Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Carlos Santana – ein alter Freund…

… Dieses ausgesprochen sehens- und hörenswertes Schmankerl hab‘ ich beim Stöbern auf YouTube ausgegraben. Aufgenommen wurde die mitreissende Interpretation des Santana-Klassikers „Jingo“ während einer Jubiläumsveranstaltung des Jazzfestivals von Montreux im Jahre 2006…

… Carlos Santana und seine Band begleiten mein Leben seit über vierzig Jahren. Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß meine Schulkameradinnen und ich während der langen Zugfahrt von Berchtesgaden zur Realschule nach Bad Reichenhall fasziniert den befeuernden Klängen lauschten, die blechern und verzerrt aus dem Lautsprecher eines Kassettenrekorders drangen. Für meine Ohren war die Mixtur aus Hardrock, Blues, südamerikanischer Rhytmen und afrikanischen Einflüssen eine Offenbarung, der Kommentar meiner Eltern lautete schlichtweg: „A so a grausige Negermusi‘!“…

… Als ich etliche Jahre später als Bedienung in der Schönauer Gaststätte „Bergwirtschaft“ arbeitete, waren die regelmässigen Konzerte von Santana in der Münchner Olympiahalle ein MUSS! Es gab eine recht sympathische Clique, welche sich „Die Milde Dreizehn“ zu nennen pflegte, ausgesprochen humorvolle und einfallsreiche Burschen, denen ich mich angeschlossen hatte. Sie zeichneten nicht nur für das Organisieren und Gestalten unseres ortseigenen Faschingszuges, sondern auch für allerlei Schabernack in und um unseren Heimatort verantwortlich. Jedes Santana-Konzert geriet für uns zum Fest der Sinne! Zumeist brausten wir gen Mittag im Tross in die Landeshauptstadt, schon Stunden vor Konzertbeginn nahmen wir unsere Plätze nebst einem ansehnlichen Sortiment mit Dosenbier und Brotzeit gefüllten Kühltaschen ganz, ganz vorne an der Bühne ein, um unserem großen Idol nur ja möglichst nahe zu sein! Voller Leidenschaft und mit donnernden Ovationen applaudierten wir, bis die Hände taub waren, tanzten, hüpften, rockten, was das Zeug hielt, verausgabten uns, bis jeder Muskel im Leibe einschließlich der Stimmbänder schmerzte und den Dienst versagte. Nur ein ausgedehnter Aufenthalt in einer der Ende der Siebziger angesagten In-Kneipen (und bei Mc.Don.alds) konnte anschließend für die Wiederherstellung unserer Lebensgeister sorgen…

… Während eines Auftritts in München hatte Santana einen afroamerikanischen Sänger an seiner Seite, Greg Walker, ein ebenholzfarbener Hüne mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze und einer schlichtweg umwerfenden Stimme, mal sanft und seidig weich schmeichelnd und schnurrend, mal hinreissend röhrend und schallend wie die Trompeten von Jericho. Ich war hin und weg! Und so was von verliebt! Noch im Morgengrauen nach diesem Konzert setzte ich mich hin und schrieb eine Erzählung: Ein sehr berühmter, dunkelhäutiger Rock-Sänger, schön wie ein Gott und wohlhabend in einer Luxuxvilla in Beverly Hills hausend, liest eines Tages am Straßenrand eine kranke, ausgezehrte, junge Landstreicherin auf (selbstredend mein Alter Ego!), nimmt sie zu sich, pflegt sie gesund und verliert – wie soll’s auch anders sein! – sein Herz an sie, nach etlichen Irrungen und Wirrungen gibt es natürlich ein Happy End! Leider, leider ist bei einem meiner ungezählten Umzüge während meiner Wilden Jahre dieses Manuskript verloren gegangen…

