungen und gut erhaltenes bzw instandgesetztes Fachwerk .. Ganz besonders gut gefällt mir die blumen-umrankte Türe 🙂

    • Wenn ich das richtig gelesen habe, dann wird diese „No-e-Wili!“-Legende in Stein am Rhein auch im Sommer in der historischen Stadtkulisse von einer Laienbühne aufgeführt.

  7. Deine Bilder sind soooo toll!! Die Fassaden sind schlichtweg umwerfend und so gut erhalten.
    Danke fürs Zeigen!

    Einen lieben Gruß!

  8. ganz toll beschrieben
    manche stehen ja mehr auf moderne Architektur aber ich finde, die alten Häuser und Fachwerke haben einen besonderen Charme – allerdings in einigen von denen möchte ich nicht unbedingt wohnen. 😉

    • Danke schön, liebe Hilde! 🙂
      Ich finde auch, dass diese alten Fachwerk- und bemalten Erkerhäuser einen geradezu umwerfenden Charme haben. Meine Familie und ich wohnten Jahrzehnte lang in einem ca. 200 Jahre alten ehemaligen Schulhaus, das ist bisweilen schon abenteuerlich gewesen – aber ich habe dieses Haus sehr geliebt, vor allem den geheimnisvollen Speicher…

  9. Weshalb soll der an sich nichtssagende Ruf „No e Wiili!“ die Angreifer zurückgehalten haben,und was meinte der ausrufende Bäckergeselle damit?

      • Besten Dank für die Antwort. Da hat sich also ein Militärverband wegen bloss eines Bittrufs aus dem gegnerischen Lager beeindrucken lassen und sich anders besonnen? Gibt es keine tieferen Grund für den Abbruch einer militätischen Expedition?

        • „No e Wiili“ ist ein Legende. Inwieweit sie auf Wahrheit beruht bzw. ob es andere, triftigere Gründe für das Fehlschlagen des Angriffs gab, kann ich als Laie nicht sagen, da wenden Sie sich am besten an Schweizer Historiker bzw. das Rathaus oder die Touristen-Information von Stein am Rhein.

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