… Ich schätze den Großen Meister auch wegen seiner Allürenlosigkeit. Steht auf den Plakaten und Annoncen zu lesen: „Konzertbeginn 20:30 Uhr“, kann man getrost die Uhr danach stellen. Es gibt keine spektakulären Kostüme, keine irrwitzigen Tanzeinlagen, keine hochtechnisierte Lichtshow voller Spezialeffekte. Keine Playbacks – wo Santana live draufsteht, ist auch ausschließlich Santana live drin. Carlos Santana und seine Band sind zwar im Laufe einer über vierzigjährigen Karriere ein paarmal in der Versenkung verschwunden, haben allerdings stets auf bemerkenswerte Art und Weise für eine erkleckliche Anzahl Comebacks gesorgt, nicht zuletzt im Jahre 2001, als die CD „Supernatural“ mit acht Grammys ausgezeichnet worden ist…

… Carlos Santana’s Laufbahn mit all ihren Höhen und Tiefen ist so gut wie skandalfrei. Über sein Privatleben gibt es lediglich spärliche Informationen. Vor einer geraumen Weile gelangte einmal sein Bekenntnis an die Öffentlichkeit, daß er als Jugendlicher von einem nahen Verwandten missbraucht worden war. Da mir als junges Mädchen dasselbe widerfahren ist, fühle ich mich diesem Menschen natürlich noch mehr verbunden. 2007 wurde nach 34 Jahren seine Ehe geschieden, er hat drei Kinder aus dieser Verbindung, 17, 22 und 23 Jahre alt. Seit langem schon ist Carlos Santana sozial engagiert, er hat eine eigene Stiftung ins Leben gerufen, welche Kindern aus armen Familien eine gute Schulbildung ermöglicht. In San Franzisco gibt es ihm zu Ehren sogar den Santana-Tag – am 6. Juni…

… Ich glaube nicht, daß ich einmal das große Glück haben werde, diesem herausragenden Menschen und Musiker richtig zu begegnen. Und doch zählt er seit über vierzig Jahren zu meinen engsten Freunden. Und Seelentröstern. Wenn mich der Depri und Mutlosgkeit zu packen drohen, wenn ich schlecht drauf bin, unlustig, trübsinnig, dann gibt’s von Carlos Santana und Band was auf die Ohren. Hilft zuverlässig. Minuten später: Frau Mitte Fünfzig rockt mit verzücktem Lächeln durch die Bude…  😉

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25 Antworten zu “Carlos Santana – ein alter Freund…”

  1. Santana ein Muß für unsere Generation.
    Nicht alle Songs von ihm gefallen mir, aber er gehört auch für mich zu einem der größten.
    Danke für den Song und die umfangreichen Informationen.

    Liebe Grüße
    Bbdüm

    • @BbdüM: Stimmt, er ist für unsre Generation wirklich so was wie ein Muß. 😉
      Gerne! Mir ist das beim Anschauen und Hören dermassen ins Gebein gefahren, das wollte ich euch nicht vorenthalten!
      Herzliche Grüße!

  2. Ach ja, der Carlos begleitet mich auch schon lange. Zu seinem Samba Patie (schreibt man das so?) habe ich damals in der Tanzstunde Blues tanzen gelernt. Und es gibt noch paar andere erinnernswerte Erinnerungen im Zusammenhang mit seiner Musik.

    • @chinomso: Der Samba Pa Ti wurde in unserer Lieblingsdisco stets am Anfang der sogenannten „Schmuserunden“ gespielt. 😉
      Ich habe viele, viele Lieblingsstücke von Carlos Santana, das vielleicht bemerkenswerteste ist der letzte Song seines weniger bekannten Albums „Havana Moon“, „Vereda Tropical“. Dies war die Serenade, welches Santana’s Vater, selbst ein in Mexico recht bekannter Musiker, seiner Liebsten zu singen pflegte, wenn die beiden einen Ehestreit gehabt hatten. 😉

  3. *sabber* *lechz*
    Ich bin schon seit den 70ern ein Fan von Carlos, respektive Santana 🙂 Hab hier noch einen ganzen Teil Schallplatten stehen 🙂

    Ich glaub, ich werf gleich mal Black Magic Women, Oye Como Va und Samba Pa Ti an 🙂

    • @Worti: *Hihi!* Ich habe auch beinahe alle Alben und CD’s von Carlos Santana und Band! 😉
      Ich werd‘ mir jetzt gleich noch mal diese Version von „Jingo!“ ‚rein ziehen! 🙂

  4. hallo ..SCHÖN
    man braucht nur den Namen lesen und diese Musik klingt im Kopf..der Ohrwurm
    einen lieben Gruß vom katerchen der es nach ewiger Zeit mal geschafft hat ..wordpress ..da läd der Kasten ewig und nichts kommt 🙁

    • @katerchen: Da hast du Recht, alleine beim Namen nennen oder lesen hat man diesen unverkennbaren Sound im Ohr. 🙂
      Ich glaube, man hat zur Zeit bei WP wieder einige Problemchen, gestern hat’s unendlich lange gedauert, bis ich dieses Musik-Video installieren konnte.
      Herzliche Grüße, wünsche dir einen guten Wochenstart!

  5. Ich mag Santana auch, liebe Freidenkerin 🙂 Allerdings kann ich diese mitreißenden Rhythmen nicht immer hören. Da muss bei mir die Stimmung passen. Aber so geht es mir im Grunde mit jeder Art von Musik 😉

    Liebe Grüße
    Lilo

    • @Lilo: So geht’s mir mit ABBA. Die höre ich seit Jahrzehnten ebenfalls sehr gerne, kann sie aber nicht immer ertragen, und nicht viel davon. 😉
      Herzliche Grüße! Hab eine gute und schöne Woche!

    • @Gudi: Gell, das ist er! Und irgendwie so zeitlos. Und seine mittlerweile 62 Jährchen sieht man ihm keinesfalls an, wenn er auf der Bühne agiert und seinen unvergleichlichen Sound zum Besten gibt! 🙂
      Herzliche Grüße, dir auch einen schönen Wochenstart!

  6. Er war etwas vor meiner Zeit, so dass ich das Lebensgefühl um ihn herum nicht aufsaugen durfte. Außerdem mag ich den surrenden Gitarrensound nicht. Das große Comeback vor ein paar Jahren um „Supernatural“war mir zu gehypt. Nette Musik, in der sich ein paar Stars sonnen durften , mehr nicht. Meine Meinung.

    Was man ihm aber tatsächlich lassen muss, ist, dass er eine ganze Musikrichtung geprägt hat und er wirklich erdig rüberkommt.

    • @Donkys Freund: Mei, Geschmäcker sind halt mal verschieden, gottlob, stell dir mal vor, jedem von uns würde das gleiche gefallen. 😉
      Carlos Santana hat allerdings nicht nur eine ganze Musikrichtung gepflegt, während seiner vierzigjährigen Karriere hat er auch stets versucht, andere Stilrichtungen vom Jazz über Pop, auch Folk bis zum Techno mit einfliessen zu lassen. Und junge Künstler mit einzubeziehen, daher tummeln sich auf „Supernatural“ etliche Stars. 😉
      Liebe Grüße!

  7. Da hast Du Recht. Ich meine auch nicht „gepflegt“, sondern „geprägt“. Weil er zuerst den Latin, zusammen mit dem Jazz in die Rockmusik gebracht hat.
    Supernatural dann ist „Pop“. Aber nicht mehr stilprägend, wie ich finde.

    • @Donkys Freund: Ja, war ein Vertipperer, ich hab auch „geprägt“ gemeint. 😉
      Supernatural geht halt wieder mal in eine ganz andere Richtung, da lässt Santana sich von anderen Einflüssen prägen anstatt das selber zu tun, da hast du Recht.

    • @Worti: Anfangs war ich begeistert: Toll, was sich der olle Carlos da wieder hat einfallen lassen! Ich muß aber sagen, daß ich mich dann relativ schnell an „Supernatural“ quasi abgehört hab‘, ich leg‘ die Scheibe mittlerweile nur mehr äußerst selten auf.

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